Full text: A bis E (1. Band)

  
  
688 Dienfipragmatit 
den Miniſterien ein engherziger und einſeitiger Geiſt in den Beamten erzeugt 
werde, welcher nur dem Hergebrachten mit allen ſeinen Misbräuchen Schus und 
Gehör verleihe und jedem Fortſchreiten zu höherer Ausbildung der Verwaltung 
entgegentrete. Die Erfahrung möchte dieſen Vorwurf ſchwerlich im Allgemeinen 
rechtfertigen, und umgekehrt wol dee Nugen größer ſein, welchen eine gewiſſe 
Beharrlichkeit der Grundſätze gewährt, als derjenige, welchen man ſih von raſchen 
Reformen ſolcher höhern Beamten zu verſprechen hat, welche, wie dies in Eng- 
land und Frankreich häufig geſchehen iſt, ſehr jung und ohne alle praktiſche Kennt- 
niß ihres Fachs auf hohe Poſten geſezt werden. Will man aber über alle dieſe 
verſchiedenen Einrichtungen des Staatsdienſtes ein gründliches Urtheil fällen, ſo 
müſſen ſie in ihrer ganzen organiſchen Verbindung unter ſich und mit den übrigen 
Eigenheiten der Verfaſſung aufgefaßt werden. Dies iſt ſogleich bei der erſten hier 
aufzuwerfenden Frage, wie weit der Begriff des Staatsdienſtes ausgedehnt wer- 
den ſoll, ob er bloß auf die eigentlichen Beamten, die der Staat für gewiſſe 
Geſchäfte beſoldet, in welchen fie für. allgemeine Staatszwede wirken, beſchränkt 
werden, oder ob dazu auch die Lehrer und Vorſteher der Kirche, die Profeffo: 
ren’ der Univerſitäten und Gymnaſien , die Lehrer der Volksſchulen, die aus- 
Übenden Arzte, die Advokaten , die Hofdienerſchaft und die militairiſhen Obern 
gerechnet werden ſollen. Alle ſtehen freilich im öffentlihen Dienſt und unter öffent: 
licher Aufficht, aber dadurch, daß fie in einer oder der andern Hinſicht als Ange- 
ſtellte zu betrachten ſind, z. B. nicht ohne Urlaub ihren Wirkungskreis verlaſſen 
dürfen (meining. Vecfaſſung, Art. 72), werden fie noch nicht den Staats: 
beamten völlig gleich. Ebenſo gut könnte man alle Diejenigen, welche irgend ein 
Gewerbe mit Verpflichtung zu Dienſten gegen das Publicum übernommen haben, 
Apotheker, Gaſtwirthe, Schiffer u. ſt. w., auch für Staatsdiener, wenn auch nicht 
gerade für Beamte, erklären, Zu welcher Verwirrung der Begriffe und Verhält: 
niſſe das aber führen müßte, leuchtet von felbft ein. Jnsbeſondere würde es den 
ganzen Stand der Advokaten politiſch vernichten (was ſchon in manchen deutſchen 
Ländern ziemlich gelungen zu ſein ſcheint), wenn man ihm die Bedingung uner- 
ſhro>ener Vertheidigung des Rechts gegen Jedermann dadurch entziehen wollte, 
daß man den Advokaten für einen Staatsbeamten, und ſodann als-ſolchen für will- 
fürlich abfebar erklärt, Welcher Advokat wird es wagen dürfen, gegen Richter 
und einflußreihe Männer mit männlicher Freimüthigkeit aufzutreten, wenn er 
der willkürlichen Entſezung, wozu irgend ein Vorwand ſo leicht gefunden wird, 
ausgefegt iſt. Daher fällt es auch weder den Engländern noch den Franzoſen ein, 
daß man Advokaten nah Belieben ihres Amts entſezen könne, obgleich in Frank- 
reich durch die Verordnungen vom 14. Dec. 1810 und 20. Nov. 1822, über 
die Organiſation des Advokatenſtandes, der Corporation derſelben (der in ihr ge- 
bildeten Disciplinarkammer) das Recht eingeräumt iſt, unwürdige Mitglieder aus- 
zuſchließen. Es iſt, um die Rechte der Staatsdiener aù ihren Ämtern vollftän= 
dig und richtig zu beurtheilen, eigentlich viererlei zu unterſcheiden : 1) Das wirk 
liche Staatsamt im engern Sinn, eine Theilmahme an irgend einem Zweige der 
Staatsgewalt, das officium, melche vom Staat und für die Zwe>e des Staats 
Übertragen und'verwaltet wird; 2) die Berechtigung zu gewiſſen Geſchäften, deren 
nächſter Zwe? ſich auf individuelle Vortheile bezieht, wie die von den Einzelnen in 
Anſpruch genommene Hülfe des Arztes und Rechtsfreundes, wobei der Staat 
nichts als das Zeugniß gibt, daß ein Mann zu einem ſolchen Berufe die erfoder- 
lichen Kenntniſſe nachgewieſen habe, und die öffentliche Anerkennung einer Be- 
fugniß, deren realen Grund der auf ſolhe Weiſe Angeſtellte ſich ſelbſt erworben hat; 
3) der Stand (die Würde, Weihe, ordo) mit ſeinen verſchiedenen Graden, wel- 
chen Jemand in verfaſſungsmäßigem Weg erreicht hat; endlich 4) die mit ſeinem 
Amt und Stande'verknüpften Einkünfte (Beſoldung, beneficium). Auf die Func- 
font 
jin 
pt m 
Stan 
fion) 
cnil 
forget 
Stad 
wurdi 
in I 
hd 
guide 
je S 
ande 
Regie 
dur) 
vorge 
Rege 
mehr 
bet i 
¡eordn 
Infeh 
11, 
nen, 
geſt 
Gehó 
1822 
Cande 
daß eb 
nicht 
deni 
Diga 
Huf 
Auff 
abbr 
Vit gl 
Vetra 
(har 
n S 
vidi 
Badeı 
ander 
el die 
dlaſſa! 
hi 
Gedi 
andlu 
de D 
zh 
Ike, 
bis Vi 
vi Al 
2 
Ts 
Stans, 
Cent
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.