Full text: Forstwirthschaft (Heft 68)

   
  
   
   
  
   
   
   
   
   
   
   
  
  
  
  
   
  
    
    
   
  
  
   
  
   
    
   
   
   
  
  
  
    
    
   
   
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
   
  
  
    
  
   
  
  
  
  
  
8 Johann Newald. 
bezüglich Wegnahme derfelben, nachdem fie ihren Zweck erfüllt haben. Sie ver- 
ordnet die Anpflanzung von Weiden, Pappeln, wilden Obftbäumen und Eichen, 
{o wie die Ausfaat von Eichen-, Buchen-, Birken-, Tannen- und Fichtenfamen. 
Auch die Schriftfteller, welche über Bodencultur und Benützung fchrieben, 
wendeten ihre Aufmerkfamkeit der Anzucht von Holzgewächfen zu. Die Reihe 
diefer Autoren eröffnet der Senator Petrus de Crescentiis zu Bologna, der fein 
Buch: „Ruralium commodorumlibr. XII.“ am Eingange des 14. Jahrhunderts fchrieb;; 
denn König Karl II. von Neapel, dem er es widmete, ftarb im Jahre 1309. Es ist 
diefes Werk in der Zeit von 1470 bis zum Schluffe des ı6. Jahrhunderts in zahl- 
reichen Ausgaben verbreitet worden. 
Eine Reihe dickleibiger Folianten, die Hausväter - Literatur genannt, 
handelte neben vielem Andern auch von der Holzzucht. Unter denfelben verdient 
die von Wolf Helmhard Freiherrn von Hohberg im Jahre 1087 herausgegebene 
„Georgica curiosa oder adeliges Landleben,“ eine hervorragende Stelle. Hohberg 
war am 20. Odtober ı612 zu Ober-Thumritz bei Geras in Niederöfterreich ge- 
boren und ftarb 1688 zu Regensburg. Er hatte fein Werk den Ständen Ober- 
und Niederöfterreichs gewidmet. Obwohl in demfelben nur 33 Capitel von 
waldwirthfchaftlichen Gegenftänden, dagegen 130 Capitel von der Jagd handeln, 
{o enthält es dennoch eine ziemlich vollftändige Zufammenftellung der Kenntniffe 
und Regeln, die bis zum Ende des 17. Jahrhunderts in Deutfchland über Wald- 
wirthfchaft verbreitet und aufgeftellt waren. 
Als eine Eigenthümlichkeit darf es bezeichnet werden, dafs das erf 
einem Deutfchen ftammende Originalwerk über Holzzucht einen Rechtsgelehrten 
zum Verfaffer hat. Conrad von Heresbach veröffentlichte fein Buch: „Reirusticae 
libri quatuor‘‘ im Jahre 1594. Es bleibt zweifelhaft, ob feine Lehren damals in 
Deutfchland eine befondere Anwendung fanden. Es gehören hieher die Vorfchriften 
zur Anlage von Pflanzfchulen zur Erziehung junger Eichen und die Verpflanzung 
derfelben, die Fortpflanzung der Ulme durch abgefchnittene Zweige (Steck- 
linge u. f. w.). 
Erweitert hat diefe Lehren über Holzanzucht Colerus in der im Jahre 1592 
herausgegebenen „Oeconomia“ durch feine Anleitung zur Pflanzung und Anfaat 
der wichtigften Holzarten. Er handelt von der Verbindung einer Getreidefaat mit 
der Eichelfaat, er lehrt das Ausbringen des Kiefernfamens aus den Zapfen 
durch Auffchütten desfelben auf Horden, die der Ofenwärme ausgefetzt 
werden. 
Den angedeuteten Anfängen und Anweifungen zur Holzzucht fehlte unver- 
kennbar aller Zufammenhang, fie finden fich gleichfam als Beigaben, ja oft als 
Nebenfachen in den verfchiedenen, dem Landbau und Haushaltungswefen gewid- 
meten Büchern. Das Ungenügende diefer für die Waldnachzucht vorgefchlagenen 
Mafsregeln und noch mehr die Vernachläffigung felbft diefer Mittel, hatte ’an vielen 
Orten einen bedrohlichen Rückgang im Waldftande und Sorgen über eintreten- 
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den Holzmangel im Gefolge. 
Ein wefentlicher Fortfchritt im Waldculturwefen wurde angebahnt und 
eingeleitet durch die im Jahre 1713 von Hanns Carl von Carlowitz veröffentlichte: 
„Sylvicultura oeconomica“ oder: „Anweifung zur wilden Baumzucht.“ Es war diefes 
das erfte, ausfchliefslich waldwirthfchaftlichen Gegenftänden gewidmete deutfche 
Werk. Carlowitz weift auf die Nothwendigkeit hin, die Naturgefchichte der ein- 
zelnen Waldbäume zu kennen, und geht, nachdem er die Holzzucht durch küntt- 
liche Saat und Pflanzung im Allgemeinen behandelt hat, in ihrer Anwendung auf 
die einzelnen Waldbäume über. 
So erheblich die Fortfchritte waren, welche die Holzzucht feit ihren erften 
Anfängen gemacht hatte, vermochte man noch immer nicht den Einflufs der Oert- 
lichkeit. fo wie der Natur und der Anforderungen der einzelnen Holzarten zu 
würdigen. Es fehlten die hiezu erforderlichen naturwiffenfchaftlichen Grundlagen 
Es fehlte nahezu gänzlich eine genauere Kenntnifs der Waldbäume, ihrer Natur-
	        
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