20 Johann Newald.
Diefe die ganze Erfindungsgabe und Energie der Forftwirthe und Tech
niker herausfordenden Thalverbauungen follen eigentlich eine warnende Mahnung,
ein Studienobject fein, welches dem Forftmanne zeigt, was er mit allerSorgfalt zu
vermeiden habe. Und er kann in diefer Richtung fehr viel wirken. Er Ichone die
oberen Waldgürtel der Gehänge — er fchone die auf den exponirten Punkten,
fowie auf fteilen Lagen vorkommende Beftockung und Holzvegetation von welch
immer einer Befchaffenheit. Die Forftrente büfst dadurch fehr wenig ein, denn
der Werth jener Hölzer, für deren Erhaltung wir fprechen, ift fehr gering —
gering in Folge ihrer Befchaffenheit und gering in Folge der grofsen Auslagen,
welche die Fällung und Bringung ve erurfacht, Diefe kleinen Opfer werden viel-
fach aufgewogen Tarch die en Vortheile, welcl
verheere ender Calamitäten ergeben.
ie Sage, welche Schiller feinen Tell erzählen läfst
ı€e fich aus dem Verhüten
„Dafs auf dem Berge dort
Die Bäume b En wenn man einen Streich
Drauf führte mit der Axt,
Und dafs fie gebannt, und, wer fie fchädige,
Dem wachfe feine Hand heraus zum Grabe* —
die Mahnung, die in diefer Sage liegt — fie wird im Hochgebirge nurzu fehr
vernachläffigt.
Mit lebhafter Befriedigung mufs hervorgehoben werden, dafs der Be deutung
folcher Thalverbauungen und Thalfperren und der dieselben eı gänzenden
Forfteulturen und W 5 auch in weiter n Kreifen eine wohlwollende Be-
urtheilung zu Theil wird.
Der k.k.Hofrath und Oberbauleiter der Donauregulirung bei Wien Guftav
Wex hatte eine hochintereflante Abhandlung über die Waf Beralaahhn in den
Quellen, Flüffen und Strömen, bei gleichzeitiger Steigerung der Hochwäffer in
den Culturländern, ausgeftellt.
Um jene Calamitäten zu beheben, welche theils Urfache, theils Folge der
conftatirten Uebelffände und Erfcheinungen find, wendet der Verfaffer einer
fchonenden Waldbehandlung feine Aufmerkfamkeit zu, und bringt die Anlage
von Thalfperren in Antrag ‚der en Wefen jedoch in mancher Beziehung verfchie den
ift von jenen Uhelyechaunngen, auf welche fich die intereffante Ausftellungs-
gruppe des schweizerifchen En bezieht.
Demfelben wurde das wohlverdiente Ehren- Diplom, demIngenieur Rohr in
De feiner Leiftungen bei Verbauung der Wildbäche wegen, die Mitarbeiter-
Fedaille zuerkannt.
Zu den Mafsregeln der Beftandespflege, beziehungsweife Stammpflege
übergehend, nahm zunächft eine von der grofsherzoglichbadifchenDomänen-
direction zur Carlsruhe gebrachte, die Baumäftu ıngim Schwarzwalde darftellende
Ausftellungsgruppe unfere Aufmerkfamkeit in Anfpruch. Von den beiden Aeftungs-
fägen repräfentirte eine die im Murgthale übliche Form mit Holzgriff und Stell
fchra wube; die zweite war die im Kinzigthale gebräuchliche Säge mit Eifengriff
ohne Selifihraune: Letztere foll von den Arbeitern aus dem Grunde vorgezogen
werden, weilfie ficherer und fefter gehalten werden kann.
Längen- und Querfchnitte von Fichten und Weifstannen follten die F olgen
von Ausäftungen, welche theils mit dem Beile, theils mit der Säge ftattgefunden
hatten, zur Anfchauung bringen.
Es darf als kanns vorausgefetzt werden, dafs beim Mittelwaldbetriebe
in Frankreich und Be eleien die Aufäftung feit längerer Zeit in Uebu ng ift. Nament-
lich zu demZwecke, um die Nachtheile einer allzu grofsen Befchattung und Ueber
fchirmung des Unterholzes durch die Oberftänder zu vermindern, werden letztere
fo wie Alle ebäume ausgeäftet.