Full text: Die Feldwirthschaft (Heft 71)

   
Hilfsdüngemittel. 85 
Düngers, fondern auch durch eine tägliche Filtration der Jauche durch den ange- 
fammelten Dünger derfelbe am ficherften zu conferviren fei. Defshalb hat die 
halbkreisförmige Dungftätte zwei in Cement ausgemauerte Jauchenbehälter zur 
Anfammlung der direct aus den Ställen zugeführten Jauche, deren Ueberflufs 
durch eine unterirdifche Drainleitung in ein gröfseres, im Centrum des Halb- 
kreifes liegendes Baffın läuft, in welches der Schlauch einer Kettenpumpe zu 
hängen kommt, vermittelft welcher je nach Bedarf das Baffın geleert werden kann. 
Von der Peripherie gegen die Kettenpumpe hat die Bafıs ein Gefälle von nur 
9 Zoll, ift abgepflaftert und mit Asphalt belegt. Um den Dünger mit Jauche 
begiefsen zu können, ift an der inneren Seite der äufseren etwa 5 Fufs hohen 
Umfriedungsmauer ein 6 Zoll breiter Abfatz angebracht, auf welchem eine 11, 
Zoll hohe Eifenfchiene im Halbkreife herumgeht. Auf der Schiene läuft ein 
paffendes eifernes Rad, zu welchem eine aus Eifenblech conftruirte Rinne direct 
zu der Kettenpumpe geht und fomit in wagrechter Stellung im ganzen Halbkreife 
bewegt werden kann. Der Boden der Rinne ift durchlöchert, und zwar derart, 
dafs mit der Entfernung von der Kettenpumpe fowohl die Zahl der Löcher fich 
entfprechend vermehrt, als auch diefelben fich erweitern. Dadurch ift es möglich, 
jede Stelle der Dungftätte mit Jauche zu verforgen, ohne dafs ein Tropfen der- 
felben verloren geht. 
An den Stalldünger reiht fich in feiner Wichtigkeit der Cloakendünger 
an. In feinem berühmten Gutachten (unterm 19. Januar 1865) an den Lordmayor 
Londons, R. Montague, hat Freiherr von Liebig auf die Anwendung der menfch- 
lichen Excremente zur Düngung hingewiefen, und feit diefer Zeit hat fich in Eng- 
land die Irrigation oder Bewäfferung mit Cloakenwaffer bereits fehr verbreitet 
und die Sewage Farming, das heifst, der Betrieb der Landwirthfchaft durch 
Beriefelung der Felder mit Cloakenwaffer ift dafelbft fchon ziemlich häufig: ich 
erinnere hier blos an die diefsbezüglichen Anlagen in Rugby und Croydon, deren 
Einrichtungen durch deutfche Gelehrte vielfach bereits befchrieben worden find. 
Auf der Wiener Weltausftellung hatte England jedoch nichts ausgeftellt, was 
das Canalifationsfyfiem und die Organifation der Riefelwirthfchaften ver- 
finnlicht hätte. 
In Frankreieh ift es befonders Senator Dumas, der Berichterftatter der 
franzöfifchen Dünger-Enqu£te 1866, gewefen, welcher die Unzulänglichkeit des 
Stallmiftes und die Unentbehrlichkeit weiterer Dungmaterialien für die Land- 
virthfchaft nachwies und unter denMitteln, dieMaffe der vorhandenen Dungftoffe 
zu vermehren, keines von fo allgemeiner und ficherer Wirkung fah, als das Auf- 
fammeln des Unraths der Städte, fo, dafs nichts davon verloren gehe und deffen 
Ausnutzung regelmäfsig ftattfinde. Dort war die Verarbeitung der Fäcalftoffe in 
Poudrette üblich, welche fich jedoch nicht bewährt hat. Moreau et Le Bel 
(Doulon) haben ein fchwarzes Desinfectionsmittel und den daraus bereiteten 
pulverförmigen Dünger ausgetftellt. 
Auch in Deutfchland fah man die hohe Wichtigkeit der zweckmäfsigen 
Verwendung des Abtrittdüngers rechtzeitig ein. In zahlreichen Verfammlungen 
wurde über die Auffammlung der menfchlichen Auswurfftoffe und ihre Nutzbar- 
machung für die Landwirthfchaft eingehend verhandelt und von einzelnen hervor- 
ragenden Landwirthen die entfprechende Verwendung derfelben warm empfohlen; 
aber man ift bis jetzt über die befte Verwendungsart diefes werthvollen Düngers 
noch nicht einig geworden. F. Thon (Wilhelmshöhe bei Caffel) ftellte eine nach 
feinem Verfahren bereitete Poudrette aus. Er will die Fäcalftoffe nach vorheriger 
Desinfection durch Anwendung von Wärme concentriren; feine entwäfferte 
Poudrette, durch Phosphatmehl vermehrt, enthält etwa 4 bis 6 Percent Stickftoff, 
bis ıı Percent lösliche Phosphorfäure und 2 bis 3 Percent Kali. 
In Oefterreich wird der verftändigen Benutzung der menfchlichen Excre- 
mente ebenfalls nach und nach die gebührende Aufmerkfamkeit zugewendet. Um 
die Vermittlung zwifchen Stadt und Land anzubahnen, ftellt CarlRitterStummer 
    
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.