Full text: A bis E (1. Band)

  
600 Deutſche Kunſt 
und geſchmavoll anordnet und ſich beſonders auch durch eine ſhône Behandlung 
der modernen Coſtume auszeichnet. Zuerſt zum Maler beſtimmt, ging er nach 
Mailand und Florenz mit Unterſtüßung des Barons von Ürxküll in Ludwigsburg, 
der ihn jedoch bald wieder zurüdtief und bei Brucdmann in Heilbronn zum Ei: 
ſeleur bilden ließ. Von da kam W. als Modelleur zur würtembergiſchen Eiſen- 
gießerei in Waſſeralfingen, wo er die ſ<ónen Zeichnungen entwarf, Ländliche 
Beſchäftigungen in den vier Jahreszeiten darſtellend, welche er ſpäter als Fries 
în der Galerie des Landhauſes Roſenſtein bei Stuttgart in Stucco ausführte. 
Nachdem er ſeit 1828 in Rom gelebt hatte, ward er 1830 als Lehrer bei der Kunſt- 
ſchule in Stuttgart angeſtellt, 
Als Medailleurs ſind zu nennen: Profeſſor F. Brand in Berlin, wel- 
cher eine große Anzahl ebenſo rein und ſcharf als ſchôn geſchnittener Medaillen und 
erhobener Arbeiten, beſonders nach Rauch's Werken, gefertigt hat; Stiglmaier 
in München; Franz Xaver Joſeph Lo {<, geb. 1770 zu Amberg, geſt. 1826 in 
München; Karl Reinhard Krüger, Münzgraveur in Dresden, der eine treffliche 
Medaille zur Jubelfeier der augsburgiſchen Confeſſion, Medaillen auf Hahnemann, 
Bôöttiger u. A. geliefert hat; 3. Böhm, k. Medailleur in Wien; Karl Reich, 
geb. in Wien 1791; Anton Sriedrih König, Münzgraveur in Dresden, geb. 
1793 zu Breslau; Voigt, Hofmedailleur in München; VetrBrudmannin 
Heilbronn; C. P oſc, L. Pfeuffer, Ja <tnfann, Gubein Berlin, Legtere 
bei der Loos’fchen Anſtalt beſchäftigt, die, einzig in ihrer Art, eine Sammlung von 
Medaillen auf verdiente Männer und edle Frauen Deutfchlands herauszugeben be= 
gonnen hat, wovon Friedrich II: Humboldt, Hegel u. A. bereits erſchienen ſind. 
Die neuere Plaſtik hat ſich auf eine Höhe geſchwungen, die ſie, wenn auh 
noch nicht der Antike gleich, doch über alle frühern Leiſtungen ſeit dem Wieder: 
aufleben der Künſte ſtellt. Die Naturgemäßheit und ausdrudsvolle Wahrheit, 
das Studium des Na>ten, die Schönheit des Saltenwurfes, die Harmonie, Kraft 
und Anmuth der Darſtellung und eine meiſterhafte Behandlung des Stoffes find 
nicht zu verkennen. Beſonders merkwürdig iſt die religióſe Weihe, welche die 
Skulptur nicht bloß durch chriſtliche Aufgaben, ſondern auch durch die eigenthüm- 
liche Art und Weiſe der Löſung derſelben, durch die ernſte Tradition und Typik, 
wie durch das Junige, Seelenvolle, Wehmüthig-Heitere der Individualität der 
Darftellenden und des Dargeſtellten erhalten hat. Die Chriſtus - und Apoſtel- 
bilder von Thorwaldſen, Danneder, Eberhard ſind eine großartige Bekehrung 
desjemgen Zweiges der Kunſt, welcher durch ſeinen Stoff und durch frühere Getwohn=- 
heit am meiſten in den griechiſchen Mythus verflochten iſt. Es bleibt der Skulptur 
noch) übrig, nach Sicherheit des Styles zu ringen. Häufig gelingt es zwar in bes 
glü>tern Stunden den größern Meiſtern, auch in dieſer Beziehung ganz zu genÜ- 
genz aber noch immer unterbricht und ſtôrt den Eindrue vieler, und häufig eben 
der beiten Werke irgend ein leichter Verſtoß gegen jene, in der Natur tief gegrüns 
beten Öefege plaftifcher Darftellung, welche den Alten ſtets gegenwärtig geblieben, 
ja ſelbſt dem Mittelalter mehr angefühlt waren, als den modernen Jahrhunderten 
und unſerer gegenwärtigen Zeit. E ; 
I Malerei. Nafael Mengs, Friedrich Heinrich Füger und An- 
gelica Kaufmann ſtrebten nah einem Ziele, welches verfehlt bleiben mußte, 
weil ſie nicht bei der Natur, der uns gegebenen ſinnlichen Offenbarung, ſondern in 
Sormen, welche dieſe überbieten ſollten, ſuchten, was ſie das Jdeal nannten. As- 
mus Jakob Carſtens eignete fi auf der, von Windelmann gebrochenen Bahn 
bie Reinheit antiker Formen an, und es gelang ihm, den Geiſt griechiſcher Kunſt 
und Mythe in ſich aufzunehmen und in großartigen und edeln Schöpfungen feiner 
reichen Phantaſie walten zu laſſen. Ec ſtarb leider ſchon 1798. Heinrich Wilhelm 
Tiſchbein, geſt. 1829 zu Eutin, hätte Ähnliches erreichen mögen, doch war 
  
  
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