Full text: A bis E (1. Band)

     
    
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Deutſche Literatur 623 
Kunſtwerke und Künſtler aus allen Theilen Deutſchlands in nähere Berührung 
bringen, ihnen unter den Kunſtfceunden und dem immer mehr funſtbefreundeten 
Volke größere Anerkennung bereiten und deutſche Kunſt als eine große nationale 
Angelegenheit behandeln und fördern werde. 
Jn ſeinem beſondern Kreiſe wirkt jeder Kunſtverein vornehmlich durch die 
Vertheilung geſtochener oder lithographirter Blätter unter ſeine Mitglieder. Die 
ſüddeutſchen Vereine beobachten hierin ein anderes Verfahren als die norddeut- 
hen. Jn München, Stuttgart und anderwärts werden ausgeführte Kupfer- 
ſtiche, Lithographien, radirte Blätter vertheilt, und zwar mit der Fedingung, 
daß Original oder Nachbild von der Hand eines vaterländiſchen Küniſtlers- her- 
rühre. In Berlin, Dresden, Breslau, Düſſeldorf und anderwärts werden 
ſämmtliche, von dem Verein erworbene und verloofte Bilder in ausgeführten 
Umriſſen gezeichnet, dur<h Kupfer oder Steindrücde vervielfältigt und als Über: 
ſicht der jüngſten Einkäufe jährlich allen Mitgliedern zugetheilt, Doch hat 
man in Berlin auch fehon mit ausgeführten Werken des Grabfticheld den Anz 
fang gemacht. Ob fich Preisaufgaben für die Kunſtvereine eignen, war eine Zeit- 
lang Gegenſtand der Debatte. Der berliner Verein hatte indeß ſeine Wirkſamkeit 
mit Preisaufgaben begonnen, und auch der ſächſiſche hat unlängſt eine Preisbewer- 
bung eröffnet. Beſonders für den Zwe, öffentliche Denkmale der Kunſt zu ſtiften 
und dazu die ruhmwürdigſten Werke zu gewinnen, iſt die Begünſtigung dieſer Ein- 
richtung, jedoch unter Bedingungen, die dem Misbrauch und dem Verderben vor- 
beugen, ernſtlich zu empfehlen. Man vergleiche über alles dieſen Gegenſtand Be 
treffende die fünf Briefe über die deutfchen Kunſtvereine nach Princip, Zwe> 
und Nuten aufgefaßt, im „Kunſtblatt“, 1832, Nr. 144—18. — In Berlin 
hat ſich 1827 ein wiſſenſchaftliher Kunſtverein unter Gelehrten und Künſtlern 
gebildet, welche fich zu regelmäßigen Verſammlungen verbunden haben, mobei 
jedes Mitglied von der Gelehrtenclaffe zu einem jährlichen Vortrag, jeder Künſtler 
entweder gleichfalls dazu oder zu einec künſtleriſchen Mittheilung verpflichtet iſt. 
Ebenſo iſt in Berlin ein jüngerer Künſtlerverein zuſammenzgetreten, deſſen Zwe, 
wie es in den Statuten deſſelben heißt, Beförderung eines allgemeinen, regen 
Kunſtſtrebens iſt. Er ſucht denſelben zu erreichen durch eine innigere Verbindung 
der verſchiedenen bildenden Künſte, durch freie Mittheilung der Jdeen, ſowol in 
Bildwerken, als in ernſter Unterhaltung, durch friſches und heiteres Zuſammen- 
leben, dur Lieder und frohe Feſte. Zwei Mitglieder deſſelben, Dr. Kugler in 
Berlin und der nunmehr in Düſſeldorf befindliche Maler R. Reini>, haben 
die Herausgabe eines Liederbuches für deutſche Künſtler angekündigt. 
Alle Bemühungen, der Kunft durch gemeinſame Thätigkeit einen erweiterten 
Wirkungskreis zu verſchaffen und ſie mehr in das Bolksleben einzuführen, ſind dem 
Zeitbedürfniſſe ſo angemeſſen, daß ſich auch für jene auf beſchränktere Zwe>e gerich- 
tete Verbindungen ein fröhliches Gedeihen hoffen läßt. Es iſt zu wünſchen, daß ſich 
unter Kunſtfceunden immer mehr Vereinigungen bilden môgen, um zur Beför- 
derung der Kunft und zur Ausbildung des Kunfigefhmads beizutragen, au) wenn 
fie nicht, wie die nad) dem Vorbilde des münchner Vereins entſtandenen Vereine, 
Ankauf und Sammlung oder Vertheilung von Kunſtwerken zu einem Hauptzwe>e 
machen. Ein ſolcher Kunſtverein beſteht ſeit 1828 in Leipzig, welcher unter der 
Leitung gewählter Vorſteher, bis jezt nur in den Wintermonaten, wöchentlich eine 
Ausſtellung von Kunſtwerken veranſtaltet , zu welcher Mitglieder, die im Beſis 
von Kunftfchägen find, Beiträge liefern, und die auch von Künſtlern benußt wird, 
ihre Werke zur Beſchauung zu bringen. (31) 
Deutſche Literatur. Daß die Literatur eines Volkes nie und nir- 
gend als etwas Abgeſondertes, außer ihrer Zeit Stehendes, anzuſehen ſei, daß ſich 
vielmehr das literariſche Leben der Völker überall auf das Junigſte an ihr äußeres 
  
 
	        
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