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Deutſche Kunſt 593
* hier einer Verherrlihung der neuern Kunſtgeſchichte, geſhmü>t; die Säle des
Königsbaues bede>en. ähnliche Malereien aus dem Liede der Nibelungen (von
F. Schnorr) und andern altdeutſchen Dichtungen, und die Capelle deſſelben wird
gleichfalls al fresco, im byzantiniſchen Charakter auf Goldgrund, mit heiligen Bilz
dern (von H. Heß) ausgemalt. Unter den Schülern Fiſcher's iſt beſonders Fried-
rih Gârtner, geb. 1792 zu Koblenz, auszuzeichnen, welcher mit ſeinem Vater,
der gleichfalls Architekt war, 1804 nach München kam, und nachdem er feit 1812
Frankreich, Ftalien, Sicilien und England beſucht hatte, 1820 als Profeſſor der
Baukunſt an der Kunſtakademie in München angeſtellt wurde und die artiſtiſche
Leitung der königlichen Porzellanmanufactur erhielt, die durch ihn eine höhere Rich-
tung empfing. Eine Frucht ſeiner italieniſchen Reiſe waren die „Anſichten der am
meiften erhaltenen griechifchen Monumente Großgriechenlands”, melchen er einen
erläuternden Tert beifügte. Er erhielt 1829 den Auftrag, den Plan der neuen
Ludwigskicche in München zu entwerfen. Dieſe Kirche wird in einem eignen
Style, im Sinne byzantinifcher Vorbilder, doc ohne fElavifche Nachahmung, er:
baut, und ihre innern Räume werden in umfangreichen Frescobildern (von Corne-
lius), unter welchen eins größer als das Weltgericht von Michel Angelo ſein
wird, das ganze Gebiet göttlicher Offenbarung darſtellen. Jn der Nähe dieſer
Kirche baut G. auch das neue große Bibliotheks und Archivgebâude, deſſen Styl
fi dem der Kirche annähern wird. Ein anderer Schüler Fiſcher's iſt Daniel
Joſeph Ohlmüller, königlicher Hofvauconducteur in München, geb. 1790 zu
Bamberg, in der münchner Akademie und durch eine Reiſe in Jtalien und Sici-
lien gebildet, und dann zum Bau der Glyptothek als Jnſpector berufen. Seine
„Ideen zu Grabdènkmälern in griechiſchem Style“ (3 Hefte) fanden Beifall; er -
wurde Mitglied des Baukunſtausſchuſſes in München, und erhielt den Auftrag,
das Monument zu Wittelsbach, dem Stammorte des bairiſchen Regentenhauſes,
und ein Schulhaus daſelbſt, beide in altdeutſchem Style, zu entwerfen. — Erbauer
der neuen proteſtantiſchen Kirche zu München iſt der königliche Dberbaurath
Pertſ\chz ſie bildet ein in die Breite geſtelltes Oval mit einer Borhalle von drei
Arkaden als Eingang, und gegenüber einem halbeirdelförmigen Chor zur Aufnabhs
me des Altars. Die Dede ſtellt al fresco die Himmelfahrt Jeſu dar (von
Herrmann). — Dies die hiſtoriſche Bauſchule; denn, etwa die neue proteſtanti
che Kirche ausgenommen, welche indeß, gleichfalls hiſtcriſch genommen, ſich in ei-
nem eigenthümlichen neuen Charakter, angemefjen den Sweden ber proteſtantiſchen
Kirche,“ geftalten mußte, ſchließen ſich die neuen münchner Bauwerke an gefchicht
liche Vorbilder durch fleißiges Studium und geſchma>volle Anwendung auf die
gegenwärtigen Verhältniſſe und Foderungen an. Auch hat ſich dieſe Richtung
anderwärts gezeigt: die Reſtauration von Marienburg und Ahnliches am Rheine
war vorangegangen. Der preußiſche Bauinſpector von Laſſaulx zu Koblenz
hat die dortige Florinuskirche in gothiſchem Style hergeſtellt und zu Treis an der
Moſel eine neue Kirche in demſelben Style erbaut. Das Werk über die rômiſchen
Baſiliken von Guttenſohn und Knapp, Moller's „Denkmäler der deut-
hen Baukunſt“, das Prachtwerk von Sulpiz Boiſſerée über ben Eölner Dom
u, a. m, beweiſen gleichfalls die Hinneigung zum hiſtoriſchen Studium und
eine, der romantiſchen Schule in Poeſie und Malerei verwandte Richtung der
Architektur. — Freier und eigenthümlicher waltet Schinkel in ſeinem Gebiet.
Er entlehnt wol auch bisweilen antife und mittelalterliche Ideen, wie bei der ber:
liner Hauptwache, bei dem Monument auf dem Kreuzbergez aber es iſt ein freies
Aneignen der Vorbilder, ähnlich dem in Thorwaldſen's Plaſtik. S., der, wie
Thouret, früher Maler war und noch jezt in Mußeſtunden geiſtreiche Bilder mit
dem Pinſel entwirft, verbindet mit einem aufs zwe>mäßigſte ordnenden Verſtand
eine ſchöpferiſche Phantaſie, die ſowol in der Conception des Ganzen ſeiner Werke,
Conv.-Lex. der neueſten Zeit und Literatur. I. 38