Full text: A bis E (1. Band)

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Deutſche Kunſt 609 
mit und untermalte es in Nom; wozu no< Entwürfe und Studien zu Darſtel- 
lungen aus der Geſchichte W. Tell’s und Niklaus von der Flüe, und eine Allegorie 
des Alpenlandes kamen. Nach Pforr's Tode kehrte V. 1813 in die Heimath zu- 
ru und lebt hier in unermüdeter künſtleriſcher Thätigkeit. Vaterländiſche Hifto- 
rien und Volksſcenen aus der Schweiz ſind der Lieblingsgegenſtand ſeines Pinſels, 
und es gelingen ihm ſolche Darſtellungen mit unübertrefflicher Wahrheit. Seine 
Heimkehr der Schweizer aus Morgarten, Wilhelm Tell, wie er Geßlern den Pfeil 
zeigt, Zwoingli's Abſchied von den Seinigen vor der cappeler Schlacht und andere 
Bilder dieſes Meiſters zeigen ein ausgezeichnetes Talent des Ausdru>s und der 
Gruppirung der figurenreihſten und verwi>eltſten Scenen, verbunden mit küh- 
ner Zeichnung und kräftigem Colorit , wiewol ſie in Ausdru>, Bewegung und 
Farbung nicht ſelten ans Übertriebene ſtreifen: — Diete rich, geb. um 1790 zu 
Biberach, ging um 1820 nad) Stalien, wo er fein großes Ölgemälde vollendete: 
Abrahams Einzug in Kanaan, ein reiches Ganzes mit natürlichen Gruppen und 
ausdru>svollen Köpfen, bis ins Einzelnſte mit großem Fleiß ausgeführt und von 
einem fchönen kräftigen Colorit, in Jdee und Darſtellung ein erfreulicher Beweis 
von der, wiewol eigenthüumlihen Anſchließung an die tiefere Kunſtrichtung der 
rômiſchen Meiſter. Jm Bildniſſe verbindet D. mit individueller Wahrheit eine 
treffliche Färbung. — Marie Ellenrieder, aus Konſtanz, zeichnete fich in 
ihren früheſten Verſuchen durch inniges Gefühl wie durch ein glü>liches-Talent 
für die Kunſt aus. Um 1820 ging ſie nah Jtalien, wo ſie bis 1825 lebte und 
ſh beſonders im Vortrag und Ausdru> vervollkommnete. Jhre leſende Ma- 
via im Kindesalter, ihre Anbetung ‘der heiligen Jungfrau, Maria mit Jeſus, 
die heilige Victoria und Anatokia und andere mehr ſind eigne Motive in einer 
lieblichen und tief empfundenen Darſtellung. Mehre Altarhlätter hat fie für 
vaterländiſhe Kirchen gemalt, -fo die Verklärung des heiligen Bartholomäus 
für die Kirche zu Ortenberg bei Offenburg, die Marter des heiligen Stepha- 
nus für die katholiſche Kirche zu Karlsruhe. — Eine talentvolle Künſtlerin im 
Hiſtorienfache iſt Sophie Reinhart in Karl{cuhe z ein tüchtiger Schüler von Ruß 
in Wien, beſonders mit Darſtellungen vaterländiſcher Geſchichten aus dem Mittel: 
alter beſchäftigt, Ernſt Bär in Durlach. — Jn Wien hat die romantiſche 
Schule îm Stillen einft ihre Geburtsftunde gefeiert, und obgleich fremde Meiſter 
ſie ſtifteten, haben fich doch in der Folge auch einheimiſche ihr angeſchloſſen ; vor 
Allen der frühvollendete Johann Sheffer. Geboren 1795 in Wien, der Sohn 
eines Bedienten, verlebte er ſeine früheſte Jugend unter mannichfaltigem drückenden 
Mangel und trat bei einem Maler in Dienſte, dem er Farben reiben und andere 
Geſchäfte für das Haus verrichten mußte. Jn dieſem Zuſtande nahm fich des ta= 
lentvollen Jünglings der Cardinalbiſchof von Gurk, Fürſt von Salm-Reifferſcheid, 
an. Er reiſte nah Jtalien und Sicilien. Durch Empfehlungen gelangte er bis zum 
Papſte-Pius VIL, der ſich von ihm malen ließ. Nachdem er 1818 zurü>gekehrt 
war, zeigte er 1820 in Wien ſeine orgelſpielende Cäcilia, die der Herzog Albert von 
Sachſen-Teſchen kaufte. Bald nachher ging er wieder nah Rom, wo ihn ein inni- 
ges Verhältniß mit andern frommen Meiſtern verband, beſonders mit Overbe>, mit 
welchem er nicht nur in der Gemüthsrichtung, ſondern auch im Äußern eine auffal: 
lende Ahnlichkeit hatte. Hier vollendete er mit glü>lichem Fleiße ſein leztes"und be- 
ſtes Werk, die ſterbende Cäcilia, welche der Kaiſer für Belvedere ankaufte. Er eilte 
imSommer 1821 mit geſhwächter Geſundheit nach Hauſe, die zu raſche Entwike- 
lung ſeines körperlichen Wachsthums zog eine Auszehrung nach ſich, welcher der junge 
Künſtler 1822 erlag. Ein inniges, reines, glaubensſeliges Gemüth lebt in allen Wer- 
kenS.'s. Einfache, zarte und bedeutſame Erfindung charakteriſirt ſeine Bilder, deren 
techniſches Hauptverdienſt in dem Zauber eines lebendigen und wahren Colorits be- 
ſteht; er beſaß Geſchma> in der Anordnung und Drapirung, aber in der Wahl und 
Conv.-Lex. der neueſten Zeit und Literatur. LT. 39 
 
	        
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