588 Deutſche Kunſt
Fluß Shary aufwärts, vollendet hatte. Bald darauf fand der allem Ungemach
teogende D. einen neuen Begleiter an dem Jrländer Tyrwhit. Während ganz
Europa begierig auf neue Berichte von Denham und Clapperton wartete , trafen
dieſe im April 1825 über Tripolis, Jtalien und Frankreich in ihrem Vaterlande
unvermuthet wieder ein. Noch war nicht viel über ein Jahr ſeit ſeiner Heimkehr
verfloſſen, als D., der unterdeſſen zum Oberſtlieutenant befördert worden war,
zu Ende des Jahres 1826 ſchon wieder auf dem Schiffe Kadmus nad) der engli-
ſchen Niederlaſſung Sierra Leone reiſte, um den Zuſtand der dortigen Colonie freier
Neger zu unterſuchen und eine Verbindung mit dem innern Afrika zu eröffnen,
Die im Meerbuſen von Benin liegende Infel Fernando Po wurde jegt, als ein
weit vortheilhafterer Plag für Handelsanfiedelungen, das Hauptaugenmerk der
britiſchen Regierung. Nach dem Tode des durch ſeine Entde>ungsreiſe an der
Oſtküſte von Afrika bekannten Capitain Owen wurde Oberſt D. zum Statthalter
der Anſiedelung ernannt. Mit dieſem einflußreichen Wirkungskreiſe ſchienen
mehr als ſonſt Mittel und Wege zu neuen EntdeŒ>ungen im Jnnern von Afrika
fic) zu eröffnen; allein auch, D., der dunch feinen Eräftigen Wuchs ganz beſonders
zum Reiſen geſchaffen ſchien, wurde im Jun. 1828 auf Sierra Leone plöblich
von einem Fiebèr befallen, welches ſeinem thätigen Leben ein Ende machte. Noch
vor ſeinem Tode erſchien ſein Reiſebericht in dem von Barrow herausgegebenen
Werke: „Narrative of travels and discoveries in northern and central Africa
in the years 1822, 1823 and 1824 etc.” (London 1826, 4.; franzöfifch von
Eyries und Larenaudidre, 3 Bde. , Paris 1826). Außer den. Wanderungen,
welche unter D.’S Namen in diefem Buche gefchildert werden, ift fowol die Be:
ſchreibung der Reife von Murzuf bis Kuka als das geiftreich entworfene Gemälde
von Burnu, ausſchließend das Werk ſeiner Feder. (8)
Deutſche Kunſt in der neuern Zeit. Bei den Engländern,
Franzoſen und Jtalienern bewegen ſich die bildenden Künſte nun ſeit mehr als
40 Jahren ohne erheblihe Abweichungen in demſelben längſt abgemeſſenen
Kreiſe. Jm Allgemeinen freilich darf den Engländern in der Malerei mehr Pa-
lette, den Franzoſen mehr wiſſenſchaftliche Strenge der Zeichnung, den Stalienern
ein feinerer Formengeſhma> eingeräumt werden. Übrigens zeigt fich in Wahl,
Anordnung und Vortrag bei den Künſtlern dieſer Nationen ohne Ausnahme eine
gewiſſe anſpruchsvolle Abſichtlichkeit als Symptom, nicht individueller Hoffahrt,
ſondern ângſtliher Unterordnung unter dominirende Begriffe und Tendenzen.
Hingegen ſind in demſelben Zeitraume bei den Deutſchen, in Folge ihres Eigen-
thümlichen (Verbreitung der Kunde, Mannichfaltigkeit der äußern Beziehungen,
Innigkeit des Gefühls und Tiefe, bei einiger Unentſchiedenheit des Willens und
vieler praftiſchen Unanſtelligkeit), die verſchiedenſten Kunſtirichtungen hervorgetre-
ten, unter welchen, ſowie die Sachen nun einmal ſtehen, jede den Anſpruch hat,
aus ihrem eignen Geſichtspunkte beurtheilt zu werden. 1) Arch äolo giſ<- fthe
tifhe Richtung. Sie entſtand aus der Fortwirkung von Anregungen, welche
Menge, Windelmann und Leffing ihrer-Zeit unter den Künſtlern verbreitet haben.
In der Malerei weicht fie allmälig theils dem Romanticismus, theils dem Natu-
ralismus, von welcher Claſſification weiter unten. Dagegen beherrſcht ſie die Bild-
nerei durchaus (Friedrich Tie>, Thorwaldſen, Rauch, Rudolf Schadow, die Wich-
mann, Danne>er; Schwanthaler und andere jüngere Bildner von ſchönen Hoffe
nungen zu München, Dresden und Wien), die Architektur zum Theil (Schinkel,
Thürmer, Klenze u. f. w.). Eine Nebenrichtung, welche man die gelehrte oder
hiſtoriſche nennen könnte, ſete die Herausgeber archäologiſcher Werke ſeit etwa
15 Jahren in den Stand, die Denkmale mit ungleih mehr Strenge und in
beſſerm Geſchma>e herauszugeben, als noch vor Kurzem ihnen möglich war. Wir
nennen nur den Baron von Stadelberg. 2) Die romantiſche Richtung.