Full text: Forstwirthschaft (Heft 68)

   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
     
Forftwirthfchaft. 1 9 
An Stellen, wo von Terrain- und Waldbeftandskarten, welche vor 30 oder 
40 Jahren angefertigt wurden, nur leichte Bodeneinfenkungen, kaum beachtete 
Wafferläufe dnd Eiäfchnitte angegeben werden, finden wir leider und nur zu 
oft dermalen keinen Wald Mehr: dafür aber das Terrain gänzlich geändert — 
die einft leichten Bodeneinfenkungen find tiefe Einfchnitte geworden, die Waffer- 
läufe haben fich zu fchroffen Abftürzen erweitert, fie find nach oben erheblich 
verlängert, ausgedehnte Abhänge, auf denen einft eine, wenn auch nur kurz- 
fchäftige Waldbeftockung ftand, findet man derart verwülftet, dafs zwifchen den 
Gräben, Einriffen und Abftürzen nur dort und da eine Oertlichkeit gefun- 
den werden kann, wo die Nachzucht einer neuen Holzbeftockung möglich 
erfcheint. 
Der alte Jäger’oder Holzknecht, der uns begleitet, erzählt, wie diefe Ge- 
gend, als fie noch der alte Wald beschützte, der Lieblingseinftand für Gemfen 
und Hochwild war. Heute ift das ganze Gebiet verlaffen, verödet, geflohen von 
Menfchen und Wild. 
Doch fehen wir weiter: die Verwüftung von oben trug den Ruin nach 
ie Die oben ausgeriffenen Gerölle und Get ehömaen bedecken als troft- 
E e Schuttkegel und Mranerdal ffen weite Flächen der einft blühenden Thalfohlen. 
Si Regengufs, jede Thaufluth erweitert die beklagenswerthe Calamität, und 
nun foll der Wald, den man einft rückfichtslos abftockte und vernichtete, wieder 
helfen. Doch der Weg zufeiner Begründung ift ein unendlich mühevoller und 
Koften verurfachender. Es mufs die Möglichkeit feiner Anzucht erft gefchaffen 
werden. 
Wildbäche find im Hochgebirge fchon feit langer Zeit verbaut worden, 
allein ein Syftem brachte in Arbeiten doch erft die Gegenwart. 
Der um das Forftwesenin allen feinen Zweigen hochverdiente fchw eize- 
rifche Forftverein, hat für die Kenntnifs fs1EBE} Bauherftellungen in feiner 
Ausftellung viel Belehrendes gebracht. Zunächft haben wir derBauverwaltung des 
Cantons Graubünden zu gedenken. Sie hatte Situationsplan, Profil, Grundrifs 
und Photographien der V erbauunge n am Albertibache bei Davos und Situations- 
plan fammt Längenprofil der Verbäuungen im Rüfitobel Archa granda bei Val- 
cava in Graubünden ausgettellt. 
Von der Forftverwaltung des Cantons Bern war eine Befchreibung der 
Verbauungen an der Gürbe (Wildbach im Canton Bern) mit Detailzeichnungen, 
Grundrifs und Profil nebft ı5 Photographien ausgeftellt. 
Mit Recht hat man in der Schweiz bei der Durchführung von Regulirungs- 
bauten an Wildbächen die Herftellung fogenannter Parallelwerke von vornherein 
aufgegeben. Stöfst die Anwendung derartiger Sicherungsbauten fchon bei tiefer 
gelegenen Gebirgsbächen von wechfelndem Wafferftande und ftärkerem Gefälle 
auf Schwierigkeiten, fo find fie zur Regulirung eigentlicher Wildbäche noch 
viel weniger verw endbar. Kaum beachtete Mängel bei ihrer Herftellung, durch 
Zufall entftandene, unerhebliche Gebrechen fine gelegentlich der H&chten Hoch- 
wäffer Veranlaffung zum Einfturze ganzer Strecken folcher Anlagen. Die kaum 
in etwas ruhig gewordene Bodenoberfläche der beiden Bergfeiten verliert fomit 
ihre Stütze und rutfcht oft auf grofse Flächen nach, ein reiches Material für 
neue Verwüftungen und Ueberfchüttungen in den Thalfohlen liefernd. 
Die über den Wildbach hergeftellten Querbauten, ganz bezeichnend Thal- 
fperren genannt, entfprechen den gehegten Erwartungen bei Weitem beffer, 
namentlich dann, wenn man es vermeidet, gleich mit einem Male allzu hohe Ab- 
dämmungen anzubringen, fondern fich begnügt, felbe in dem Mafse, als die abge- 
lagerten Schutt- und Gefchiebemaffen ruhiger geworden find, allmälig zu er- 
höhe 
Die Aufgabe des Forftmannes, die letzte Bindung, die letzten Schutzmafs- 
regeln durch die Nachzucht einer geeigneten Holzbe ftockung herzuftellen, ift eine 
überaus fchwierige.
	        
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