32 Andrada (Familie)
in Europa zu reifen und ſi< in der Metallurgie, Mineralogie, Chemie uns
andern Zweigen der Naturwiffenfchaften zu unterrichten. Nachdem er Frank:
reich, die Niederlande, Holland, Deutſchland, Böhmen, Tirol, Stalien, Uns
garn, Preußen, Dänemark, Schweden, Norwegen durchreiſt, und fich mit
den ausgezeichnetſten Männern dieſer Länder, mit Fourcroy, Darcet, Leſage,
Duhamel, Desfontaines, Juſſieu, Brongniart und Werner befreundet hatte,
kehrte er nach. Portugal zurück, wo er verſchiedene wichtige Amter bekleidete,
Uuch ſtiftete er eine Profeſſur für die Metallurgie zu Coimbra und eine für die
Chemie zu Liſſabon. Zur Zeit des franzöſiſchen Einfalls in Portugal zeichnete er
ſich an der Spige der tapfern Bürger aus, welche die fremden Heere zuruckfchlugen,
Ein fo vielfach bewegtes Leben bedurfte der Ruhe, daher erhielt er 1819 die Erlaub-
niß, in ſein Vaterland zurü>zukehren. Vergebens bemühte fich König Johann VI.
ihn bei ſeiner Durchreiſe in Rio Janeiro zurü>zuhaltenz Bonifaz ſehnte ſich
nach der ſtillen Heimath ſeiner Jugend. — Anton Karl verwaltete ein
obrigkeitliches Amt in der Stadt Olinda (bei Pernambuco), als er in die Revolu-
tion von 1817 verwi>elt wurde. Der Theilnahme angeklagt und in die Gefäng-
niſſe von Bahia geworfen, mußte er vier Jahre lang Schmach und Elend erdulden ;
die Richter wagten nicht, den ihnen verhaßten, aber in der öffentlichen Achtung
hochſtehenden Mann zum Tode zu verurtheilen. Endlich ward er, nachdem Por:
tugal ſich die Conſtitution vom 20. Aug. 1820 gegeben hatte, nebſt ſeinen Mit:
gefangenen für unſchuldig erklärt und in Freiheit geſezt. Jest berief ihn die Wahl
ſeiner Mitbürger zu den Cortes nach Liſſabon. Vor ſeiner Abreiſe ſagte der frei:
müthige Andrada zu Rio Janeiro dem Prinzen Don Pedro, Braſilien ſei zu lange
eine Colonie geweſen, es müſſe Gleichheit der Rechte mit Portugal und eine Na-
tionaltepräfentation haben. Diefen Grundfag der Unabhängigkeit Braſiliens ſprach
er auch in den Cortes aus, mit ſolcher Kraft, daß die Verſammlung ihn für ihren
erſten Redner anerkannte. Als ihn einſt, indem er für Brafiliens Selbſtändigkeit ſich
mit Nachdru> erhob, die Zuhörer auf der Galerie drohend unterbrachen, rief er ih:
nen mit ſtarker Stimme zu: „Wiſſet, daß, wenn das Volk ſeine Repräſentanten
wählt, es eine Handlung der Oberhoheit ausübt; daß es aber eben dadurch auch
verpflichtet wird, ihre Verhandlungen ruhig anzuhören und ohne Murren ſeinen
Entſcheidungen zu gehorchen. Jch gebiete Euch zu ſ<weigen.“ Das Volk ſchwieg.
Als die portugieſiſche Conſtitution beſchworen werden ſollte, erklärte Karl d'Andrada
als braſiliſcher Deputirter, daß er einen Vertrag, welcher den Intereſſen Braſiliens
zuwider wäre, nicht unterzeichnen könnte, und foderte feine Päffe. — Martin
Sranz hatte in Portugal, fpäter in Braſilien, einige wiffenfchaftliche Amter, bes
ſonders im Fache der Mineralogie, bekleidet, und durch gehaltvolle Abhandlungen
ſich in Achtung geſebt, als die Kunde nah Braſilien kam von dem Decrete der
Cortes in Liſſabon vom 29, Sept. 1821, welches den Prinzen Don Pedro nach
Europa zurú>rief. Jet erhob ſich ſtürmiſcher als je der Wunſch nach Unabhängig-
keit, vorzüglich in der Provinz San-Paolo, und in der Hauptſtadt gleiches Na-
mens, einem bedeutenden Handelsplage von 32,000 Einwohnern, wo mehr Geiſtes-
bildung vorwaltet als ſonſt irgendwo in Braſilien. Da ſtellten ſich die in der Ach:
tung ihrer Mitbürger fo ausgezeichneten beiden Brüder, Bonifaz und Martin
Tanz d’Andrada, an die Spige des Volkes von ©.:Paolo und zügelten den Auf
ruhr. Bonifaz verfaßte als Vicepräſident des Municipalraths eine Adreſſe an den
Prinzen (vom 24. Dec. 1821), welche ihn auffoderte, in Braſilien zu bleiben.
Sie ward aus einer Deputation aus S.-Paolo, an deren Spie Bonifaz ſtand,
dem Prinzen in Rio am 1. Jan. 1822 übergeben. Er ſolle ſich, ſagte die Vor-
ſtellung, der Liebe und Treue ſeiner Braſilier und Pauliſten anvertrauen. Hier:
auf erélârte der Prinz am 9. Januar 1822 einer Deputation des Senats von Rio
Janeiro, deſſen Präſident Pereira ihm ein Manifeſt überreichte, nach welchem Bra:
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