Die Fichte (Picea excelsa). Der Holzkörper 33
tung auf dem Holzlagerplatz kann die Güteminderung während mehr-
jähriger Lagerung verhütet werden. Derartiges Holz ist aber wie das-
jenige bei der gewöhnlichen Lagerung in gleichem Maße der Einwirkung
des Luftsauerstoffs unterworfen. Es müßten demnach die schädlichen
chemischen Veränderungen auch bei dem gefeuchteten Holz hervortreten.
Betrachtet man das Holz als typisches Kolloid, so wird angenommen
werden müssen, daß gewisse Eigenschaften wie das Schrumpfen und
Quellen bei sehr oftmaliger Wiederholung in ihrer Größenordnung ver-
mindert werden und schließlich ganz verschwinden könnten, wie dies
oben schon angedeutet wurde. Die „Ermüdung‘“ des Kolloides kann
also zu seinem ‚‚Tode‘‘ führen. Völlig volumbeständiges Holz ist eine
Seltenheit. Es gibt Hölzer von vielhundertjähriger Lagerdauer, zum
Beispiel Eichenholz von alten Orgeln, welche sich bezüglich des Quel-
lungsvermögens nicht von normalem lufttrockenen Holz unterscheiden,
andererseits verfügen die Erbauer von Musikinstrumenten, insbesondere
Klavieren über Hölzer, welche als formbeständig bezeichnet werden
können. Es ist oben bereits ausgeführt, daß die Vorgeschichte solcher
Hölzer maßgebend für das günstige Endergebnis sein könnte und daß
vielleicht die stetige Trocknung als ideale Trocknungsart anzustreben ist.
Die Bestimmung des Quellgrades oder des Grades der Standfestig-
keit wird deshalb zu einer sehr wichtigen Kontrollmaßregel für die Güte
des lufttrockenen Holzes. Das ‚Arbeiten‘ des Holzes wird dann am
geringsten sein, wenn weder der Aufenthalt an trockener, noch der-
jenige an feuchter Luft eine wesentliche Volumveränderung hervorruft.
Man kann diesen Quellgrad nach zwei grundsätzlich verschiedenen Me-
thoden messen. Bei der Bestimmung des Feuchtigkeitsgleichgewichtes
bringt man fein zerteiltes Holz, Frässpäne und dergleichen in einen Raum
mit konstanter Luftfeuchtigkeit und stellt durch häufige Wägungen fest,
in welchem Ausmaße allmählich Wasserdampf aus der Luft vom Holze
aufgenommen wird. Die Holzfeuchtigkeit ist abhängig vom Dampiteil-
druck. Man kann den Feuchtungsvorgang in hygroskopischen Isothermen-
Kurven aufnehmen!). Jedoch lassen sich bei den erforderlichen vielen
Wägungen Fehler durch Feuchtigkeits-Aufnahme oder Abgabe aus oder
Ram-Luft schwer vermeiden. Bei feinzerteiltem Holz, Frässpäne und
dergleichen ermittelt man sozusagen nicht die Wasserdampfaufnahme des
Holzkörpers, sondern nur der Holzsubstanz. In ersterem hat man,
wie schon erwähnt, mit Verspannungen zu rechnen; es kann in ihm
allenfalls die Wasseraufnahme, nicht aber die Volum-Vergrößerung gleich-
artig verlaufen. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß ein Gleich-
lauf der Gewichtszunahme-Kurven mit den auf andere Weise er-
mittelten Volumzunahme-Kurven nicht besteht. Da nun für den ge-
. dachten Zweck die Volumzunahme ausschlaggebend ist, vermag die er-
wähnte Methode keine zuverlässige Beurteilung hinsichtlich der Form-
!) Pidgeon und Maß, Journ. Am. Chem. Soc. 52, 1053 (1930); ferner zu
diesem Thema: Tilby und Maß, Canadian Journ. of research 13, 1 (1935); Referat
Papierfabrikant 34, 36 (1936).
Schwalbe, Chemie der Cellulose. 2. Auflage 3