Full text: Die Feldwirthschaft (Heft 71)

   
  
    
    
  
  
     
  
  
  
  
  
  
   
    
   
   
   
    
   
   
  
  
   
     
   
   
  
  
   
    
   
  
  
  
  
   
   
   
  
    
   
    
  
  
  
  
   
   
   
   
   
  
  
    
  
  
   
   
  
   
  
    
Auf der Wiener Weltausftellung nahm die agrı icole Ausftellung Italiens 
befonders hervorragenden Platz ein. Seine Tabak- und Cigarrenausftellung, 
keinen | 
die Expofitionen in Cerealien, in Hanf und Lein, in Mais und | Karden, in Reis, in 
Siüdfrüchten, Farb- und Medicinalpflanzen, fpeciell Sumach, in Baumw olle u. f. w 
find Zeugen der gefeg eten Fluren diefes fo freigebig, ja \ verfchwenderifch von 
der Natur ausgeftatteten Landes. 
Die Abnahme der Bodenprodudtivität in Italien ift eine ernfte Mahnung, 
die Errungenfchaften der Wiffenfchaft in den landwirthfchaftlichen Betrieb ver 
nünftig e einzuführen: Noch am Ende des vorigen Jahrhundertes hatte Italien, die 
„alma parens frugum”, den erften Rang unter den Ländern Europas; feine Län- 
dereien gaben, nach Profeffor Buccardo’ s ftatiftifchen Nachweifungen, durch- 
fchnittlich an Cerealien Io Hektol iter vom Hektar, während Frankreich 8 und 
r das übrige Europa Br hat, 
das übrige Europa 7 erzeugten. Seitdem al Q 
mit Benutzung der Refultate der Wiffeı nfel ıaft die Landwirthfchaft rationell zu 
    
betreiben, haben fich die Verhältniffe in einer für das gefegnete Italien geradezu 
befchämenden Weife geändert. In dem letzten Decennium ergibt der Durchfchnitts- 
32 Hektoliter, für Frankreich 18, für Belgien und Holland 
ertrag für England } 
>20 bis 22, für Sachfen 20, für dıe 
22 bis 25, für Norwegen 24, Si en 
übrigen deutfchen Länder zwifchen Ig und 20; Italien ift bei ıo Hektoliter ftehen 
eblieben, und fteht auf der nämlichen Stufe wie Spanien, Griechenland und 
Portugal, welch’ letzteres ebenfalls nur 10 bis II Hektoliter liefert. Frankreich hat 
nur eine beftimmte Zone für den Weinbau, und doch bringt es dreima l mehr Wein 
auf den Markt als Italien, welches von den Alpen bis an die äufserften Spitzen 
des Südens zum W a, geeignet ift. Das eigentliche England erzeugt auf einem 
eich. faft diefelbe Quantität an Cerealien 
  
Raum. der viermal kleiner ift als Frankr 
und um wie ‘viel nachtheiliger ergibt fich noch das Refultat für das gefegnete 
Italien. Bedenkt man aber, dafs in England, Sachfen und Belgien die Fortfchritte 
der modernen Naturwiffenfchaften für die Agricultur am meiften verftändige 
Anwendung gefunden haben. fo mufs man das Zurückbleiben Italiens in der Pro- 
dudion aus deffen „Zurückbleiben in der Geiftesbildung“ erklären. 
Spanien zeigt ähnliche traurige Verhältniffe wie Italien. Vermöge feines 
unter einem glühenden Himmel fich ausbreitenden, ur fprünglich fehr fruchtbaren 
Bodens, feines Bodenreichthumes und feiner Produdte, vermöge aller ihm von der 
Natur verliehenen Vorzüge fcheint Spanien zum erften Range unter allen en 
beftimmt Eee zu fein. umfomehr, als auch die Bewohner nicht minder fre 
gebig aus eftattet worden find: ftatt alle dem bietet es ein trauriges Bild und 
trifte Zuftände auf allenZweigen der menfchlichen Thätigkeit. Der hauptfächlich fte 
Naährungszweig ift die ll fchaft und Viehzucht, welche fieben Achtel der 
Bevölkerung be efchäftigen, aber läflig betrieben we srden. 
Der Ackerbau wird extenfiv betrieben: 27 Percent des Areals find Acker- 
land, 55 Percent aufser Cultur. Mit Ausnalune einiger Provinzen, z. B. der Infel 
Majorca, ift das Grundeigenthum aufserordentlich zerftückelt. Nirgends in der 
Welt ift die Parcellirung des Bodens foweit getrieben, wie in Spanien, diefem 
Lande der ehemals claffifchen Bewäfferung. Die Fluren find gewöhnlich in kleine 
zerftreute Aecker, die oft die wunderlichfte Geftalt haben, zerftückelt; es kommt 
fogar häufig vor, dafs ein Olivenbaum zwei bis drei Befitzer hat. Die kleinen 
Befitzer cultiviren in der Regel ihren Befitz felbft, die grofsen verpachten den- 
felben gewöhnlich. Die Betriebscapitalien ftehen im Allgemeinen in keinem 
Verhältniffe zu den Bedürfniffen der Landwirthfchaft. Der ländliche Credit ıft 
beinahe unbekannt: der Landmann, welcher fich Geld verfchaffen will, borgt aul 
Hypothek zu 5 bis 12 Percent. Die Drainage des Bodens wird wenig angewendet; 
dagegen haben die Bewäfferungen in einigen Theilen Spaniens, befonders in der 
Provinz Valencia, eine fchon alte und fehr beträchtliche landwirthfchaftliche 
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Bedeutung. Neben dem Stalldünger und etwas ( ompoft wird nur wenig Hilfs- 
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