Full text: A bis E (1. Band)

  
386 Dembinsti 
gegenftellte und an der Spige von ungefähr 4000 Mann einen ganzen Täg lang 
eine Macht von 60,000 Mann aufhielt. Dieſe glänzende Waffenthat verſchaffte 
ihm die Würde eines Brigadegenerals. Als Skrzynei gegen die ruſſiſchen Gar- 
den vorrüdte, erhielt D. den Befehl, die Brücke bei Offeolenka anzugreifen, die von 
den Nuffen befegt war und die man bis dahin für eine unbezwingliche Stellung 
gehalten hatte. Er begann den Angriff in der Nacht an der Spige neu ausgeho: 
bener Kriegsvölker, und nach einem vierzehnſtündigen hartnä>kigen Kampfe ver- 
trieb er die Feinde. Darauf kam er mit ſeinem Corps zu der Heerabtheilung des 
Generals Gielgud, die Lomza befegt hielt, und nahm nicht Theil an der mörderi- 
ſchen Schlacht bei Oſtrolenka, die bald nachher zwiſchen den beiden Hauptarmeen 
gefochten ward. Der Ausgang diefes Kampfes verurtheilte D. fortan das Schid- 
ſal der Diviſion Gielgud zu theilen, welche, nachdem ſie unter den ſchönſten Hoff- 
nungen in Lithauen eingedrungen war, bloß durch die Unerfahrenheit ihres Anfüh- 
rers ihren Zwe> auf eine ſo unſelige Weiſe verfehlte. Unter allen zu jener Heer- 
abtheilung gehörenden Generalen konnte allein D. mit dem Gedanken, auf das 
preußiſche Gebiet überzugehen, um die Waffen niederzulegen, ſich nicht verſöhnen, 
als die Übrigen bereits zu dieſem legten Mittel entſchloſſen waren. Durch Muth 
und durch Verzweiflung ſtark, wollte er lieber ehrenvoll fallen als ohne Schwert: 
ſtreich die Vertheidigung ſeines Vaterlandes aufgeben, und faßte den kühnſten, 
vielleicht verroegenſlen Plan, mitten durch ein Land, das von einem, feinen Streit: 
kräften zwanzigfach überlegenen Heere überſchwemmt war, vorzudringen, um fic) - 
mit ſeinen Waffenbrüdern zu vereinigen, die unter Warſchaus Mauern kämpften. 
Unvermögend, mit dem furchtbaren Feinde fih.zu meſſen und auf dem geraden 
Wege den Niemen zu erreichen, mußte er Über 100 Stunden weit ins Junere des 
Landes vordringen und einen Umweg von 300 Stunden machen, umzu den Quel: 
len der Wilia und des Niemen hinaufzugehen. Dieſer unerwartete Marſch verei- 
telte gänzlich die Plane des Feindes, der tros allen ſeinen Streitkräften D.'s Corps 
nie angreifen konnte. Am Ende des Jul. 1831 erſchien D. plöglich mit der 
kleinen Schar ſeiner Tapfern vor Warſchaus Thoren. Seine Ankunft glich einem 
Sriumphez er wurde mit dem frohen Zurufe eines Volkes empfangen, das hinaus- 
309, ihn zu bewillfommnen, und diefes lebten Troſtes in dem Augenblicke bedurfte, 
wo fich Alles zu ſeinem Verderben verſchworen zu haben ſchien. Er ward alsbald 
zum Gouverneur der Stadt ernannt und erhielt darauf die Oberbefehlshaberwürde, 
die er jedoch nur wenige Tage beſaß. Man behauptet, er habe am Tage nach derMord- 
nacht vom 15. Auguſt den kühnen Plan gefaßt, ſh zum Dictator zu erheben und 
die geſammte Öffentliche Gewalt in fich zu vereinigen, um alle Kräfte gegen den ge- 
meinfhaftlichen Feind zu richten. Db durch vorlaute Mittheilungen, durch Mangel 
an dem nöthigen Beiftande, oder durch zu langfame Ausführung, genug, jener Ent: 
ſchluß wurde vereitelt, der Polens Unabhängigkeit vielleicht noch einmal gerettet 
haben würde. D. ging mit Rybinski's Corps nach Preußen, und das Schiéſal 
aller Ausgewanderten theilend, lebt er jegt in Frankreich. Er hat ein aufgeregtes 
Weſen und ſpricht mit lebendigem Ausdru>. Eine zuweilen bis zur Heftigkeit ge- 
ſteigerte Offenheit, eine unermüdliche Beharrlichkeit in der Ausführung ſeiner Un: 
ternehmungen, Kaltblütigkeit in der Stunde der Gefahr, eine unbegrenzte Vater- 
landsliebe, dies find die hervortretenden Züge ſeines Charakters. Bei einem unge: 
mein glücklichen Gedächtniſſe iſt er mehrer Sprachen mächtig , die er ebenſo gut 
ſchreibt als ſpricht. Er beſchäftigt ſich jegt init der Anordnung ſeiner Denktoürdig- 
reiten, welche bei dem bedeutenden Antheil, den er an den Ereigniſſen der lebten 
Jahre genommen hat, viel Licht auf die Geſchichte jener wichtigen Zeit werfen, müf: 
fen. Ein Bruchſtü> derſelben erſchien, nah D.’'s mündlichen Dictaten von R. O. 
Spazier herausgegeben, unter dem Titel: „Mein Feldzug nach und in Lithauen 
und mein Rückzug von Kurszany nah Warſchau“ (Leipzig 1832). 
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