Full text: Die Feldwirthschaft (Heft 71)

  
    
Feldwirthfchaft. 33 
und Kaufdünger angewendet; überhaupt ift die Beftellung des Bodens nicht immer 
rationell und läfst in vielfacher ‘ Beziehung manches zu w ünfchen übrig. 
Spanien war früher ein wichtiges nd aber man Be nicht fagen, 
dafs es diefs noch fei, obgleich einzelne Pr ovinzen, z. B. Caftilien, bedeu- 
tende Mengen erzeugen, und die Getreideprodudtion feit circa 1800 von 65 auf 
{60 Millionen Fanegas geftie gen ift. Hauptfächlich werden Weizen und Gerfte, 
imNorden auchRoggen, dann Hirfe, Mais und dergl. angebaut. Nächft Frankreich 
erzeugt Spanien den meiften Wein, aber die W eincultur ift im Grofsen und Ganzen 
auf einer niedrigen Stufe der Entwicklung geblieben; durchfchnittlich werden 
162 Millionen Cantaras ä ı6 Liter producirt, und hievon zwei Dritttheile exportirt. 
Der Handelsgewächsbau ift wenig entwickelt nur das Olivenöl fpielt eine wichtige 
Rolle in der Production des Landes; jährlich werden über 50 Millionen Arrobas 
Olivenöl erzeugt. Die Cultur der Korkeiche ift fehr verbreitet in Andalufien, Catalo- 
nien und Girona. Die ehemals berühmten Safranpflanzungen find heute zum Theile 
aufgegeben; von a wird allein Hanf gebaut, der einen bedeuten- 
den Erporlartikelbil nn dieFarbpflanzen könnten eine bedeutendere Rolle fpielen; 
die Obftausfuhr bildet einen w ichtigen Zw eig des ([panifchen Handels. T abak, Süd- 
früchte, Zuckerrohr a Baumw olle gede ihen vortrefflich. 
Die Viehzucht wird verhältnifsmäfsig beffer betrieben als der Ackerbau, 
am wichtigften auf der Hochebene zu Eftre emadura und den Alpenweiden der 
Pyrenäen und der Sierra Nevada. Am bedeutendften ift die Schafzucht, und ift 
Spanien bekanntlich das Heimathland der edlen Merinos, obfchon die Zucht der- 
felben neuerdings fehr zurückgegangen ift und von der Schafzucht Deutfchlands 
weit überholt wurde; Böhmen und Schlefien bilden zur Zeit den Kernpunkt des 
goldenen Vliefses. Nebftdem blüht die Pferdezucht, und nennen wir blos die 
andalufifche Race, welche neuerlich durch grofse Befchälereien, z. B. Cordova, 
gefördert ward; die Seidenzucht (in Catalonien, Murcia, Valencia u. £f. w. ), we Iche 
jährlich im Mittel 2 Millionen Percent Rohfeide liefert; die Schweinezucht (befon- 
ders in Eftremadura), dann die Cochenillenzucht. 
Spanien (und feine Colonien) nahmen, was die Expofition von Naturpro- 
ducten anbelangt, eine der erften Stell ungen auf der Ausftellung ein. Wein und 
Cigarren bildeten die Glanzpunkte der anche Expofition. Für den Handel mit 
fpanifchen Weinen kann die Weltausttell lung vorausfichtlich von enormem Nutzen 
fein; denn nie hatte man bisher noch folche Gelegenheit, die Weinprodudion 
der pyrenäifchen Halbinfel in fo inftrudtiiver Weife kennen zu lernen und die 
Concurrenzfähigkeit der fpanifchen Weine bezüglich der Qualität und Preife 
derfelben fo richtig beurtheilen zu können, als es diefsmal der Fall war. Die 
Cigarrenausftellung,, welcher in der fpanifchen Ex xpofition ein befonderer Raum 
angewiefen war, war von den erften Firmen der Infel Cuba mit ihren auserlefen- 
ften Kräutern reichlich befchickt; von der feinen Havannacigarre bis zu dem 
feltenften Product der Tabakfabrication zu Cigarren bis zum Preife von 1000 
Thalern das Taufend waren alle gewöhnlichen und vorzüglichen Fabricate ver- 
treten. Schöne Colledtionen brachten die übrigen Landesprodudte Spaniens zur 
Anfchauung, befonders fehr fchöne Cerealien, prachtvolle ee ausgezeich- 
neten Mais, Exportgras und Hanf, diverfe Sämereien und dergl. m 
Die Türkei deutete durch die an jeder der zahlreichen‘ Wandfäulen ihrer 
Ausftellung angebrachten Getreidegarben und Büfchel bereits an, dafs diefelbe 
ein reiner Ackerbau-Staat fei und die hauptfächlichfte Leiftungsfähigkeit der 
Türkei eben in den mannigfaltigen Produdten des Bodens liege. Allerdings 
ftehen die Leiftungen der wirthfchaftlichen Thätigkeit bei weitem nicht auf deı 
Höhe der dafür vorhandenen äufserft günftigen tellurifchen und klimatifchen Be- 
dingungen. Die Landwirthfchaft fteht in der Türkei eben noch auf einer tiefen 
Stufe und wird allgemein fehr extenfiv betrieben, ja die Aecker bleiben in der 
Regel nach uralter Gewohnheit zwei Jahre in der Brache, werden mit höchtt ein 
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