22 Johann Newald.
Zu bemerken kommt noch, dafs dem obengenannten Förfter Veit Ratzka
das Anerkennungs-Diplom für Darftellung der Folgen der Aufäftung zuerkannt
worden war.
Im Anfchluffe an die vorftehenden, der W alderziehung, der Beftandes- und
Baumpflege zugewendeten Erörterungen und Darftellungen haben wir nunmehr
der Waldfamen- Gewinnung zu sr denken,
Bei dem Umfange, elkhen die künftliche Nachzucht der Wälder mehr und
mehr annimmt, ift die Deckung der erforderlichen, höchft erheblichen Samen-
mengen eine Frage von hochwichtige er Bedeutung.
Unter den Ausftellern von Wa ldfamen Haben wir der Firmen J. Jenne-
wein in Innsbruck, Stainer & Hofmann in Wiener-Neuftadt, Heinr ich
Kellerund Conrad Appel, beide ın Darmttadt, zu gedenken. Jennewein,
fowie Keller und Appel, find bekannte und bewährte Namen; in der Firma
Stainer& Hofmann begrüfsen wirjedoch eine ftrebfame neue Kraft, welche
namentlich in Bezug auf Schwarzföhrenfamen unfere befondere Beachtung
verdient.
Befremdlich erfchien, dafs Heinrich Keller’aus Darmftadt von der
Schwarzföhre zwei Samenproben — eine als Pinus austriaca Trattinik, die zweite
als Pinus Laricio Poiret — Conrad Appel ebenfalls zwei Samenproben diefer
Holzart als Pinus austriaca und Pinus corsica, ohne Autorenangabe, ausgeftellt
hatten.
Die aufmerkfamfte Unterfuchung liefs zwifchen diefen vie rSamengattungen
und den von der Firma Stainer & ofen n aus Wiener-Neuftadt ausgeftellten
mit’ Pinus austriaca Höss bezeichneten Proben nicht den geringften Unterichied
erkennen.
Diefer Umftand conftatirt zunächft eine grofse Ungleichheit und Unklar-
heitin der Beze eichnung diefer Holzart feitens der verfchiedenen Samenhand-
lungen, und läfst fomit eine eingehende Erörterung derfelben als unvermeidlich
erfcheinen. Sie möge auch dazu dienen, um einen Irrthum zu berichtigen, welcher
fich in eine vom Profeflor Dr. S. C. Schäbele er in Chriftiania als Ergänzung zu der
von ihm ausgeftellten pflanzengeographifchen Karte Norwegens b eigegebene
Tabelle über die bisher bekannt gewordenen V erbreitungsgrenzen einer Reihe
von Pflanzen eingefchlichen hat.
Unter den Pinusarten wird für Pinus austriaca Höfs, 64 Grad — ı Min.
als nördliche, und 29 Grad — Io Min. als öftliche, ferner für Pinus Laricio
Poiret, fo 2 für Pinus nigricans Höfs, 59 Grad — 54 Min. als nördliche und
28 Grad — 23 Min. als öftlicl 1e Verreithägsprenze angegeben.
Stelle; len wir die hier aufgezählten Nänen der in Rede ftehenden Pinusarten
oder Art zufammen, fo Haben wir: Pinus austriaca Trattinik — Pinus Laricio
Poiret— Pinus austriaca und Pinus corsica ohne Autore enangabe — Pinus austriaca
Höss — Pinus nigricans Höss.
Ein kurzer Excurs in die botanifche Gefchichte unferes Baumes dürfte
genügen, um über den Gegenftand einiges Licht zu verbreiten.
Der erfte Botaniker, welcher die Schwarzföhre von der gemeinen Föl
oder Weifskiefer unterfchied, war Clufius (Charles de l’Eclufe, geboren 1526 zu
Arras, in der damals flandrifchen Graffchaft Artois). Er wurde vom Kaifer Maxi-
milian II. im Jahre 1573 nach Wien berufen, wo er bis 1587 verweilte. Clufius ent-
wickelte hier in botanifcher Beziehung eine raftlofe Thätigkeit, von ihm rührt die
erfte Flora von Niederöfterreich her. Es ift diefes die „Historia rariorum stirpium per
Pannoniam, Auftriam et vicinas quasdam provincias obfervatorum“, welche 1583 bei
Plantin in Antwerpen erfchien. Die Schwarzföhre befchreibt er auf De 16 diefes
Werkes, und defsgleichen auf pag. 31 und 32 feines letzten, im Jahre 1601 erfchie-
nenen Häuptwerkes: „Rariorum plantarum historia“ ; er had fie mit dem
Volksnamen Schwarzföhre €, „[chwarze Ferrent“. Mit diefem letzteren Umftande