Full text: Die Feldwirthschaft (Heft 71)

    
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
   
  
Ant. Adam Schmied. 
  
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Auszüge des Wildrice zu bedauern, und mahnen diefelbenzu erneuerten, forgfältigen 
Anbauverfuchen. Denn der Indianerreis ift ziemlich ergiebig und hat einen fo vor- 
züglichen guten Gefchmack, dafs derfelbe leicht mit dem Oftiglianer concurriren 
kann. Was ihn für unfere Breitengrade noch günftiger auszeichnet, ift der Umftand, 
dafs fich zu feinem Anbau vorzü slich Sumpfboden eignet, der fonft ohnehin nicht 
verwendet würde, und welchen er in zwei bis drei Jahren entfumpft. D ırin fcheint 
der Hauptvortheil des Wafferreifes zu liegen, da diefe einfache Pflanze in kurzer 
Zeit und ohne grofse Capitalanlage den Boden trocken legt, und fomit die enor- 
men Auslagen, die {»nft für Drainagen- und andere complicirte Entfumpfungs- 
methoden nothwendig wurden, erfpart. 
Der Mais (Zea L.), auch Kukurutz (Z. Mais L.) genannt, ftammt aus 
Amerika. wo derfelbe, fowie in einem grofsen Theile Afiens und Afrikas die herr- 
{chende Brodfrucht bildet; auch in Süd- und Mitteleuropa wird derfelbe viel 
gebaut. In Deutfchland, wo er früher mehr als Zierpflanze in den Gärten gepflegt 
wurde, gewinnt der Mais in neuerer Zeit als Viehfutter und als menfchliches 
Nahrungsmittel immer mehr Bedeutung, die er um fo mehr verdient, als er an 
Maffenhaftigkeit der Erträge alle anderen Futterpflanzen übertrifft. Als Nährpflanze 
reiht fich der Mais unmittelbar nach dem Reis, da er nach diefem die meiften 
Menfchen ernährt; übertrifft ihn jedoch in feiner Nährkraft bedeutend, indem er 
67'7 Percent Stärkemehl, 7:9 Kleber, 2'3 Dextrin, 1:9 Zucker, 4'°8 Fett und r'3 
Percent Salze enthält. Die zahlreichen, aus dem Mais herrührenden Mahlprodudte, 
Gries und Mehl, in den Agriculturhallen fcheinen anzudeuten, dafs die Maisnah- 
rung nicht mehr ausfchliefslich bei der ackerbautreibenden Bevölkerung üblich 
ift, fondern allmälig auch im weiteren Kreife zur Beachtung und Geltung gelangt, 
obzwar keinesfalls geleugnet werden kann, dafs das Maismehl ein fchnell trocknen- 
des Brod liefert. 
Auch in anderer Beziehung ift der Mais eine koftbare Pflanze. Das Korn 
wird auf Spiritus verarbeitet; auch hat man es verfucht, daraus Oel zu gewinnen; 
aus den Stengeln wird in Egypten und Mexico Zucker erzeugt; die unreifen Kol- 
ben werden als Gemüfe benützt; bei uns dient Mais meift als Grünfutter, die den 
Kolben umgebenden Hüllblätter dienen als Polftermaterial und zur Papierfabrica- 
tion; doch fcheint die letztere Verwendung gegenwärtig bereits aufgegeben 
zu fein. 
Auf der Ausftellung war der Mais in zahlreichen Varietäten, in feinen 
Hunderten von Form- und Farbenfpielen, maffenhaft vertreten, theils als Pflanze, 
theils in Kolbenfammlungen und reichlichen Körnerproben. Dennoch konnte 
man bei aufmerkfamer Beobachtung diefer Ausftellungsproben wahrnehmen, dafs 
man diefer vortrefflichen Nutzpflanze in Europa immer noch nicht die Sorgfalt 
widmet, welche ihr vor vielen anderen Culturgewächfen gebührt. Die verhältnifs- 
mäfsig geringe Betheiligung Mährens (darunter die fchönfte Probe, der weifse 
Mais der Hompefch’fchen Gutsverwaltung Hoslowitz), Böhmens (wo derfelbe 
nach der Vegetation des klafterhohen Riefenmaifes im Pavillon Schwarzenberg 
fehr gut gedeihen würde) und Galiziens (in deffen Bereiche die „ Brody-Ausftellungs- 
commiffion“ hübfchen Mais ausftellte) bewies, dafs dem Mais dafelbft keinesfalls 
diejenige Bedeutung beigemeffen wird, die ihm mit Recht eingeräumt werden 
follte. Die füdlicher gelegenen Länder Weftöfterreichs betheiligten fich in höhe 
rem Mafse an den Maisausftellungen. Die k.k. Landwirthfchafts-Gefellichaft für 
Kärnten (Klagenfurt), für Oberöfterreich (Linz), Steiermark (Graz) und für Krain 
(Laibach) ftellten fehr fchöne Maiscolledtionen aus, letztere beifpielsweife baftar- 
dirten Cinquantino, 6 bis 8Fufs und gelben Riefenmais, über 8 Fufs hoch. Doch 
wurden die fchönften Colledtionen von Kolben und Samen aus Ungarn, Kroatien, 
Bukowina, Rumänien, überhaupt aus den füdeuropäifchen Ländern ausgeftellt. In 
Oefterreich find es Ungarn, Kroatien, Slavonien, Siebenbürgen, die Militärgrenze 
und Bukowina, welche das Meifte vom Mais produciren. In der ungarifchen 
Abtheilung ftellie Ungarifch-Altenburg Pignoletto-Mais aus, welcher durch feine 
  
	        
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