612 Deutſche Kunſt
Bewohner des bairiſchen Oberlandes, im Vorarlberg und Tirol dar, dagegen zeigen
uns in ihren Genrebildern die Art und Sitte der Ftaliener aus verſchiedenen
Ständen Dietrich Lindau, geb. 1799, und nachdem er in der Akademie zu
Dresden unter Hartmann ſich gebildet hatte, ſeit 1821 in Rom (Thorwaldſen
mit ſeinen Schülern in einer Oſteria, der Auszug rômiſcher Landleute gegen die
Inſurgenten 1831; ein ländliches Feſt in einer Vigne, allegria d'ottobre);
Michael Näher in München, Weller u. A. Auch Piſtorius in Düſſeldorf,
Kolbe, C. Schuls und Blechen in Berlin, Simon Wagner (ſtarb 1829
in Dresden) und HYansfch in Dresden, P. Fendi und F. G. Waidmüller
in Wien gehören zu den beſſern Genremalern. Noch verdient erwähnt zu werden
Pflug in Biberach, ausgezeichnet durch maleriſche Auffaſſung des Charakteriſti-
ſchen in Volksgruppen und durch ſeltene Wahrheit und Lebendigkeit des phyſiogno-
miſchen Ausdru>s.— Jm Thier fache waren der Profeſſor Wenceslaus Peter
an der Akademie San-Luca in Rom, geb. zu Karlsbad 1742, geft. 1829 zu
Rom; Hofmaler Johann Friedrih Steinkopf in Stuttgart, geſt. 1825;
der Kaßenmaler Gottfried Mind, geb. 1768, geſt. 1814 in Bern, und der
Hofmaler und Galeriedirector zu Karlsruhe, Karl Kuns, gèb. zu Manheim
1770, geſt. zu Karlsruhe 1830, ſowie deſſen noh lebender Sohn ausgezeichnet.
Auch Klein in Nürnberg, A. Adam und Joſeph Schnigler in München,
Fr. Krüger in Berlin, F. Gauermann und Rauch in Wien ſind mit dem
Anatomiſchen der Thiere innigſt vertraut und ſtellen ſie mit vorzüglicher Wahrheit
in Zeichnung und Farbe dar. — Stillleben- und Blumenmaler: A.
Senff aus Halle, in Romz Johann Kna pp, Kammermaler des Erzherzogs
Johann von Oſtreich, in Wienz Danner, Galerieinſpector in Ludwigsburgz
Meyerhofer, Nachtmann, Mattenheimer und Lebſch ée in Mün-
chen; Zettelbac in Dresden; Wensel aus Wien.
Sn der kandfhaftmalerei ift noch früher als im Hifkorienfache die Bahn
zum Biel aus den Dämmen der Manier gebrochen worden. Während die deutſchen
Meiſter in Rom, Carſtens u. A., die Wahrheit zunächſt bei der Antike ſuchten
und erſt allmälig die Kunſt auf dieſer Seite zum innigern Anſchauen und zur
Nachahmung der Natur gelangte, wandten fich die Landfchafter Hadert, Koch,
Reinhart, Mechau, Dies, unmittelbar zur Natur, und erfaßten mit der äußern
Erſcheinung zugleich mehr oder weniger lebendig ihren Geiſt, das Jdeale, Ewige,
Göttliche in den Formen der Erſcheinung. Jn Dieterih's Schule zu Dresden
hatte fich wol eine anmuthige charakteriftifche Behandlung der Kandfchaft, ihrer
Formen, ihrer Beleuchtung u. f. w., doch.nicht ohne Manier, erhalten, und me-
der Johann Chriſtian Klengel (geb. 1751, geſt. 1825) noh Adrian Zingg
(geb. zu St.-Gallen), Beide Profeſſoren der dortigen Akademie, haben’ fich durch-
aus ſtreng an die Natur gehalten. Ebenſo wenig verließen M. Molitor und
Schönberger in Wien einen einſeitig manierirten Styl, bei großen Verdienſten
für maleriſche Naturauffaſſung und meiſterhafte Ausführung. — Ko < in Rom
hat die Natur, zwar auch die ſüdliche, aber doch beſonders die tiroliſche und \hweize-
riſche in ihrer ganzen Kraft und heroiſchen Größe aufgefaßt und dies durch eine Nach-
bildung ernſter und impoſanter Scenen mit höchſter Klarheit und einer Beſtimmtheit,
welche nicht Eleinlich wird, vielmehr dag Grandiofe erſt recht hervortreten und wirken
läßt, bewährt. Dieſe Vorzúge wurden auf der münchner Kunſtausſtellung 1829 an
ſeinem Fall des Schmadribaches in der Schweiz bewundert, dem vielleicht ausgezeich-
netften Landfchaftgemälde K.’S, worin er die Natur in der Höchften Schärfe ihrer For-
men und in der Kraft und Abſtufung ihrer Farben und Lichter an einer der groß-
artigften Scenen der Zerftörung vergegenmwärtigt. — Chriſtian Reinhart, geb.
1761 zu Hof, urfprünglich zum Berufe des evangeliſchen Geiſtlichen beſtimmt,
aber von entſchiedenem Sinne zur Kunſt getrieben, bildete ſich unter Öſer in Leip-