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Englifche Literatur 821
Unterrichtöweife auf den niedern und höhern Lehranſtalten, da ſelbſt in Cambridge,
einiger neuern Berbeſſerungen ungeachtet, der alte Lehrplan noch nicht ganz ver-
bannt iſt. Zu den erſten Mathematikern Englands gehört J. F. W. Herſchel, der
Sohn des großen Aſtronomen, und er würde einer der Erſten dieſes Faches in Eu-
ropa ſein, wenn er nicht ſeine Vorliebe andern wiſſenſchaftlichen Gebieten zugewen-
det hätte; aber er hat auch das Erbe des väterlichen Ruhms nicht vergeſſen, indem er
die Umdrehung der Doppelſterne (ſ. d.) durh Beobachtungen beſtätigte und ſich
um die mathematiſche Optik verdient machte, da er die Eigenſchaften der Linſen
und Teleſkope genauer erforſchte, und auf diefe Weife beitrug, die optiſchen Phä-
nomene. auf Grundgefege zurüdzuführen. Nicht weniger Verdienſt um dieſen
Zweig dex angewandten Mathematik erwarb ſich George Biddell Airy, Profeſſor
der Aſtronomie in Cambridge. Die Mechanik wird mit vorherrſchender Rükſicht
auf die Anwendung eifrig angebaut. Die Mechanik der Flüſſigkeiten, die ſoge-
nannte Hydroſtatik, iſt in der Abſicht, die Geſetze derſelben feſtzuſtellen, auch in
England beachtet worden, und gleichzeitig mit den Forſchungen unſerer Landsleute,
der geiſtreichen Brüder Weber, hat der Mathematiker Challis in Cambridge die
Bewegung der Wellen zum Gegenſtande ſeiner Unterſuchungen gemacht. Das
praktiſche Bedürfniß muß den Briten die Pflege der Aſtronomie wichtig machen,
um tüchtige Beobachter für die Marine zu bilden, doch geſchieht, in Vergleichung
mit den freigebigen Unterſtüßzungen, deren dieſe Wiſſenſchaft in mehren Staaten
des Feſtlandes ſich erfreut, in England von Seiten der Regierung wenig, die Ge-
legenheiten zu wiſſenſchaftlichen Beobachtungen zu vervielfältigen und zu erleich-
tern. Zroar ſind in neuern Zeiten ſelbſt in den entfernteſten außereuropäiſchen Be-
ſizungen Sternwarten angelegt worden, wie zu Paramatta in Neuholland unter
dem geſchi>ten Aſtronomen Dunlop, und auf dem Vorgebirge der guten Hoff:
nung z aber man hat es ſelbſt in England als eine Art von Verrath an der Wiſſen-
ſchaft bezeichnet, daß es auf den britiſchen Jnſeln kaum eine ausſchließend von
der Regierung unterflügte Sternwarte, die große Anftalt zu Greenwich, gebe,
da ſelbſt dieſe einen Theil ihrer Jnſtrumente aus dem Privatvermögen der Eönigli-
chen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu London erhalten habe. Die Sternwarten
zu Oxford, Cambridge, Edinburg, Glasgow, Dublin und Armagh ſind ſämmt-
lich Privatanſtalten, welchen der Staat nichts gewährt. Eine Folge ſolcher Ver-
nachläffigung iſt die Unthätigkeit dieſer Anſtalten, von welchen keine außer der
Sternwarte zu Dublin ſich einen Namen unter den Freunden der Aſtronomie
erworben hat. Jn Schottland war die praktiſche Aſtronomie ſeither ſo ſehr in
Verfall gerathen, daß um 1826 ein däniſches, in Leith angekommenes Schiff
ſelb nicht in Edinburg die aſtronomiſche Tageszeit erfahren konnte, um ſeine
Chronometer zu ſtellen. Die bedeutendſte wiſſenſchaftlihhe Leiſtung war die
von Herſchel ſeit 1816 begonnene und ſeit 1821 in Verbindung mit James
South, einem der gefchickteften Afteonomen, fortgefegte Unterfuchung der Doppel:
ſterne, Die Denkſchrift, roorin ſie 1824 die Ergebniſſe ihrer Beobachtungen der
Fôniglichen Akademie der Wiſſenſchaften zu London vorlegten, erhielt ſpäter von der
franzöſiſchen Akademie den aſtronomiſchen Preis. Neben ihnen iſt Dr. Brinkley,
Biſchof zu Cloyne in Jrland, als einer der vorzüglichſten britiſchen Aſtronomen zu
nennen, welcher in dem Gebiete der von Sir William Herſchel ſo ruhmvoll erwei-
terten Sideralaſtronomie, befonders duch Meſſungen der Entfernungen der
Fixſterne zu wichtigen Ergebniſſen gelangt iſt.
Sn mehren Zweigen derNaturwiſſenſchaften haben die Briten auch in
der neueſten Zeit den alten ererbten Ruhm nicht vernachläſſigt, und in einigen andern,
die man lange úberſehen hatte, bis die Forſchungen der Gelehrten auf dem Feſtlande
eine fráftige Anregung gaben, wie in der Geognofie, find in den lezten Jahren glú>-
liche Fortſchritte gemacht worden. Auch in dieſem Gebiete hat ſich Herſchel ſowo!