Full text: Die Feldwirthschaft (Heft 71)

  
    
     
  
  
   
   
    
     
    
   
     
     
    
     
   
    
   
  
    
    
      
  
   
  
     
   
    
   
   
  
  
   
      
  
   
   
  
  
  
   
  
   
  
  
    
  
  
     
  
    
   
   
   
   
  
  
  
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Feldwirthfchaft. D 
  
des Grund und Bodens, anderen Theils durch die hohe Entwicklungsftufe feines 
in jeder Hinficht rationellen und intenfiven Wirthfchaftsbetriebes. England ift 
das Land des Grofsgrundbefitzes par excellence. Auch im alten England befafs 
der Adel ausge edehnte Ländereien, aber er monopolifirte nicht, wie jetzt, den 
ganzen Boden zu feinem Vortheile. Neben den grofsen Herrfchaften gab es, wie 
Syme berichtet, zahlreiche kleine, durch eine Claffe unabhängiger Landwirthe 
bebaute Güter und aufserdem waren ausgedehnte Ländereien vom Staate zum 
Nutzen des Volkes refervirt. Um die Mitte des XV. Jahrhundertes begann die Auf- 
faugung des kleinen Grundbefitzes und die verderblichen Folgen des übermäfsigen 
Gröfsbefitzes wurden immer klarer. Die Maffenarmuth nahm in demfelben Mafse 
zu als der Grofsbefitz und ebenfo wurde die Lage der ackerbautreibenden Claffen 
immer beklagenswerther. Heute befindet fich ae Hälfte des englifchen Bodens 
in den Händen von En Eigenthümern und in Schottland gehören 191/, Millionen 
Hektaren zwölf Befitzern an. Im gleichen Grade aber, als die Latifundien fich aus- 
dehnten, ie fich auch ae: Pauperismus und fchon unter Elifabeth wurde 
diefer als eine Inftitution angefehen, die ihre beftimmten Gefetze hatte. 
England, nämlich das Königreich allein, befitzt unter 393.569 Wirthfchaften 
54 Percent folcher, welche 20 Acresı richt überfteigen ; doch beträgt die Gefammt- 
Aäche diefer Wirthfchaften nicht m we als 2,658.000 Acres oder nicht ganz 
9 Percent der ermittelten Anbaufläche, während die Gefammtfläche der Wirth- 
fchaften zwifchen 20 bis IOO Acres 28 Percent aller Güter etwa 7,810.000 Acres 
oder etwa 20 Percent der Anbaufläche beträgt; auf die Güter von über IOo Acres 
Gröfse 18 Percent aller Wirthfchaften, kommen nicht weniger als 2o Millionen 
Acres oder 65 Percent der ganzen Anbaufläche. 
Bei diefem re: greichen Grofsgrundbefitze gehört doch der Grofswirth- 
en sb etrieb in Engla nd zu den Seltenheiten, indem die Landgüter in Farmen 
von einer beftimmten Gröfse dismembrirt und an intelligente und wohlha Pa 
Pächter find. Der Sal des Pächterwefens if dafelbft fehr alt; aber 
allgemein ern hat es fich erft, feitdem Grofsbritannien der Induftrieftan 
par excellence wurde, die ee Steuerbelaftung eine höhere Rente. der Güter 
forderte, die Landbevölkerung nach den Städten drängte. Die fanden die 
Selbftverwaltung der grofsen Güter nicht mehr lucrativ, fie erkannten, dafs tüchtige 
Pächter in Fe lge gröfserer Energie und Sparfamkeit die Landwirthfchaft zur 
gröfseren Entwicklung bringen, daraus den bedeutendften Unternehmergewinn 
ermöglichen und die nöthige ländliche Arbeiterbevölkerung weit leichter fefthalten 
können, als die meiften Eigenthümer, die hiezu die rechten Mittel nicht immer 
bereit haben 
Das englifche Pachtfyftem hat demnach auch die Aufmerkfamkeit der Land- 
wirthe auf dem Continente wiederholt auf fich gelenkt. Vermöge feiner allge 
meinen Ausbreitung, da in England die Ver pachtung Regel, die eigene Bewirth- 
:haftung aber Ausnahme ift, ar es nach gewiffen Richtungen hin weiter aus- 
ebildet worden, als anderwärts; befonders find die englifchen Pächter trotz der 
wöhnlich kurzen Pachtdauer bei ie erSicherung des Betriebes und feiner Factoren 
ganz wohl daran und haben in ihren Beziehungen zu den Pachtherren manches 
Intereffe wahrgenommen, welches man bei uns zumeift unberückfichtigt läfst. 
Das Wirthfchaftsfyftem ift durchaus auf die untrügliche Bafıs aller ört- 
lichen Verhältniffe organifirt und allfeitig wird eine hochintenfive, aber in allen 
ihren Factoren berechtigte Cultur ben ieben. Die Wirthfchaftsweife ift bekannt- 
lich von vielen Einflüffen "und Bedingungen abhängig, und fociale wie pölitifche 
Verhältniffe, dann die tellurifehen Umftände, wie Boden und Klima, zeichnen 
dem Betriebsfyfteme die Grenze. Die E ngländer haben es frühzeitig erkannt, dafs 
man nicht allein mit hohem Geldaufwande, mit grofsem Betriebscapitale, wie all- 
gemein angenommen wird, intenfiv Virenehakter, fondern dafs alle Pro- 
ductionsfadtoren: Boden, Capital und Arbeitskraft, zufammen zur höchften 
Leiftung angefpannt werden müffen, um die angeftrebten hohen Refultate aus der 
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