136 Dr. Julius Wiesner.
Acaciengummi. Das echte oftindifche Gummi, von dem Baume Feronia elephantum
herrührend, überbietet an 2 arheit felbft die beften Sorten von arabifchem Gummi
und fteht als Material zur Erzeugung von Malerfarben unübertroffen da.
Traganth war auf 4 Ausftellung reichlich vertreten; doch war von diefem
Artikel nichts Neues zu fehen.
Von den zahlreichen anderen Gummi-Arten, die uns die Ausftellung brachte
und die alle fchon von früher her bekannt find, fcheint keines eine befondere
Aufmerkfamkeit zu verdienen.
Das Cocosgummi von Tahiti, in der Ausftellung der franzöfifchen Colonien
vorgeführt, verdient vielleicht wegen feines hohen Gehaltes an Bafforin (70 bis
90 Percent; der Traganth enthält im günftigften Falle 50 Percent) nicht über-
fehen zu werden.
Das herrliche Chagualgummi aus Chili, im Handel noch fpärlich vorhanden,
haben wir in der Ausftellung nicht bemerkt.
Was die zahlreichen fremdländifchen Harze und die ihnen naheverwandten
Balfame anbelangt, fo wollen wir blos die Aufmerkfamkeit auf drei Objecte
lenken, nämlich auf die Copale, auf die Xantorrhoeaharze und den Copaiva-
balfam.
Welche Wichtigkeit die Copale für die europäifche Firmifsfabrication
befitzen, davon konnte man fich überzeugen durch den Anblick der Schaukaften,
welche die Erzeuger von Lacken und Firniffen ausftellten. Neben den Fabricaten
waren faft durchgängig in ganz inftrudtiver Weife die zugehörigen Rohftoffe ver-
treten. Die Beftimmung der exponirten Harze war freilich nicht immer eine
corredte; zu deren Studium waren die Colledtionen von Rohftoffen, welche die
Colonien und Länder ausftellten, ungleich geeigneter.
Die Güte der oftafrikanifchen Copale ift hinlänglich bekannt. Weniger
kennt man die Qualitäten der weftafrikanifchen Copale, die wegen der Maffen-
haftigkeit ihres V Torkommens mit jedem Tage für den e europäifchen Handel wich-
tiger werden.
Die Ausftellung der portugiefifchen Colonien führte uns die verfchiedenften
Sorten diefer Copale vor; fie und die Expofition der franzöfifchen Colonien
gewährten uns ein infchäuliches Bild von der grofsen Verfchiedenartigkeit diefer,
gewöhnlich für geringwerthig gehaltenen Here Die Copale von Loango find
gleich denen von Congo, Angola und Benguela ungleich im Werthe. Die weifs-
lichen Sorten find w eich an von niederem, die gelbe n und rothen hart und von
hohem Schmelzpunkte, wodurch fie allerdings hinter den beften oftafrik kanifchen
Copalen zurückbleiben, die mit grofser Härte und hohem Schmelzpunkte eine
lichte Farbe verbinden. Die beiten weftafrikanifchen Copale werden an Güte
blos von den beften oftafrikanifchen Sorten übertroffen und werthen mit Recht
höher, als die oftindifchen, * füdamerikanifchen und als der Kaurie-Copal von
Neufeeland und Neucaledonien. Kaurie-Copal, in unferem Handel feit einigen
Jahren wohl bekannt, war in der Ausftellung von Neufeeland reichlich
vertreten.
Die aus Auftralien feit einigen Jahren maffenhaft nach Europa gebrachten
Xantorrhoeaharze find wohl wegen ihrerBilligkeit und ihrer fehr vielfeitigen
Verwendung zur Herftellung ge efärbter Firniffe, zur Leimung feiner Papiere, zur
Darftellung von Pikrinfäure etc. einer gröfseren Aufmerkf le werth, als ihnen
bei uns in Oefterreich bis jetzt gefchenkt wurde. Man unterfcheidet ein gelbes
(Botanybay-Harz, En hear We ein rothes Xantorrhoeaharz (Nuttharz). "Beide
werden im Handel auch mit dem Namen Grafs-tree-gum und Akaroidharz belegt.
Im Wiener Handel fpricht man das rothe Akaroidharz als Erdfchellack an.
* Nämlich die echten oftindifchen Copale. Fälfchlich wird oft der auf oftindifchen
Schiffen nach Europa gelangende ausgezeichnete Zanzibarcopal mit diefem Namen belegt.