9. Ob vor Beginn des Kolbenhubes eine Compression des im Cylinder 
zurückgebliebenen Dampfes stattfand und bei welchem Punkte sie 
eintrat, bezw. bis zu welchem Grade sie erfolgte. 
Aus dem Diagramm kann man erkennen, ob der Druck treibend oder 
hemmend auf die Bewegung des Kolbens wirkte; man kann die Kraft er- 
kennen, welche erforderlich ist zur Ueberwindung der Widerstände der 
Maschine. Ebenso findet sich durch Abnehmen von Diagrammen bei ver- 
schiedenen Belastungen der Kraftbedarf der Arbeitsmaschinen gesondert. 
Wenn man die Eigenthümlichkeiten des Diagramms auf ihre Ursachen zurück- 
führt, so ist man vermittelst des Indicators im Stande, an der Maschine 
Fehler zu entdecken, die sich sonst dem Auge entziehen. Der Indicator 
zeigt natürlich nur den Cylinderdruck bei jeder Kolbenstellung; die Ursachen 
der Diagrammform ergeben sich durch Schlussfolgerungen. Hier werden 
oft Fehler begangen; die richtige Beurtheilung des Diagramms ist keineswegs 
leicht und erfordert ein besonderes Studium. 
Die Abweichungen der Diagramme verschiedener Maschinen oder ein 
und derselben Maschine unter verschiedenen Verhältnissen sind sehr mannig- 
faltige; es giebt kaum etwas Interessanteres für den Dampfmaschinen- 
Techniker als das Studium des Diagramms und seiner Ursachen. Das 
Diagramm macht bekannt mit den unzähligen falschen Formen und führt 
zu den richtigen Constructionen; man wird durch dasselbe vertraut mit den 
Wirkungen, welche unrichtige Constructionen hervorbringen und bei Ver- 
besserungen maassgebend sind. Heute kann niemand Anspruch darauf 
machen ein Dampfmaschinen-Constructeur zu sein, der nicht mit dem Gebrauch 
des Indicators vertraut ist und die mit demselben erzielten Resultate richtig 
zu benutzen versteht. 
An dieser Stelle wollen wir nicht unterlassen, schon darauf aufmerksam 
zu machen, dass der Indicator nicht allein in Verbindung mit dem Cylinder 
der Maschine gebraucht wird. Die Anbringung desselben am Kessel, an 
den Dampf-Canälen, am Condensator und der Luftpumpe, überhaupt an 
Gefässen jeder Art, in denen sich elastische oder unelastische Flüssigkeiten 
oder Gase unter mehr oder weniger hohen Pressungen befinden, ist oft 
erforderlich zur Beurtheilung der betreffenden Anlagen.