Deñhäm 587
Denham (Dixon), geb. 1785, größbritanniſcher Oberſt, einer der um:
erſchro>enſten Reiſenden der neuern Zeit, dem die Erdkunde von Afrika große Auf
fchlüffe verdankt, war von früheſter Jugend an zur militaiciſchen Laufbahn bes
flimmt, erhielt feine Bildung in der königlichen Kriegsſchule zu London, und diente
in der Folge, der britiſchen Armee beigeordnet, in dem ſpaniſchen Kriege mit großer
Auszeichnung gegen Napoleon. Er war noch) Lieutenant, als ex 1821 den Ent:
{luß faßte, ſeinen längſt gehegten Wunſch, irgend eine ungewöhnliche, für die
Menſchheit nügliche Reiſe zu unternehmen, endlich ins Werk zu ſeben. Timbuktu
ſollte das Ziel ſeines Strebens ſein. Mit Geiſt entwarf er einen Plan, der nur mit
wenig Abänderungen ſpäterhin dem Major Gordon Laing (ſ. d.) zum Wegweiſer
dienté, und von ebenſo großer Kühnheit als Ortskenntniß und geographiſcher Vor-
bereitung zeugte. Hierauf bot er der Regierung ſeine Dienſte an, indera er ſei-
nen Plan dem Miniſter Grafen von Bathurſt vorlegte. Als ihm eröffnet wurde,
daß man ſchon einen andern Plan entworfen und deſſen Ausführung dem gelehr-
ten Oudney und dem Lieutenant Clapperton übertragen habe, bat er um die
Erlaubniß, ſich dieſen Männern anzuſchließen. Dies wurde gewährt, und ſchon
am 21. Nov. 1821 traf D. mit ſeinen Reiſegefährten zu Tripolis zuſammen, wo
er das Majorspatent mit mehren Empfehlungsſchreiben an die afrikaniſchen
Scheikhs vorfand. Jm Februar brach er mit Oudney und Clapperton nach Mur-
zuk auf und erreichte bereits im April 1822 dieſe Hauptſtadt von Fezzan. Nach:
dem er fich ſieben Monate daſelbſt aufgehalten und dieſe Zeit zu Ausflügen in die
verſchiedenen Theile des Landes, zu naturhiſtoriſchen Beobachtungen und geogra-
phifchen Arbeiten benugt hatte, ging die Reiſe weiter nach Süden, und zwar unter
einer Bede>ung von Z00 arabiſchen Reitern. Von Tegharry aus, an der füdlich-
ſten Grenze von Fezzan, führte der Weg durch eine dde Wüſte. Am 4. Nov.
erreichte D. Lari , die nördlichſte Grenzſtadt des Königreichs Burnu. Von hier
beſuchte er den See Tſaad, beſtimmte deſſen geographiſche Lage, feste dann un-
gefähr 60 Meilen ſüdlich von Lari über den Fluß Vaou, und erreichte endlich Kufa,
das Hoflager des Scheikhs Schumin-El-Kalmi, des mächtigen Beherrſchers von
Burnu. Hier fand D. Gelegenheit, einem Kriegszuge beizuwohnen, welchen der
Feldherr des Scheikhs gegen das mächtige Volk der Fellahtahs unternahm. Das
Unternehmen mislang. D. ward verwundet, ausgeplündert und gefangen fort=
geſchleppt. Mit großer Geiſtesgegenwart wußte er den Zeitpunkt zu ergreifen, als
die Feinde wegen der Beute ſich zankten, um fi unter dem Bauch eines Pferdes
zu verſte>en, und endlich nah namenloſem Ungemach mit den Trümmern des
Heeres Burnu wieder zu erreichen. Er war auf diefem Zuge nicht weiter als etwa
300 engliſche Meilen von Alt-Calabar, im Winkel des Meerbuſens von Guinea.
Aus ſeinen Forſchungen geht hervor, daß das Reich Burnu um 3 — 400 Mei:
len ſüdlicher und 5— 600 Meilen weſtlicher liegt , als es bisher ſeit Danville
auf allen Karten Afrikas angegeben worden ift. Dagegen ſcheint der See Tſaad
den Raum jener angeblichen Moräſte von Wangara einzunehmen, von welchem
Namen D. ebenſo wenig als Burhardt, Ritchie, Lyon u. A. etwas erfahren
konnte. D. hatte ſich alle erdenkliche Mühe gegeben, dieſes Binnenmeer in ſeiner
ganzen Ausdehnung zu umwandern, allein das Mistrauen und die Wildheit der
Antwohner vereitelten ſeine Verſuche. Nichtsdeſtoroeniger gelang es ſeiner Aus-
dauer, drei Viertheile deſſelben kennen zu lernen und die Gewißheit zu ermitteln,
daß aus ſeinem Been kein einziger Strom ſich ergieße, der des ägyptiſchen Nils
Urſprung ſein könnte. Zu Anfang des Jahres 1824 geſellte ſich ein hoſſnungs-
voller junger Brite, Lieutenant Toole, zu D. Ec hatte, ohne einen einzigen Eu-
ropder bei fich zu haben, von Tripolis aus die Wüſte in hundert Tagen durh-
ſchnitten, ward aber leider ſhon zu Angola (kaum 22 Jahre alt) ein Opfer der
ſeine Kräfte überſteigenden Anſtrengungen, nachdem er mit D. eine Reife, den
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