Forftwirthfchaft. 24
Das Ausäftungsgefchäft wird dort an vielen Orten durch ein eigenes Aus-
äftungscorps gleichfam gewerbemäfsig ausgeführt. Dafs eine derart eigenthüm-
liche Einrichtung bei der in Rede ftehenden wichtigen Mafsregel der Baumpflege
Mifsbräuche und Uebergriffe herbeiführen mufs, kann nicht zweifelhaft fein.
Diefen Uebelftänden traten, und zwar im Jahre 1861, Vicomte ‘de Courval
ınd 1864 Graf de Cars mit ihren Schriften entgegen, welche auch in Deutfchland
grofse Verbreitung und Beachtung fanden.
Wenn der forftliche Ausftellungskatalog des deutfchen Reiches hervor-
hebt, dafs im Schwarzwalde die Ausäftung bei Fichten und Tannen feit mehr als
50 Jahre üblich fei und durch ausgeftellte Scheiben die Erfolge von vor 29 bis ıo
Jahren mit dem Beil und vor 13 bis 10 Jahren mit der Säge ausgeführten Aus-
äftungen dargethan werden, fo kommt mit Rückficht auf die öfterreichifchen Län-
der darauf hinzuweifen, dafs der Baron Aehrenthal’fcheFörfter Vitus Ratzka,
auf der Herrfchaft Trpift in Böhmen, in der Zeit vom Jahre I82o bis 1856 aus-
edehnte Ausäftungen vorgenommen hatte, deren Erfolge durch eine Zahl von aus-
eftellten Probeftücken nachgewiefen waren. Dafs auch Ratzkaan feinem Verfahren
lImälig Verbefferungen vornahm, wie folche durch die Erfahrung als entfprechend
dargethan wurden, verfteht fich von felbft.
Vicomte de Courval tadelt mit Recht das Stummeln der Aefte und empfiehlt
einen glatten Afthieb oder Schnitt. Mit der Angabe, dafs felbft 15 bis 20 Centi-
meter ftarke Aefte ohne Nachtheil für die Brauchbarkeit der Stämme entfernt
werden können, geht fowohl er, als Graf de Cars unverkennbar zu weit.
Gegen die Angabe, dafs bei einer glatten Schnittfläche und Pflege derfelben
mit Theer eine baldige Vernarbung der Wunde ftattfinde, wird wohlberechtigt
hervorgehoben, dafs durch die Ablagerung von Holzfchichten über die Schnitt-
fläche eine Verwachfung mit der Unterlage niemals erfolgt, fondern die Ueber-
vallung lediglich als ein Einhüllungs-, nicht aber als ein Heilungsprocefs zu be-
trachten itft.
Was in Bezug auf die Ausäftungsfrage befonders hervorzuheben kommt,
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ift der Umftand, dafs von Seite der grof Shezan un badifchen Be
zu ar lediglich Längs- und Querfel ınitte von Fichten nnd Weifstannen
ausgeftellt waren, fo wie auch der Förfter Ban nur Probeftücke von Nadel-
hölzern eingebracht hatte.
W nd bei den Nadelhölzern der grofse Harzgehalt die Aftftummeln
durch eine fehr a Reihe von Jahren gegen Fäulnifs fchent fo dafs im Falle
einer Ausäftung s Uebertheeren der Schnittfläche als entbehrlich erfcheinen
dürfte, zeigt fic 1 = den Laubhölzern das Verhältnifs gänzlich geändert. Je ftärker
der abgenommene Aft war, je gröfser demnach die Schnitt- oder Hiebwunde ift,
um defto längere Zeit wird erforderlich fein, bis diefelbe gänzlich überwallt fein
wird. Mittlerweile ftellt ich an der Schnittwunde Meriode rung, Pilzfucht und
Zerftörung der Holzfubftanz ein, welche fich in ihrem Vorfchreiten der Umgebung
und endlich dem Schaftholze des Baumes mittheilt.
Vorläufig läfst fich in Bezug auf das Ausäftungswefen eine Schlufsfolgerung
nur dahin ausfprechen, dafs die bisherigen Erfahrungen, namentlich in Bezug auf
Laubhölzer, zur grofsen Vorficht auffordern und die gewonnenen Refultate nur
für gleiche Standorts-Verhältniffe und diefelben Holzarten verwendbar find.
Im Allgemeinen wäre zu bemerken, dafs fchwächere Stämme das Ausäften
leichter vertragen als ftärkeres Holz, dafs mit Sorgfalt das Maximum in der Stärke
der abzune hmend en Aefte zu erwägen ift, indem es bei ftärkeren Aeften min ıdeftens
zweifelhaft bleibt, ob ihre Entnahme mehr Vortheile oder Nachtheile für die Ent-
wicklung des Stammes bringt und dafs fchliefslich das Ausäften alter Bäume
und das Hinwegnehmen ftarker Aefte, bei denen das Ueberwallen der Schnitt-
wunde entweder gar nicht mehr oder nur nach langer Zeit erfolgt, unzweifel-
haft nachtheilig auf die Befchaffenheit und Verwendbarkeit der Stämme
hinwirkt.