Das Hüttenwefen.
Von den im Osnabrücker Bezirk gelegenen Hütten haben aus-
Actiengefellfchaft Georgs-Marien-Bergwerks- und Hütten-
verein zu Georgs-Marien-Hütte bei Osnabrück. Die Anlage bezieht ihren ganzen
Erzbedarf von den nahe bei der Hütte gelegenen Erzbergbauen am Hüggel,
welche vorzügliche Spath- und Braun-Eifenfteine liefern, die aus der dort auf-
tretenden Zechftein-Formation gewonnen werden. Die Jahresproduction an Erzen
beträgt gegenwärtig 4'5 Millionen Centner.
Die Hochofen-Anlage befteht aus fechs fertigen Hochöfen, von denen
gewöhnlich fünf in Betrieb find. Jeder derfelben hat drei Windwärm-Apparate
von je 140 Quadratmetern (4400 Quadratfufs) Heizfläche mit hängenden Röhren.
Der Wind wird von fünf liegenden Gebläfemafchinen von fehr grofsen Dimenfionen
geliefert, und betrug die Production an Roheifen im Jahre 1872 1,062.362 Zoll-
centner, wovon etwa 70 Percente vorzügliches Beffemer-Roheifen und 30 Percent
gutes Puddlings-Roheifen war. Es ift das diejenige Hütte, welche weitaus am
meiften Beffemer-Roheifen vorzüglicher Qualität für den Verkauf liefert. Die
Gefellfchaft befchäftigt bei 1600 Arbeiter. Erwähnt zu werden verdient, dafs die
Einführung der Schlackenform durch den Hüttendiredtor Lürmann die Veran-
laffung zum Aufgeben der offenen Bruft bei Coaks-Hochöfen in Deutfchland war,
während in Oefterreich Coaks-Hochöfen fchon vor vielen Jahren mit gefchloffener
Bruft getrieben wurden, und die Anwendung derfelben in den Alpenländern ganz
allgemein itt.
Als Umhüllungsmateriale für Dampfröhren ift Schlackenwolle ausgettellt,
welche fich ganz vorzüglich bewähren foll.
Im unmittelbaren Zufammenhang mit diefer Hütte fteht de Osnabrücker
Stein- und Trafsfabrik, welche fich die Aufarbeitung der granulirten
Hochofen-Schlacken der Georg-Marien-Hütte zur Aufgabe ftellte. Die Fabrik, welche
im Jahre 1866 erft 350.000 Stück erzeugte, lieferte im Jahre 1872 fchon mit
40 Arbeitern, zwei Millionen, und dürfte im Jahre 1873 bis fünf Millionen
erzeugen. Die aus Schlackenfand und Kalk zufammengefetzte Maffe wird nach
inniger Mengung geprefst und getrocknet. Gegenwärtig liefern vier von den vor-
handenen fünf Preffen täglich bei 30.000. Stück und arbeiten 2000 Centner
Schlacke auf, und verwandeln das in früheren Zeiten oft fehr läftige Nebenprodudt
lles Produdt.
Actrengefbellflehaft iEifenvund ‘Stahlwerk zu Osnabrück.
Diefe ganz neue Anlage befteht gegenwärtig aus einer Beffemerhütte mit zwei
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in ein werthvo
Convertern und den zur Erzeugung von Schienen, Achfen, Bandagen etc. erforder-
lichen Einrichtungen. Die Erweiterung der Anlage ift im Bau. Die Production
betrug im Jahre 1872 an 258.000 Centner Schienen, und 45.000 Centner Ban-
dagen und Achfen, wobei 850 Mann befchäftigt waren, Verwendet wird Roheifen
von Osnabrück und England. Eifenbahn-Schienen werden bei Anwendung eines
Reverfir-Walzwerkes mit 00 Fufs Länge, der doppelten Länge ihrer Verwen-
gt, um an Enden und Abfällen zu fparen. Es können aber auch Schienen
von IOO Fufs Länge und darüben erzeugt werden. Ausgeftellt find kalt gebogene
Achfen, Bandagen von 2420 Millimeter Durchmeffer, fpiralförmig gerollte
Jualität
=
dung erzeu
Schienen, diverfe Schmiedeftücke, fo wie viele Bruchproben, um auf die (
des Stahles aufmerkfam zu machen.
Aus Sachfen hat ausgetftellt:
Die fächfifche Gufsftahl-Fabrik zu Döhlen und .das Eifen-
Hüttenwerk zu Berggieshübel, Adtiengefellfchaft. Das letztere Werk
aus Magnet-Eifenfteinen mittelft Holzkohlen Roheifen von vorzüglicher
und verarbeitet dasfelbe theils auf Gufswaare, theils auf Frifch- und
)
Raffinirftahl, während die Gufsftahl-Hütte zu Döhlen Tiegel-Gufsftahl erzeugt,
und denfelben meift felbft auf Federn, Mafchinbeftandtheile, Werkzeuge etc. ver-
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arbeitet.