494. Coucordate der neuern Zeit
jederzeit berü>ſihtigen, Alle übrigen Diöceſangeiſtlihen haben fich in allen kitch:
lichen Angelegenheiten ‘nur an ihren Biſchof (Erzbiſchof) zu wenden.“ $. 22:
„Zaren oder Abgaben, von welcher Art ſie auch feien und wie fie auch Namen
haben mögen, dürfen weder von inländiſchen noch ausländifchen geiſtlichen Behör:
den erhoben werden. Die Erhebung von Erpeditionsgebühren hängt in jedem
Staate von der landesherrlichen Beſtimmung ab.“ $. 23: „Die Decanate wer:
den unter gemeinfchaftlichem Cinverftändniffe der Regierungs- und biſchöflichen
Behörden mit würdigen Pfarrern, welche auch in Verwaltungsgeſchäften geübt
ſind, beſet.“ $. 34: „Jeder Geiſtliche wird, bevor er die tirchliche Inſtitution
erhâlt, dem Oberhaupte des Staates den Eid der Treue ablegen, dem Biſchof aber
den fanoniſhen Gehorſam angeloben.“ $. 39: „Den Geiſtlichen ſowie den
Weltlichen bleibt, wo immer ein Misbrauch der geiſtlichen Geroalt gegen ſie ſtatt:
findet, der Recurs an die Landesbehörden.“ Wie wenig Pins VIIL mit dieſem
in dem landesherrlichen Schug- und Auffichtseechte‘ fo fehr begründeten Beſchluß
und der Anwendung deſſelben zufrieden war, geht aus feinem an den Erzbiſchof
von Freiburg und die Bifchöfe von Mainz, Rotenburg, Limburg und Fulda (vom
30. Jun. 1830) erlaſſenen misbilligenden Schreiben hervor. Die landesherr-
lichen Genehmigungsedicte und die Verhandlungen, welche ihnen vorausgin-
gen, ſeßen außer Zweifel, daß die vereinigten evangeliſchen Fürſten, fo wenig vie
Preußen und Hanover, mit Rom ein Concordat in Form eines Staatsvertrags
abſchließen wollten. Dennoch wird es ſtets ein auffallendes Ereigniß ‘bleiben,
daß evangeliſche Fürſten durch die ſtattgefundene Bereinigung über die Herſtel-
fung der Bisthümer in ihren Staaten dem cömifchen Stuhle einen Einfluß auf
dieſelben zuzugeſtehen und ſo mittelbar den altherkömmlichen Primat des Papſtes
auzuerkennen vermochten.
Die Niederlande. Von jeher bildete die Mehrzahl der belgiſchen Prieſter
eine Dppoſition gegen die weltliche Macht. Der Haß, von dem die Holländer, Fla-
máänder-und Wallonen, beſonders ſeit der ſogenannten Reſtaurationsperiode, gegen
einander angefüllt ſind, iſt das Werk des Über Belgien und Frankreich ſich weit ver:
zweigenden Jeſuitismus und Ultramontanismus, welcher, gegen die politiſchen Jn:
tereſſen des Königreichs ſich richtend, zulegt das Triebrad der Umwälzung der be-
ſtehenden Verhältniſſe wurde. Bei den unaufhörlichen Einwirkungen dieſer jeſui-
tiſchen Nichtungen und bei dem höchſt ungünſtigen Verhältniß der Regierung zum
römiſchen Stuhl, war es eine ſchwer zu lôſende Aufgabe für die erſtere, die verwor-
venen Ticchlichen Angelegenheiten des Königreichs ducch den Abfehluß einer billigen
Ubereinfunft mit Rom: zu- ordnen. | Es wurden zuerſt dur den niederländiſchen
Geſandten in Rom, Grafen Reinhold , und dann mit dem päyſtlichen Nuntius
Taſalli, Erzbiſchof von Tyrus, im Haag (1822) Unterhandtiungen angeknüpft, ohne
daß ſie jedoch zum Ziele führten. Es verlangte dieſer Cardinal auf den Grund
ſeiner geheimen Juſtructionen die Wiederherſtellung der geiftlichen Gerichtsbarkeit,
ſowie die Dotation der Bisthümer durch Staatsdomainen. Die Abgeneigtheit des
Königs Wilhelm, auf eine Liſte der Befigungen einzugehen, welche die belgiſche
Geiſtlichkeit wünſchte und die der Cardinal übergab, war die Urfache ſeiner plöglis
chen Abreiſe im Jahre 1824. Von jegt an war für das Königreich eine glückliche Kris
ſis eingetreten. Der König, gut berathen, hatte die Neigung zum Goncordiren verlo:
ren und erließ zur Freude aller Unbefangenen im Lande die berühmten Verfügungen
vom Jun. 41825, vermöge welcher die kleinen Seminarien geſchloſſen wurden, und
die Errichtung eines. philoſophiſchen Collegiums zu Löwen für die Bildung künf-
tiger Priefter angeordnet ward. Eine ſo ausgezeichnete Jnſtitution, wodurch die
kirchliche Wiſſenſchaft aus der Verkummerung des Treibhauſes dumpfer Kloſter-
mauern in den befruchtenden Sonnenſchein des Lebens verſeßt wurde, war füc Alle
im Lande, in deten Augen Humanität und Aufélärung keine bedeutungsloſen Worte
Mi
Y
vn
-
IM