Full text: A bis E (1. Band)

  
  
676 Deutſchland 
gewählte Mittel, die Prüfungen der Stellenbewerber ftrenge zu handhaben und 
fie nicht bloß auf die Berufswiffenfhaft — die Brotwiffenfchaft, wie der den ge: 
meinen Antrieb bezeichnende Ausdru> iſt — zu beſchränken, ſondern auf die 
Grundlagen allgemeiner wiſſenſchaftlicher Bildung auszudehnen. — Die Lehrer 
der deutſchen Hochſchulen, kaum tauſend, bilden nur den zehnten Theil der fleißigen 
Schar, die jährlich gegen 5000 Bücher auf den Markt bringt. Daß tros den 
Sterblingen, die bei einer fo erfchöpfenden Zeugung nicht ausbleiben können, auch 
in den legten fünf Jahren manche lebenseräftige Frucht ung erfreut hat, die den 
alten Geift der Wiffenfchaftlichkeit und des Kunſtgeſhma>s des deutfchen Volkes 
bewährt, wird ſchon ein flüchtiger Bi auf die deutfche Literatur (f. d.) 
erkennen. 
Wenn es uns gelungen iſt, die Zuſtände der deutſhen Völker big an bie 
Schwelle der neueſten Zeit genügend darzuſtellen, ſo werden die Ereigniſſe des Jah- 
res 1830, das für mehre Staaten einen neuen Zeitabſchnitt bezeichnen ſollte und 
die Keime der neueften Entwidelung ausfäete, uns in ihren Urfachen und in ihrer 
Bedeutung erklärlich ſein. Jn jener Darſtellung iſt es begründet, daß die unruhi- 
gen Bewegungen, welche 1830 anhoben, nicht leicht in denjenigen Staaten ent- 
ſtehen fonnten, wo das conſtitutionnelle Leben, wenn auch nicht völlig entwi>elt, 
wenn auch nicht kräftig ſich regend, nicht vollſtändig verbürgt, doch in ſeinen Grund- 
bedingungen vorhanden war. Was zuerſt in den Staaten entſtand, welche der 
Bildungszuſtand ihrer Bewohner längſt zu gleichen Anſprüchen auf die politiſche 
Bolljährigkeitserklärung befähigt hatte, zeigte fpäter nur einen rückwirkenden Ein- 
fluß auf die Länder, wo ſeit Jahren die Volksrechte wwenigftens durch den Buch: 
ſtaben der Verfaſſungsurkunden gewährleiſtet waren, und wo man nun vollſtändige 
Bürgſchaften foderte. Dieſer Umſtand widerlegt die Einflüfterung der Reactiong: 
partei, daß die unruhigen Bewegungen, die Deutſchland ſeit dem September 1830 
erfchüttert haben, nur aus fremder Aufeizung hervorgegangen; daß aber der große 
Sieg úber die Willkürherrſchaft, den das franzöſiſche Volk errang, auch in Deutfch- 
land die Bande ſprengte, haben Alle erkannt, die in Staaten lebten, deren Lage 
unbehaglich war, Was in Sach ſen (\. d.) mehre Wochen vor jenen Ereigniſſen, 
bei Gelegenheit der kirchlichen Jubelfeier ſich zutrug, war die Folge einer unbefon= 
nenen Verlegung eines der theuerften Volksintereffen, wäre aber wahrfcheinlic, 
ſpurlos verſchwunden, hätte nicht die große Kunde aus Paris die bewegte Maſſe 
wieder aufgeregt. Unter einer veralteten Verfaſſung mit abgenutzten Formen, die 
manches neue Fli>werk noch grotesker machte, unter einer hwerfälligen Verwal- 
tung, deren Mängel in den höhern Kreiſen des Staatslebens ebenſo ſichtbar waren 
als in den untern des Gemeindeweſens, und die manche wohlthätige Einrichtung 
nicht zu voller Wirkſamkeit gedeihen ließen, unter dem Einfluſſe des Ariſtokcatis= 
mus, unter dem Drue eines verwi>elten Abgabenweſens, der bei dem ſteigenden 
Nothſtande noch mehr gefühlt wurde, hatte das Volk ſich längſt nach einer Verbeſz 
ſerung ſeines politiſchen Zuſtandes geſehnt. Aufftände, welche, meift durch örtliche 
Belaſtungen erregt, faſt gleichzeitig in den beiden Hauptſtädten des Landes aus- 
brachen und bald in andern Gegenden, wo auch eine unmittelbare Bedrú>ung 
reizte, nachgeahmt wurden, gaben allgemeinen Beſchwerden laute Worte in dem 
Munde redlicher Sprecher. Rechtsgewährungen, welche den nächften Befchwerden 
abhalfen, und eine den Wunſch des Volkes befriedigende Regierungsveränderung, 
die eine Bürgſchaft für die Verheißung eingreifender Verbeſſerungen der Ver- 
faſſung und Verwaltung des Landes gab, ſtillten die unruhige Bewegung, und 
von neuem Vertrauen belebt, kehrte das Volk bald in die gewohnte Bahn der ge- 
feglichen Drdnung zurüd. — In Kurheffen (f.d.) hatte ein kräftiges und treues 
Volk die Bedrükungen und Verkehrtheiten ertragen, die der angeſtammte Fürſt 
nach dem Sturze der Fremdherrſchaft ihm mitbrachte, und obgleich fein Nachfolger 
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