Beim Indiciren von Maschinen mit hoher Tourenzahl, wie sie heute in
den verschiedensten Betrieben angewendet werden, kann man selbst mit dem
besten Thompson-Indicator, dessen schwingende Theile so leicht wie irgend
möglich gemacht sind, die Wellenlinien nicht ganz vermeiden, und es ist
deshalb bei einem Diagramm von einer schnellgehenden Maschine jedesmal
sorgfältig zu revidiren, ob die Lage der Wellenlinie auch eine derartige ist,
dass man annehmen kann, der Indicator habe ohne Reibung am Kolben
oder am Schreibstift functionirt.
Die Eintrittslinie.
Diese Linie wird durch das Steigen des Drucks im Cylinder gebildet,
nachdem der Eintrittskanal geöffnet ist; sie beginnt am Ende der Com-
pressionscurve. Zur Zeit der ersten Balancier-Dampfmaschinen war man
noch vielfach der Ansicht, dass der Dampfeintritt allmählig erfolgen müsse,
um die Stösse in der Maschine zu vermeiden, ja die Ansicht der Fachleute
eing stellenweise sogar dahin, dass die Oeffnung des Zuströmungskanals erst
während der Vorwärtsbewegung, und nachdem der Kolben den vierten
Theil des Gesammthubes zurückgelegt hat, erfolgen dürfe. Ein Diagramm,
z.B. wie es in Fig. 55 dargestellt ist, würde man noch allenfalls als gut
angesehen haben, aber ein solches, wie es in Fig. 45 gezeichnet ist, würde
als schlecht verworfen worden sein. Jetzt legt man den Punkt des Dampf-
eintritts im Gegentheil dem todten Punkt der Kurbel so nahe wie möglich,
da gerade hierdurch die Stösse vermieden werden. Die Richtung der
Eintrittscurve und ihre Höhe im Vergleich zum Kesseldruck sind abhängig
von der Voreilung des Schiebers; eine bestimmte Regel kann dafür nicht
gegeben werden. Die Voreilung ist abhängig von der Kolbengeschwindigkeit,
von dem Verhältniss zwischen Kanalquerschnitt und Kolbenquerschnitt, von
der Schnelligkeit der Eröffnung der Kanäle und von der Dichtigkeit des
bereits im Cylinder befindlichen Dampfes im Augenblick der Eröffnung.
Die richtige Voreilung kann nur durch Anwendung des Indicators gefunden
werden.
Die Dampflinie.
Diese wird vom Indicator geschrieben während der Dampfeinströmungs-
kanal offen ist. Sie ist massgebend für die Eintheilung der Maschinen in
die folgenden vier Klassen:
1. Maschinen, bei denen die Schieberbewegung unverstellbar ist,
und keine oder fast keine Voreilung stattfindet, also der Eintritts-
kanal fast bis zum Ende des Hubes geöffnet bleibt. (Volldruck-
maschinen.)
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