996 Dahlmann
niſſen zu Liebe (ſeiner Mutter Bruder, Profeſſor Jenſen in Kiel, war in Kopen:
hagen angeſtellt worden) begann er 1802 ſeine akademifchen Studien in Kopen-
hagen, begab ſich aber 1804 von da nach Halle, um F. A. Wolf, Schleiermacher
uU. A. zu hôren. D.'s Geiſt und Studien waren damals vorzugsweiſe auf Phi-
lologie gerichtet , aber Sylbenſtecherei war nicht ſeine Sachez; Philoſophie und
UAſthetik begleiteten die Studien der Alterthumswiſſenſchaft. Jn der Wiſſenſchaft,
die ihn ſpäter feſthielt, der hiſtoriſchen, hatte er keinen Lehrer, und auch als er ſpâ-
ter in der damaligen troſtloſen Zeit des deutſchen Vaterlandes nach mehrmaligem
Wechſel des Aufenthaltorts nach Kopenhagen zurückkam, waren die Vorlefungen,
bie er dort 1811 in Iateinifcher Sprache eröffnete, dem Ariſtophanes gewidmet,
Seine Habilitationsſchrift war: „Primordia et successus veteris comoediae
Atheniensium”, Von der Fortdauer ſeiner äſthetiſchen Studien zeugt die 1812
erſchienene Schrift: „Betragtninger over Dehlenfchlaeger’8 dramatiske verfer““.
Jedoch bald nachher ward er berufen, in einem andern Gebiete der Wiffens
Thaft fi) geltend zu machen. Hegewif , zu erſehen, ward er 1813 zum aufers
ordentlichen Profeſſor der Geſchichte bei der Univerſität zu Kiel ernannt. War
er hier auf eine für. ihn ganz geeignete Thätigkeit angewieſen , fo. befundete
er bald darauf ſich als den rechten Mann für einen von jener verſchiedenen Beruf,
nämlich ſeit 1815 als Secretair der fortwährenden Deputation der ſchleswig-
holſteiniſchen Prälaten und Nitterſchaft. Defreundet mit den waderften feiner
Umtsgenofjen, geliebt von feinen Zuhörern, geachtet von den Mitbürgern und im
Genuß unbeſchränkten Vertrauens der Ritterſchaft, lebte, waltete und wirkte er
hier anderthalb Jahrzehende ebenſo tadellos als beneidenswerth. Vermöge ſeines
- Doppelberufes war auch feine ſchriftſtelleriſche Thätigkeit eine zwiefache. Sn An:
gelegenheiten der Nitterfchaft gab er 1815— 19 heraus: „Sammlung der wichs
tigſten Actenſtücke, die gemeinſamen Angelegenheiten der fchleswigsholfteinifchen
Prâlaten und Ritterſchaft und der übrigen Gutsbeſiger betreffend“/z ferner: „Ur-
kundliche Darſtellung des dem fihleswigehoffteinifchen Landtags kraft der Landes-
verfaſſung zuſtehenden Steuerbewilligungsrechts , mit beſonderer Hinſicht auf die
Steuergerechtfame ber fi chleswig-holſteiniſchen Prälaten und Ritterſchaft, ingleichen
der übrigen Gutsbefiger” (Kiel 1819). Er behauptete ſtandhaft mit Wort und
Schrift, dag Schleswig und Holfkein zuſammengehören und ihr Hecht auf eine
gemeinſame Verfaſſung unerloſchen ſei. Sm Zuſammenhange mit ſeinem Berufe
zu Erörterungen aus dem Gebiete des Staatsrechts und der praktiſchen Politik
ſtehen mehre ſeiner Aufſäze in den „Kieler Blättern” und „sieler Beiträgen“, und
ſeine Vorrede zur Überſezung von Delolme (Altona 18418). Ju der Geſchichte
widmete er ſeine ſchriftſtelleriſche Thätigkeit haupt{ächlich der Geſchichte der Grie-
chen, der Deutſchen und der fEnndinavifchen Staaten; Zeugniß davon geben feine
Zheilnahme an der Herausgabe der Quellenſchriftſteller der deutſchen Geſchichte,
für welche er das Leben des Biſchofs Ansgar lieferte, ſeine „Forſchungen auf dem
Gebiete der Geſchichte“ (2 Bände, Altona 1822 — 23), worin von dem Cimoni-
ſchen Frieden, Herodotus, Saxo Grammaticus u, f. w. ebenfo gründlich als geiſt:
reich gehandelt wirdz endlich ſeine Herausgabe der „Chronif von Dithmarſen““ von
Adolf Néoëorus (2 Bânde, Kiel 1827). Jn ſeiner Thätigkeit und ihren Crfolgen
konnte ihu nur wenig ſtôren , daß die Negierung (man meinte aus Unzufriedenheit
mit D's Verwaltung des obengedachten Secretariats) ihn nicht zum ordentlichen
Profeſſor der Geſchichte und zum Mitgliede des afademiſchen Senats ernannte ;
wol aber hatte er faſt immerfort mit körperlichem Weh zu kämpfen und hefz
tige Erſchütterungen ſeiner Lebenskräfte zu. befiehen. Bald nach ſeiner Heimkehr
von einer Reiſe nah Frankreich und der Schweiz, die er nah dem Tode ſeiner
Gattin 1827 unternommen ‘hatte, ward er (1829) an Sartorius? Stelle zur
Profeſſur der Staatswiſſenſchaften nah Göttingen berufen. Hier lieſt er außer
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