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Deutſche Kunſt _
neuen Zeit darftellen. Wir werden jedesmal von,den Alten zu den Jüngern fort-
ſchreiten und, an das Frühere anknüpfend, die Gegenwart dadurch in ihrer Eigen-
thümlichEeit Elaxer und Eräftiger herauszuftellen vermögen. *)
1. Architektur. Wir beginnen mit Sriedrih Weinbrenner, meil er eine
Epoche in der Geſchichte der deutſchen Baukunſt bezeichnet. So wenig er ſelbſt
Vollkommenes geleiſtet haben mag, wie denn ſeinen Bauten eine gewiſſe Schwer-
fälfigkeit, ein Übermaß von Mafje, eine nicht immer glüdlihe Wahl und oft un=
reine Anwendung antiker Vorbilder vorgeworfen wird, fo bleiben ſie doh würdige
Zeuyniffe eines mit den Denkmalen der Vorwelt vertrauten Geiſtes, und durch den
Verkehr, den W. in den neunziger Jahren als der hervorragendſte und gebildetſte
Kopf mit andern Deutſchen in Jtalien gepflogen, noch mehr durch die Bauſchule,
die er ſpâter in Karlsruhe geſtiftet hat und aus welcher über hundert meiſt tüchtige
Acchitekten hervorgegangen und durch ganz Deutſchland vertheilt worden ſind, ha-
ben ſich ſeine durch die Muſter des Alterthums gebildeten Grundfäse weithin ver-
breitet. Geboren zu Karlsruhe 1766, iſt er am 1. März 1826 daſelbſt als Dber-
baudirector geſtorben. Unter ſeinen Schülern nennen wir Moller in Darmſtadt,
Burnig in Frankfurt, Arnold in Freiburg und Karlsruhe, Knapp in Rom,
Hübſch in Karlsruhe, Haller in Bern, Chateauneuf in Hamburg.
Den bedeutendſten Namen hat ſih unter Dieſen Georg Moller, Oberbgu-
rath-in Darmſtadt, geb. um 1780, gemacht. Jhm verdankt dieſe Reſidenz das
Theater, die katholiſche Kirche in Form einer Rotonde und Anderes mehr. Man
hat gegen ſeine Bauten öfters den Einwurf der Unzwe>mäßigkeit, z. B. der ſtarken
Säulen, die das Kleine Hallendach des Theaters tragen, ferner der Rundform, wo-
mit fich eher die Foderungen des proteftantifchen als des katholiſchen Cultus ver-
einigen ließen, u.f. w. vorgebracht. Jndeſſen hat fich M. ſein größtes und ein allge-
mein anerkanntes Verdienſt durch ſeine treffliche Aufnahme und Beſchreibung alter
deutſcher Bauwerke, die „Denkmäler der deutſchen Baukunſt“, erworben, wovon ſeit
1815 bis je6t ſhon über 20 Hefte erſchienen ſind. Zeitgenoſſe oder wol ſchon Vor-
gänger Weinbrenner's iſt der in Kopenhagen lebende Etatsrath Ha n ſen. Er zeich-
net ſich durch vielſeitigere und feinſinnigere Auffaſſung jeglicher Art antiker Ver-
zierung und Empfänglichkeit für den Charakter der Bauwerke des 16. Jahrhun-
derts aus, und in der Anwendung auf das Praktiſche erkennt man die akademiſche
oder äfthetifche Tendenz. Seine Façaden, ſeine Shmuktheile ſind überall früher
entſtanden als die Grundriſſe, Austheilungen des Raums und alles übrige dem ei-
gentlichen Zwecke des jedesmaligen Bauwerks Angehörende. Unter ſeinen Bau-
werken ſind auszuzeichnen : die Villen der Brüder Godefroy zu Dockenhude bei
Hamburg — wol das reiffte —, die Schlöſſer zu Raſtorf und Pardoel in Holſtein,
der Neubau im Schloſſe Chriſtiansburg zu Kopenhagen, wiewol hier Widerſprüche
in der Zuſammenſtellung vorkommen H. hat unſtreitig, was Kritik und Wahl
der Vorbilder în rein verzierenden Theilen betrifft, die Bahn gebrochen, und dieſes
freilich einſeitige Beſtreben weiter ausgeführt als Weinbrenner. Auf demſelben Wege
entwi>elte ſich Karl von Fiſcher, Profeſſor der Architektur an der Kunſtakademie in
München, Stifter einer zahlreichen Schule, welcher, wie das vortreffliche Hoſtheater
daſelbſt beweiſt, mehr geleiſtet haben würde, wenn ihn nicht der Tod zu früh der
Kunſt entriſſen hätte. Mit Weinbrenner ſtand ſchon in Rom der würtembergiſche
Hofbaumeiſter, Vorſtand der Kunſtſchule zu Stuttgart, Profeſſor Nikolaus von
Thouret, in Verbindung. Geboren in Ludwigsburg 1776 und in der Karls-
ſchule zu Stuttgart erzogen, hatte er ſich zum Maler beſtimmt, ſpäter Paris beſucht
und an der franzöſiſchen Revolution als Nationalgardiſt Theil genommen ; Neigung
*) Wir bemerken hier, daß mehre der nachſtehend angeführten Künſtler theils be-
reits im Converſacions-Lexikon eine Stelle erhalten haben, theils auh im vorliegen-
den Werke în beſondern Artikeln betrachtet werben. D. Red.