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Regie:
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Contagium und Miasma 519
len werden; ein folches Luftverderbniß nennt man Miagma uiooıo), gleich
ſam eine Verunreinigung oder Befle>ung. Man ſieht leicht, daß beide Aus-
drücke, Contagium und Miasma, etwas durchaus Verſchiedenes bezeichnen und
nicht verwechſelt werden dürfen, aber die bezeichneten Sachen ſelbſt treten oft
mit einander in Gemeinſchaft. Eine miasmatiſche Krankheit kann zugleich ei-
nen Anſte>ungsſtoff erzeugen, wie Typhus, Faulfieber, Ruhr, Peſt, gelbes Fies
ber, Influenza und andere mehr, und ſie verbreitet ſich dann auf die noch ge:
funden Individuen durch beide Wege zugleich; aber fie kann auch von allem Un:
ftedenden frei bleiben und daher bloß als Epidemie und Endemie haufen, wie
Mechfelfieber, Keuchhuften, Croup, und die einfachen Nervenfieber. Ebenſo
gibt es Anſte>ungsſtoffe, welche nie miasmatiſch find, nie die Luft verunrei-
nigen, weil ihnen die Verbreitungsfähigkeit durch die Luft abgeht, ſo das Con-
tagium der Syphilis , der Krätze, des Kopfgrindes, der Hundswuth, der Kuh-
poden, der Gicht und anderer; auf dev andern Seite aber gibt es anſte>ende
Krankheiten, welche ſich nicht nur durch den im Körper erzeugten Stoff (Schleim,
Eiter 2c.) fortpflanzen , ſondern auch durch die Luft; man nennt fie flüchtige
Gontagien, und von ihnen iſ es ſchwer zu ſagen, ob man ſie als urſprünglich
miasmatiſche Krankheiten anzuſehen habe, in welchen ſih ein Anſte>ungsſtoff
erzeugt hat, oder ob man ſie für urſprünglich anſte>kende Krankheiten halten
ſolle, welche durch die Flüchtigkeit ihres Contagiums immer ein Luftverderb-
niß, ein Miasma, dort hervorbringen, wo ſie fich ausbreiten; dahin gehört
der Scharlach, die Maſern, die Poden, die epidemifchen Katarrhe. Das
Contagium alſo, der Träger der anftedenden Eigenſchaft, iſt nach Verſchiez
denheit der Krankheiten bald luftförmig, bald flüſſig oder feſt, bald erſcheint
es unter mehren dieſer Formen zugleich; immer aber iſt es das Erzeugniß
einer beſtimmten Krankheit und vermag nur dieſelbe Krankheit, aus welcher
es entſtand, wieder zu erzeugen; e$ läßt fich daher mit dem Samen der Pflan-
zen und Thiere vergleichen und bedarf wie dieſer einer gewiſſen Zeit zu ſeiner
Reife und Ausbildung (daher die anſte>enden Krankheiten nur in einem ges
wiſſen Zeitraum ihres Verlaufs dieſe Eigenſchaft überfommen) und eines em-
pfänglichen Bodens zu ſeiner Aufnahme, daher nicht Jeder, welchen ein Conta-
gium trifft, auch davon erkrankt, ſondern nur die dafür Empfänglichen, ja manche
Contagien heben durch das gehörige Zuſtandekommen ihrer Krankheit die Em-
pfänglichkeit für fich in dieſem Jndividuum für immer auf, ſo das Contagium
der Pocken, des Scharlachs und andere; der Menſch bekommt ſolche Krankheiz
ten nur ein Mal im Leben, während er manche andere anſte>ende Krankhei-
ten ôfters überſtehen kann, wobei es viele Grade und Zwiſchenſtufen gibt.
Die Anſte>ungsſtoffe haben als thieriſche Producte, welche unter gegebenen
Umſtänden eine beſtimmte Krankheit einzuleiten vermögen, auch die Zerſtörbar-
keit thieriſcher Körperz heftige Kälte und Hite, ſtarke chemiſche Agentien, wie
concentrirte Säuren, Chlor und dergl. , vernichten ſie ſelbſt oder wenigſtens
ihre Fähigkeit anzuſte>en; woraus folgt, daß es allerdings Schußmittel gegen
die Wirkung der Contagien geben Eönne. Ganz verſchieden hiervon iſt das
Miasma immer etwas Allgemeines, in der Luft Verbreitetes, vielleicht ſelbſt Un-
wágbares, und vermag nie eine flüſſige oder feſte Geſtalt anzunehmen; und er-
zeugt zwar ebenfalls hauptſächlich ein e beſtimmte Krankheitsform, aber von viel
mehr wandelbarer , in den einzelnen Jndividuen ſehr verſchieden ih ausprägen-
der Geſtalt, und kann bald anſte>ende, bald nicht anſte>ende Krankheiten hervor-
rufen. Das Miasma iſt nicht eín bloß thieriſches Erzeugniß, ſondern meiſtens
ein Eosmifches oder tellurifches; es erkranken davon aber ebenfalls nur die Dis-
ponirten, wie bei den Gontagien; oft fo, daß in derſelben Epidemie daſſelbe Jn-
dividuum nur ein Mal befallen wirdz keineswegs aber iſt dies bei allen Mias-