Full text: A bis E (1. Band)

a en E ME C4 SER 2.05. Des EEE ee a 
Deutſche Literatur 37 
Verberbens nachzumeifen. Kosebue hat ſich {wer verfündigt, mehr vielleicht 
noh Mällner durch ein uſurpirtes kritiſches Anſehen geſchadet. Nachdem diez 
fer die Kritik zu einer Dienerin der gehäſſigſten Perſönlichkeit und einer bes 
ſchränkten Parteianſicht gemacht und dur< mehr als zweibeutige Mittel: fich 
ein Publicum gewonnen hatte, glaubte fein Tageblatt ohne einen recenſirenden 
Anhang beſtehen zu können, und es bildete ſich ſchnell eine Flugblätterkritik, die, 
je vorlauter und oberflächlicher ſie Über die wichtigſten Gegenſtände der Kunſt, 
der Wiſſenſchaft und des Lebens aburtheilte, je Ecker ſie die Geſinnung der 
Beurtheilten angriff, je frecher ſie die heiligſten Verhältniſſe, ſelbſt des Fami- 
fienlebens, an den Zag brachte, um fo ſicherer auf den Beifall der Menge rechnen 
durfte und ebenſo entſittlichend wirkte, als vielleicht die allzu fromme und farbloſe 
Weiſe anderer Blätter einen entkräftigenden Einfluß ausübte, Zeider war aber auch 
den eigentlich Eritifchen Inftituten Eeineswegs immer die Bedeutung ihres Berufs 
gegenwärtig, und einigen derſelben ſchien mehr der dem Amte und dem Alter er- 
wieſene Reſpect als die Anerkennung ihres innern Werths das Leben zu friſten. 
Wenn der „Hermes“ in ſeinem ernſtwiſſenſchaftlichen Streben davon eine löbliche 
Ausnahme machte, ſo warer doch in ſeiner Gründlichkeit auf einen zu Eleinen 2efer- 
Ereig berechnet, als daß er fich, ungeachtet der von dem Unternehmer ihm gebrachten 
Opfer, lange hâtte behaupten können. Es iſt mit ihm ein Blatt zu Grabe gegan- 
gen, das der deutſchen Wiſſenſchaft auh im Auslande Ehre brachte und das durch 
die untet Deinhardſtein's Leitung noch fortdauernden, im Einzelnen trefflichen, aber 
durch ängſtliche Obhut von Oben wol oft beſchränkten wiener „Jahrbücher der Lite- 
ratur“ kaum vollſtändig erfegt werden möchte. Schon früher war der Wunſch, die 
Ehre deutſcher wiſſenſchaftlicher Kritik durch ein umfaſſenderes, auf die Dauer berech- 
netes Unternehmen gerettet zu ſehen, in Vielen aufgeſtiegen, und mit den froheſten 
Erwartungen roard zu Anfange des Jahres 1827 die Nachricht von der Vereini- 
gung einer Anzahl berliner Gelehrten zur Herausgabe der „Jahrbücher für wiſſen- 
ſchaftliche Kritië““ vernommen. Freilich mußte der Umſtand, daß dieſe Blätter 
ſich ſogleich bei ihrem Entſtehen vorzugsweiſe als das Organ einer Schule an- 
kündigten, ihre Wirkſamkeit beſchränken ; indeſſen trugen fie gewiß, auch abgeſehen 
von den durch ſie verbreiteten neuen Jdeen, Anſichten und Kenntniſſen, dazu bei, 
ER daß âltere Blätter, durch ſie zum Wetteifer angeſpornt, mit richtigerer Schäbung 
23, vorgfih ihres hohen Berufs die Anſprüche ihrer Leſer gründlicher zu befriedigen Anſtalt 
nl trafen, Daneben erhielten ſich die „Blätter für literariſche Unterhaltung“, indem ſie 
vid ihrem urſprünglichen Zwe>e, dem gebildeten Deutſchen zu einem freien, jeder Anſicht 
6) 
offenen Sprachſaale zu dienen , getreu blieben, in der durch Bolfftändigkeit inner: 
  
  
  
  
  
  
rn fr halb der freiwillig gèwählten Schranken, durch Geiſt der Behandlung und würde- 
IL OR volle Haltung erworbenen Achtung des Publicums. Das Cotta’fche „Literatur: 
Am Ihr 
Ur EN blatt” gewann an W. Menzel, der früher ſich in ſeiner „Deutſchen Literatur‘ 
(1828) als geiſtreicher Beurtheiler bewährt, aber auh manchen wohlbegründeten 
Widerſpruch erfahren hatte, einen rüfligen Drdner, ber auh da, wo er mit 
Maffen ficht , die ein ſtrenger Kampfrichter nicht gutheißen würde, fie mindeft 
faſt immer mit Geſchi>, nicht ſelten ſiegreich zu führen weiß. Fragen wir nun aber 
nah dem Erfolge dieſer beſſern Beſtrebungen, ſo überzeugen wir uns leicht, daß 
dieſelben faſt wirkungslos vorübergehen und daß, wenn ja einmal die eine oder die 
andere éritiſche Erſcheinung eine mehr als augenbli>liche Wirkung hervorzubringen 
ſcheint, dies in den meiſten Fällen nicht in der Wahrheit, Sicherheit und Tiefe dès 
  
  
  
    
curſan, Urtheils, ſondern in dem ke>en Hervortreten des Autors, in dem héhniſch abſpre- 
on Jrincgin chenden Berwerfen des bisher Gültigen, in dem Pifanten des Ausdruds und, was 
ie ot das Schlimmſte iſt, nur allzu oft in den fhonungstofeften Angriffen auf bie Per: 
müßten 08% ſônlichkeit Einzelner ſeinen Grund hat. Jn der That ſcheinen in unſern Tagen, 
ingame wo Seder fich berufen glaubt, das Richterfchmert zu führen, Sinn und Theimahme 
 
	        
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