106 Ant. Adam Schmied.
27 CentnerStroh, fchlefifcher langer Hafer, welcher per Joch 35 Metzen a 56 Pfund
und 30 Centner Stroh produeirt, der von der Domäne Tetfchen (Böhmen) aus-
geftellte prachtvolle Canada- und fchwere Gebirgshafer, dann der fchottländer
und Kamtfchatka-Späthafer, Jütländer Marfchhafer, 4 bis 5 Fufs hoch, mit langen
Rispen (von der Duxer Zuckerfabriks-Gefellfchaft in Böhmen ausgeftellt), norwe-
gifcher Hafer, böhmifcher Hafer (Domäne Duppau). 60 Pfund per Metzen fchwer,
polnifcher Hafer, Canarienhafer, Früh- und Grünhafer, ungarifcher weifser Hafer
fchwarzer fibirifcher und fchwarzer polnifcher Hafer, Kawczak genannt, zogen
befonders die Aufmerkfamkeit auf fich. Dunkle, bläulich bis rothbraun und fchwarz-
befpeltzte Haferforten fah man fowohl unter den Hafermuftern der nordifchen
Länder, als auch der füdlichen Klimate ; Ungarn, Spanien, Niederlande ftellten foge-
nanntenfchwarzen, Rumänien bläulichen Hafer aus. Haferproben mit unbefchalten
Früchten, fogenannte nackte Haferarten (A. nudaL.) kamen hie und da vereinzelt
und der chinefifche Hafer (A. chinenfis) im Ganzen fehr feiten vor, vielleicht nur in
denLehrfammlungen von Weihenftephan und Poppelsdorf. Schweden hatte einen
fchönen Wickenhafer ausgeftellt. Da die Spelzen an derSchwere desKornes durch
ihr geringes Gewicht nur einen geringen Antheil haben, wird allgemein die Güte
des Hafers durch das Gewicht des Kornes beftimmt. Erwägt man, dafs bei den
ausgeftellten Haferforten, je nach Art und Varietät, die Spelzen bei den geringen
Haferforten bis 40 Percent vom Gewichte des Kornes, bei den vorzüglichen Quali-
täten aber blofs bis ı2 Percent betrugen, fo wird man leicht einfehen, dafs bei
keiner anderen Getreide-Art fo grofse Verfchiedenheiten in der Güte vorkommen
können als eben bei dem Hafer.
Der Reis (Oryza L.) aus Oftindien ftammend, wird hauptfächlich in
hina, Japan, Hinter- und Vorderafien, Afrika, Südeuropa und Amerika bis 46
rad nördlicherBreite angebaut. Es ift die wichtigfte Getreide-Art der Erde, indem
er den meiften Erdbewohnern, welche keine unferer Brodfrüchte kennen, zur
ausfchliefslichen Nahrung dient, *) wozu er in viel höherem Grade geeignet ift,
als die bei uns allgemein verbreiteten Kartoffeln: einmal defshalb, weil überhaupt
fein Nährftoffverhältnifs ein günftigeres ift, indem er auf 8o Percent Stärkemehl
5 Percent eiweifsartige Stoffe enthält, dann auch defshalb, weil der Südländer in
dem milden Klima durchfchnittlich weniger Nahrung benöthigt, als der Bewoh
ner des Nordens, und auch weniger angeftrengt arbeitet. Auch für die übrigen
Erdbewohner ift Reis ein höchft bedeutfames Hilfsnahrungsmittel, da die meiften
übrigen nicht Reisbau treibenden Länder ebenfalls grofse Mengen desfelben ver-
zehren. Die Einfuhr Englands aus Indien beträgt befpielsweife 4 Millionen Cent-
ner Reis jährlich, während Deutfchland jährlich circa 1,200.000 Centner Reis
importirt.
Aus Oefterreich war nur eine kleine Probe von Reiskörnern und Rispen
in der Colledtivausitellung der k. k. Ackerbau-Gefellfchaft in Görz vorhanden;
auf dem fehr fruchtbaren Schwemmlande der friaulifchen Tiefebene in den Bezir-
ken Cervignano und Monfalcone in der gefürfteten Graffchaft Görz und Gradiska,
wo die dem Reis nothwendige’Wärmefumme von 3000 Grad bis 3700 Grad Reaumur
und die den Reisfeldern zur dauernden Bewäfferung unentbehrliche Waffermenge
geboten wird, wird alljährlich die anfehnliche Production von rund 42.000 Metzen
Reis erreicht.
Von den übrigen Ländern Europas, welche Reis bauen, haben namentlich
Italien, die Türkei, Spanien und Portugal vortrefiliche Proben der gewonnenen
Produdte ausgeftellt. Italiensjährliche Mittelprodudtion an Körnerfrüchten ftellt
fich nachfolgend heraus:
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* Von feiner Confumtion kann man fich einen Begriff machen, wenn man erwägt, dafs
von den angeblich 1.350° Millionen Bewohnern der Erde über 750 Millionen ausfchliefslich von
Reis leben, und zwar die Chinefen, Japanefen, Malayen des oftindifchen Archipelagus, Indiens,
ferner Perfien, Arabien, Türkei, Nord-Afrika, Portugal. (Elsner von Gronow.)