Full text: A bis E (1. Band)

  
  
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Theil wurde. 1822 verfeßte man ihn von Neuburg nad) München an das Pro- 
gymnaſium, wo er in ein genaueres Verhältniß mit dem aufgeklärten Director 
von Weiler trat, der ihm unter Andern Tzſchirner's „Proteſtantismus und 
Katholicismus aus dem Standpunkte der Politik betrachtet” zu leſen gab, und 
auch ſonſt durch freie, vernúnftige und philoſophiſche Religionsanſicht ſehr anre- 
gend auf ihn einwirkte. Das Treiben der finſtern Partei, die um dieſe Zeit mäch- 
tiger ihr Haupt emporzuheben begann, ward ihm dur<h Weiller's Sturz ſehr 
verhaß: und verdächtigte ihm deſto mehr ihre verzweifelte Sache, je mehr er von 
Weiller's gefegnetem Einfluß auf das ſittlich-religióſe Wohl der Studienanſtalt in 
München überzeugt war. Oft hatte er ſchon gegen ſeine Freunde die Meinung ge- 
äußert, alle katholiſchen Dogmatiker — er hatte bis dahin Wieſt’s Werke, Bren- 
* ner's „Freie Darſtellung der Theologie in der Jdee des Himmelreichs“ und Dob- 
mayer’s Dogmatik (nach legterer richteten fich dieBorleſungen zuLandshut) geleſen — 
wären hinſichtlich des traditionneilen Beweiſes ſehr mangelhaft, und man ſollte, um 
die Einheit des Glaubens durch alle Jahrhunderte zu erhärten, nicht bloß einen und 
den andern Kirchenvater, ſondern die Kirchenväter der Ordnung* nach aus allen 
Sahrhunderten für jedes einzelne Dogma aufführen; bies erſt gebe einen unum- 
ftößlichen Beweis, daß man von jeher ſo oder ſo geglaubt habe. Dieſe Jdee verließ 
ihn nicht, und wurde ihm in der Folge ein Hauptanlaß zur Prüfung der ſogenann- 
ten Tradition. Bei ſeiner Verſesung nah Aſchaffenburg in die zweite Gymnaſial- 
claſſe (1824), wo er in der Gymnaſiumsbibliothek nicht nur die Schriften katho- 
liſcher Dogmatiker, ſondern auch der proteſtantiſchen Theologen , die Concilien- 
fammlungen und fo vieles Andere reichli<h vorfar.d, ſah er fich plöglich in eine 
ganz neue Melt verfegt. Fest wurde manche ſchon früher gewonnene Idee mit 
Eifer und heißen Triebe weiter verfolgt, und das Hauptrefultat diefer ſorgfältigen 
Forſchungen wurde endlich ſein Übertritt zur proteſtantiſchen Kirche, der im Mai 
1828 erfolgte. Außer ſeiner Rechtfertigungsſchrift erſchienen von ihm ſeit ſeinem 
Übertritte vornehmlich folgende: „Über die Verſuche neuerer Zeit, das rômiſch-ka- 
tholiſche Kirchenthum durch ein ſogenanntes Urchriſtenthum der Kirchenväter zu 
begründen“ (Neuſtadt a. O. 1829); „Das rômiſch-katholiſche Meßbuch““ (Neu- 
ſtadt 1829), das in Baiern verboten wurde; „Römiſches Bullarium“ (2 Bde., 
Neuſtadt 1831). Kurz vor und nad) ſeinem Übertritt erſchien ſeine „Polymnia““in 
9 Bdn., ein Werk, das anfangs im Jnlande vielen Beifall fand, aber nach dem 
Übertritte des Verfaſſers Beſorgniſſe zu erregen anfing, daß die katholiſche Jugend 
dadurch proteſtantiſch geſtimmt werden Eönne, weshalb er bald alle möglichen Ans 
feindungen zu erleiden hatte. Seit dem Det. 1829 lebt E. an der Seite einer edeln, 
fehr gebildeten Frau in völliger Zurüdigezogenheit zu Rertweinsdorf unweit Bam: 
berg, nur mit ſeinen Studien beſchäftigt. (46) 
Eifenftud (Chriftian Gottlieb), geboren ben 3. Oct. 1773 zu Annaberg, 
wo fein Vater, ein um das fächfifche Erzgebirge vielfac, verdienter Mann, Bürger: 
meiſter war. Auf dem dortigen Lyceum unter Grimm u. U. gebildet, bezog er 
Oſtern 1791 die Univerſität Leipzig, um die Rechtswiſſenſchaft zu ſtudiren , und 
vertheidigte nah Vollendung ſeiner akademiſchen Studien unter Erhard’'s Vorfig 
die von ihm verfaßte Diſſertation: „Quae jura in alendis et educandis liberis 
secundum statum naturalem et civilem obtineant“ (Leipzig 1794, 4.), worin er 
eine damals namentlich in Frankreich vielfach angeregte Frage auf eine lichtvolle und 
geiſtreiche Weiſe zur Sprache brachte. Mit dem Herbſte deſſelben Jahres ging er nach 
Göttingen, und fand in Gatterer, Pútter, Schlözer und Spittler Lehrer, deren 
Vorträge Uber Geſchichte, Staatswiſſenſchaft und Staatsrecht ihn für dieſe Fächer 
wahrhaft begeiſterten und ſeinem künftigen Leben ſomit eine entſchiedene Richtung 
gaben. Zu Anfang 1797 zoa er nad) Dresden, wo er ſchon im folgenden Jahre 
als Rechtsconſulent ſich bleibend niederließ. Bei der ſtrengſten Gewiſſenhaftigkeit 
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