572 Dänemark
ſchriften und einigen Zageblättern hat man zwar in neuern Zeiten die Entbehrlich:
keit einer Flotte von größern Kriegsſchiffen darzuthun geſucht, aber dabei nicht
beachtet, daß Dänemark von dem Sund und den beiden Belten umgeben iſt, die
für Kriegsſchiffe jeder Größe zugänglich ſind. Seit der Wiederherſtellung des Frie-
dens hat der dänifche Handel nach den durch einen völlig unerwarteten Krieg erlitte:
nen Verluſten zwar nicht die vorige Blüte erreichen können, da die Mittel, eine
Concurrenz mit den mächtigern ſeefahrenden Nationen auszuhalten, in den Kriegs-
jahren verloren gingen; die Abnahme des Handels während des allgemeinen Frie-
dens und der Mangel an lebendigerm Verkehr iſt aber auf den meiſten größern Han-
delspläben fühlbar, und in Hinſicht des Ausfuhrhandels mit Landesproducten hat
Dänemark unleugbar in den le6ten Perioden ſehr merkliche Fortſchritte gemacht.
Der jährlichen officiellen Kundmachung zufolge hat ſich die Ausfuhr des Getreides
(des Hauptproducts der däniſchen Staaten) nach der Fremde in den legten zehn
Jahren verdoppelt, ſodaß mehr als zwei Millionen Tonnen Getreides aller Art
jährlich ausgeführt worden find. Bebeutend if auch der Handel niit Ochſen aus
Jütland, Schleswig und Holſtein nah Hamburg; die Ausfuhr von Butter hat
fich, wie die Kornausfuhr, auch meiſtens zum Doppelten vermehrt, Der Pferde:
handel, welcher vor einigen Jahren in bedeutender Abnahme war, ſteigert ſich jegt
wieder einigermaßen, ſowie die Bemühungen der Regierung und der Einwohner
ſich begegnen, um der ſehr in Verfall gerathenen Pferdezucht ihre alte Vorzüglich:
keit und den vormaligen Ruhm wiederzugeben. Privatvereine in verſchiedenen
Theilen des Reichs ſuchen je6t dieſen Zwe> mittels Anſtellung von jährlicher
Pferdeſchau, jährlichen Wettrennen und vorzüglich duch Verbreitung der beften
und echten Pferderaſſen zu erreichen. Der patriotiſch geſinnte Herzog von Au-
guſtenburg iſt hierin mit einem glänzenden Beiſpiele vorangegangen und wirkt
noch immer thâtig für die Sache. Den officielfen Berichten der „Handelszeitung“
zufolge macht die Ausfuhr Dänemarks (Getreide, Pferde, Nindvieh, Butter, Käſe,
geſalzene Heringe 2c.) jährlich einen Werth von mehr als 12 Mill. Rthlr. in Landes-
münze oder Reichsbankthaler Silber aus, wobei jedoch zu bemerken iſt, daß dieſe Be-
re<hnung nur nach dén Bollverzeichniffen gemacht werden kann, und verſchiedene jener
Ausfuhrartikel ſich öfters, beſonders nach den benachbarten Staaten, ohne den Zoll
zu erlegen, ducchfchleichen. Diefes ift mol noch) häufiger der Fall in Betreff der Co:
lonialwaaren aus Weſt: und Oſtindien, ſowie der chineſiſchen Waaren. Der Be-
lauf dieſer Ausfuhr iſ unter obiger Summe nicht mit berechnet, auch nicht die
Ausfuhr der grönländiſchen, isländiſchen und fardiſchen Producte. Die Zollanord-
nungen Dänemarks ſind zwar nicht ſtrenger als die der meiſten andern Staaten zu
nennen; vielmehr milder als z. B. in England und Schweden, und die Vollziehung
derſelben iſt wol im Ganzen ſehr liberal. Allein für den ſtark wieder auflebenden
Handel und zwar unter ſo günſtigen Umſtänden wie die gegenwärtigen, wäre Her-
abſebung der Zollabgaben, und Erleichterung in allen NRüdfichten, von außeror-
dentlicher Wichtigkeit. Die unnatürlichen und ſehr ſchädlichen noch beſtehenden Zoll:
verhältniſſe und Beſchränkungen in Hinſicht des Verkehrs zwiſchen dem Königreich
und den Herzogthümern fodern ſchleunige Verbeſſerung. Mehrmals iſt dieſer Gegen-
ſtand öffentlich beſprochen worden, jedoch bisher ohne Erfolg, und die Zeit muß es
hoffentlich bald lehren, inwieweit es einer wegen der dringenden Zollangelegenheiten
dieſer Art angeordneten Commiſſion gelingen wird, jenen bedeutenden Mängeln abzu-
helfen. — Die C olonialverhältniſſe Dänemarks betreffend, bemerken wir, daß in com-
mercieller Hinſicht die weſtindiſchen Beſibungen St.-Croix, St.-Thomas und St.-
Jean (drei der ſogenannten caraibiſchen Juſeln) ohne Zweifel die wichtigſten ſind.
Ultere Statiſtiker berechneten den reinen Ertrag der dänifchen Staatscaffe aus der
größten dieſer Jnſeln ( St.:Croig) zu etwas úber 100,000 Nthlr. Cour. jährlich,
außer den ſehr bedeutenden Zollabgaben ; unleugbar iſt er aber beträchtlich höô-
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