Johann Newald.
Es würde viel zu weit führen, wollte hierineine Befchreibung oder Darttel-
lung diefer mannigfaltigen Triftbauten und Anlagen eingegangen werden.
Wenn auch die Objecte gleicher Beftimmung (Klaufen, Rechen etc. etc.)
eine Uebereinftimmung in ihrer Grundförm und Einrichtung zeigen, im Detail
ihrer Anordnung undin ihrer Ausführung find fie auf das Mannigfaltigfte verfchieden.
Mit dem Entwurfe und der Heıftellung eines jeden derartigen Schwemmgebäudes
mufs immer ein ganz neues Problem gelöft werden.
Die Anforderungen und Bedingungen, welche von der Oertlichkeit aus-
gehen, auf welcher das Objedt hergeftellt werden foll, das Material, welches zur
Baudurchführung zur Verfügung fteht, die Befchaffenheit des Untergrundes,
namentlich im Bach- oder Flufsbette, die Gefällsverhältniffe des Thalgebietes im
Allgemeinen und der Umgebung des projectirten Baues im Befonderen, die muth-
mafsliche Benutzungsdauer, die Befchaffenheit des zur Triftkommenden Materiales,
ob Blockholz, Drehlinge oder Scheiterholz, die Arbeitskräfte, durch welche der
Bau zu realifiren fein wird, die Rückfichtnahme auf beftehende Rechtsverhältniffe,
auf die Anforderungen und Bedingungen, welche Grundnachbarn und Wafferwerks-
Befitzer ftellen, und noch eine Zahl bald mehr, bald weniger Einflufs nehmender,
aus localen und wirthfchaftlichen Verhältniffen hervorgehender Momente find
Urfache, dafs jeder Neubau oder felbft nur der Umbau einer Klaufe, eines
Rechens etc. etc. eine Aufgabe von hochwichtiger Bedeutung wird.
Der Entwurf folcher Gebäude fällt überall den Local-Forftbeamten zu, da
nur ihnen jene localen Erfahrungen zu Gebote ftehen, welche in Bezug auf den
Zweck, dererreicht werden foll, und die Mittel, welche zu diefem Ende zur Ver-
fügung ftehen, von der höchften Wichtigkeit, ja ganz unentbehrlich find. Dafs
dabei die Anfichten und Vorfchläge der bei .der Trift befchäftigten fogenannten
Meifterknechte u. dgl. gehört und wohl erwogen werden, ift, felbftverftändlich.
Zahlreiche Schwemmbauten geben Zeugnifs von dem klaren Verftändniffe und
der oft geradezu genialen Auffaffung, welche diefe Praktiker über Sinn und Wefen
derartiger Anlagen und Gebäude haben.
Eine befondere Aufmerkfamkeit nahm das aus demForftamts-Bezirke
Neuberg ausgeftellteModell einer hölzernen Klaufe mit pilotirtem Grundbaue in
Anfpruch. Ein zweites, fehr forgfältig ausgeführtes älteres Modell desfelben Bau-
objectes, und zwar aus dem technifchen Mufeum der k. k. Forftakademie in
Mariabrunn entnommen, befand fich in der additionellen Ausftellung für die
Gefchichte der Gewerbe und Erfindungen.
Diefe Klaufe kommt an der kalten Mürz, unmittelbar unter dem Ein-
mündungspunkte des die Grenze zwifchen Oefterreich und Steiermark bildenden
Grasgrabens vor und heifst die Steinalpel-Klaufe. Sie wurde vor zehn Jahren
ganz neu hergeftellt und bringt ein Syftem zur Anwendung, durch welches eine
neue Richtung zur Geltung gebracht wird, in welcher der Klausbau, infofern
eine Holzconftrudtion beabfichtiget ift, einer weiteren Ausbildung entgegenzu-
führen itt.
Bei den älterenhölzernen Klaufen finden wir den Klauskörper aus einem
drei- oder mehrfelderigen Kaftenbau gebildet. Um die Widerftandskraft zu er-
höhen, (ind die einzelnen Fächer mit Steinen ausgefüllt. Abgefehen von den
grofsen Holzmaffen, welche derartige Einrichtungen in Anfpruch nehmen, bleibt
man, fobald der Klauskörper älter geworden ift, ftets über den Zuftand imInnern
desfelben in Zweifel.
Einfenkungen an einer oder der anderen Stelle deuten allerdings an, dafs
Holzbeftandtheile ausgefault find; allein es.ift ohne koftfpielige Unterfuchungen
kaum möglich, eine Einficht über den Gefammt-Bauftand der Klaufe zu gewinnen;
wir haben es mit einem Objecte zu thun, von dem wir fort und fort eine Störung
des geordneten Verlaufes der Trift beforgen mülffen.
Als es ich um den Neubau der Steinalpel Klaufe handelte, führten Erwä-
gungen der bezeichneten Art den damaligen k. k. Oberförfter Wilhelm Stöger,
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