Full text: A bis E (1. Band)

  
692 Diplomatie 
es auf Zwangsmaßregeln gegen Holland ankommen ſollte, ſcheinen Öſtreich, 
Preußen und Rußland ſchlechthin entſchieden, ſelbſt keine Gewalt zu brauchen, und 
ſehr geneigt, die Anwendung derſelben auch Frankreich nicht zu geſtatten , ſodaß 
auch nach einer definitiven Entſcheidung die wirklihe Beendigung noch ſehr weit- 
ausſehend bleibt. Daher iſ auch die Verbindung der fünf Mächte ſelbſt immer 
noch nícht als ein feſter Punkt des europäiſchen Völkerrechts zu betrachten, ſondern 
nur ein Anfang, welchem eine weitere Ausbildung und Befeſtigung ſehr zu wün- 
ſchen wäre. Dieſe weitere Ausbildung kann aber nur alsdann erwartet werden, 
wenn die Diplomatie einen höhern und wiffenfchaftlichern Charakter annimmt, 
oder, mit andern Worten, fich den höhern Jdealen des menſchlichen Geiſtes zu: 
wendet. Nur auf dieſe Weiſe wird es ihr möglich werden, die beiden Klippen zu 
vermeiden, an welchen bisher ihre meiſten Bemühungen ſcheiterten: die halben 
Maßregeln, in welche ſie ſih verwi>elt, und das nustloſe Kämpfen gegen einen 
Feind, welcher entweder gar nicht vorhanden iſt, oder, wenn er dies ift, nicht mit 
den Waffen, welche die Diplomatie gegen ihn aufbietet, bekämpft werden-kann. 
Halbe Maßregeln müſſen immer entſtehen, wenn man nicht von dem klaren Be- 
wußtſein eines leßten Zwe>s ausgehen kann, welchem alle beſondern Jntereſſen 
weichen müſſen, und wenn die Wahl der Mittel nicht dur den Zwe allein, fon: 
dern durch andere zufällige Nebenumſtände beſtimmt wird. Der Feind aber, mel: 
chen die neuere Diplomatie zu bekämpfen hat, ſind die Verſuche der Völker, ihren 
jegigen Zuftand zu verändern. Hierbei ſind aber nur zwei Fälle möglich : entweder 
ſind die Beſchwerden der Völker wirklich gegründet, dann wäre eigentlich gar kein 
wahrer Feind vorhanden , und ſowol die Pflicht als die Klugheit würde gebieten, 
den Beſchwerden abzuhelfen; oder es ſind nur grundloſe Klagen, welche von ein- 
zelnen Volksverführern vorgebracht und von den Völkern aus Unverſtand aufgefaßt 
werden, unter diefer Vorausfesung ift aber die einzige wirkfame Waffe die der 
beſſern Belehrung. Ob nun von den Wünſchen und Beſchwerden -der Völker et: 
was und wie viel davon gegründet ſei, iſt eine Frage, deren richtige Entſcheidung 
„auch wieder nicht allein eine ſorgfältige und völlig parteiloſe factiſche Unterſuchung, 
ſondern auch eine gründliche Einſicht in die menſchliche Natur und in das Weſen 
der Gerechtigkeit erfodert. Zwar wiſſen wir Alle, daß es nicht immer, ja eigentlich 
nie, möglich iſt, einen idealen Zuftand auf einmal in die wirkliche Welt einzufüh: 
renz aber dies iſt es auch nicht, was von der andern Seite verlangt wird. Viel 
mehr würde es genügen, wenn nur das Rechte als ſolches anerkannt und die An- 
näherung an daſſelbe zur Richtſchnur des öffentlichen Handelns genommen würde, 
Der wiſſenſchaftlichere Charakter der Diplomatie ift daher der einzige Weg, auf 
welchem fie ihren hohen Beruf der Verſöhnung und wahrhaften Beruhigung er= 
füllen fann. Ein unbefangener Blik in die Weltgeſchichte lehrt ſchon, daß die 
Menſchheit zuleßt immer von geiſtigen Kräften beherrſcht und geleitet worden iſt, 
welche in ſich ſelbſt ihr lâuterndes und reinigendes Princip finden, und den Str: 
thum am ſicherſten vermeiden, wenn ſie in ihrem freien Spiele gegen einander 
nicht geſtôrt werden. Aber mit bloßer-Gewalt ift nichts gegen fie auszurichten, 
weil ſie durh den Widerſtand gereizt und geübt, nur zu größerer Stärke und 
Spannung gelangen, eine Yusrottung hingegen zwar an fich möglich wäre, aber 
doch von keiner Seite gewünſcht oder unternommen werden könnte. Mehrmals 
ſchien eine Erhebung der europäiſchen Diplomatie auf dieſen wiſſenſchaftlichern 
Standpunkt nahe zu ſein, vorzüglich in einigen Momenten des Kaiſers Alexander 
und zulest durch den unvergeßlichen Canning, deſſen Wort: „Vernünftige Frei- 
heit über die ganze Welt!” noch lange nachhallen wird. Allerdings ſind die 
Schwierigkeiten hierbei von allen Seiten ſehr groß, aber nicht unüberwindlich, und 
es braucht ſich nur auf einem einflußreichen Punkt eine ſolche Tendenz zu erheben, 
um große Wirkung hervorzubringen. — Sollen wir nun noch von den Hülfsmit- 
rin 
ni 
(ne n 
183, 
mehrt 
Sam! 
(hi? 
fm &i 
por Mi 
Irfund 
hen ut 
H 
J 
zu Ord 
aſte 
er beſo! 
und n 
der 00 
docent 
hielt et 
Seine 
und bel 
mit Ve 
Schrift 
tradita 
phiſche 
Gram 
ribus € 
Ingıeae 
gen gr 
binaton 
ſuchte 
ſteller 
begrün 
Gur (D 
PIT DA 
verſität 
die 110) 
indin 
Mt. 
Neiauı 
1.0 
im St 
des jun 
Vongri 
me 
Well? 
na 
arg 4 
und vo 
Mat, 
Nah ts 
VIE 
Vor du 
vw JU 
jungem 
Klchnun 
N 
V, dh 
Anflua: 
ie Fern.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.