Full text: A bis E (1. Band)

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Döhner 697 
bereits 1811 verlaſſen hatte, nahm er die Stelle eines Hauslehrers im fächfifchen 
Roigtlande an, wo er mit einigen dur Gelehrſamkeit und Geſinnung ausgezeich- 
neten Geiſtlichen in nähere Verhältniſſe kam, die auf ſeine geiſtige Bildung den 
wohlthätigſten Einfluß hatten. Nachdem er die Prüfung in Dresden beſtanden, 
erhielt er 1813 unerwartet die Auffoderung, ſich um das erledigte Archidiakonat in 
Zwickau zu bewerben, und als er einſtimmig war gewählt worden, trat er in dem- 
ſelben Jahre ſein Amt an, mit deſſen Pflichten den Jugendunterricht, zu welchem 
eine entſchiedene Neigung ihn hinzog, verbinden zu können ihn beſonders erfreute. 
Er lebte in fo glücklichen Verhältniffen, daß nur wiederholte Einladungen ihn zur 
Mitbewerbung um die erledigte AUmtspredigerftelle an der Petrikirche zu Freiberg 
bewogen, als 1821 der verdienſtvolle Friſch zum Hofprediger in Dresden war er- 
nannt worden. Die Wahl fiel auf ihn, und er erhielt zugleich das Directorat über 
das fônigliche Schullehrerſeminarium în Freiberg , das unter Friſch's Leitung zu 
einer vorzüglichen Anſtalt geworden war. Es eröffnete ſich ihm nun ein umfaſſen- 
der Wirkungskreis , in welchem er ſeitdem mit unermüdetem Eifer und wohlthäti- 
gem Erfolge gearbeitet hat. Seine Thätigkeit wurde nicht nur durch ſeine geiſt: 
lichen Amtspflichten und durch ſein Lehramt im Seminarium, ſondern auch durch 
die Aufſicht über mehre Schulen, die Leitung einer von Friſch errichteten Jnduſtrie- 
ſchule für Armenkinder und die Theilnahme an mehren wohlthätigen Anſtalten 
vielfältig in Anſpruch genommen. Die nähere Berührung, in welche ſeine amt- 
lichen Verhältniſſe ihn mit dem Schullehrerſtande brachten , gab ihm Gelegenheit, 
die Bedürfniſſe deſſelben Eennen zu lernen, und führte ihn zunächſt auf den Ge- 
danken, eine Zeitfchrift für Wolksfchulfehrer herauszugeben und den Ertrag derſel- 
ben zur Begründung einer allgemeinen Penfionscaffe für Schullehrer- Witwen 
und -Waiſen zu beſtimmen, da es an einer ſolchen Anſtalt in Sachſen noch fehlte. 
Dieſe Zeitfchrift, zu deren Herausgabe er fich mit dem Seminardirector Dtto in 
Dresden verband, erfchien 1825 zu Freiberg unter dem Titel: „Sächſiſcher 
Volks\chulfreund““, und wurde ſeitdem bei immer ſteigender Theilnahme ununter- 
brochen fortgeſezt. D. ließ kein geeignetes Mittel unbenubt, der zu gründenden 
Caſſe einen Vortheil zu verſchaffen, da er fich bald überzeugte, daß der Ertrag der 
Zeitſchrift allein nicht ſo ſchnell zu dem erwünſchten Ziele führen würde. Jn dieſer 
Abſicht beantragte er eine Schulcollecte im Lande, welche ber tauſend Thaler ein- 
trug. Zu demſelben Zwee ließ er zum Vortheil der Caſſe mehre Schulſchriften 
dru>en, um wo möglih nah und nach eine Schulbuchhandlung zu begründen, 
veranſtaltete eine Sammlung der auf den König Friedrich Auguſt gehaltenen Ge- 
dächtnißpredigten, die er mehren eurcpäiſchen Fürſten zuſendete, wodurch der Caſſe 
gleichfalls ein anſehnlicher Vewinn ſüwuchs , ſowie aus dem Ertrag anderer kirch- 
lichen Gelegenheitsſchriften , und er erlangte auch auf eine öffentliche Auffode- 
rung manche Gabe. Nach der bei dem Miniſterium des Cultus abgelegten Rech: 
nung zeigt ſich das erfreuliche Ergebniß, daß von dem nach und nach mit großer 
Mühe geſammelten, auf mehr als 14,000 Thaler angewachſenen Fonds , jeht jede 
zum Penſionsgenuß gelangte Witwe jährlich ſe<s Thaler empfängt. Das 
Schullehrcrſeminar erhielt unter D.'s Leitung mehre Verbeſſerungen, wozu beſon- 
ders die Einführung eines beſtimmten Lehrcurſus für 24 Zöglinge und die 
Gründung einer eignen Bildungs» und Übungsfchule für das Seminarium, in 
welcher jest 130 Armenkinder unterrichtet werden, zu rechnen ſind. Ein Geſchenk 
eines Freundes der Anſtalt von mehr als 3000 Thalern ſete D. in Stand, noh 
mehre Lehrgegenſtände in den Seminarcurſus aufzunehmen, und einen Garten zu 
miethen , worin eine Baumſchule zum Unterricht in der Dbſtbaumzucht angelegt 
wurde. Die Fnduſtrieſchule erhielt gleichfalls wohlthätige Veränderungen. Milde 
Gaben und der Ertrag einer jährlichen Verlooſung der gefertigten Arbeiten gründe- 
ten ſeit 1824 allmálig einen Fonds, der zum Ankauf eines angemeſſenen Gebäu- 
 
	        
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