Forftwirthfchaft. 31]
in Mürzfteg, dermalen Forftmeifter Seiner kaiferlichen Hoheit des Erzherzogs
Leopold in Hörnftein, zu dem Gedanken des gänzlichen Abgehens von der Her-
ftellung eines Kaftenbaues und Anwendung eines Syftemes von Streben, um der
lediglich aus Werkhölzern von: gleichen Dimenfionen gebildeten Klauswand die
erforderliche Widerftandskraft zu geben.
Werksdiredtor Hummel zu Neuberg und der dortige amtliche Zimmer-
meifter Alois Gröbl traten diefem Gedanken bei, fuchten ihn nach allen Bezie-
hungen auszubilden, und führten gemeinfchaftlich mit Oberförfter Stöger den
Bau der Steinalpel-Klaufe zum guten Abfchlufs. Durch eine zehnjährige Benutzung
darf fie nun als erprobt bezeichnet werden.
Die Klaufe hat eine Länge von 24 Klafter (45'6 Meter). Die Spannhöhe
es Waffers beträgt an der Klauswand 4 Klafter (7:6 Meter).
Sie ift derart conftruirt, dafs jedes im Laufe der Zeit fchadhaft werdende
Werkftück leicht ausgewechfelt und durch ein neues Stück erfetzt werden kann.
Dem in der additionellen Ausftellung vorhandenen Modelle der Steinalpel-
Klaufe wurde vom Preisgericht die Verdienft-Medaille zuerkannt.
Wenden wir uns noch den übrigen Holzbringungs- und Transportanftalten
zu, fo waren diefe im Pavillon des k. k. Ackerbau-Minifteriums durch Modelle
von Eis- und Wafferriefen, des Holzaufzuges im Aurachthale bei Gmunden, von
Wagen und Schlitten u. dgl.. vertreten. Von befonderem Intereffe und fehr
inftructiv waren jene Austtellungsgruppen, welche aus den in den einzelnen Län-
dern bei den verfchiedenen Holzfällungs- und Bringungsarbeiten etc. in Ver-
wendung ftehenden Werkzeugen und Behelfen gebildet waren.
Die Studien über das Holztransportwefen im Allgemeinen und über den
Triftbetrieb im Befonderen, wie diefelben durch die diefsbezüglichen überaus
reichen Ausftellungsgegenftände des k. k. Ackerbau-Minifteriums ermöglicht
wurden, fanden ein neues Feld der Erweiterung durch die im Pavillon der Waid-
hofenerForftinduftrie-Gefellfchaft ausgeftellten Pläne,Modelle;Betriebs-
nachweifeu.f.w. Diefe Gefellfchaft hat die zwei ausden öfterreichifchen Alpen der
Donau zuftrömenden Flüffe Ybbs und Erlaf, und zwar erftere zum Flöfsereibetriebe,
letztere zum Schwemmbetriebe adaptirt.
Es kann hier nicht die Abficht vorliegen, eine Gefchichte der Begründung
und Entwicklung diefer Unternehmung zu bringen ; jene Zweige derfelben, welche
fich auf das Holzbringungs- und Transportwefen, fowie auf die Verarbeitung und
den Vertrieb des Materiales beziehen, dürften bei jedem Fachmanne die vollfte
Anerkennung finden.
Das erfte Ybbsflofs ging am ı. März 1866 von der Einbindftätte bei Hol-
lenftein ab und langte am Abend des darauf folgenden Tages bei der Dampffäge
nächft Amftetten an. Diefe erfte Fahrt ftiefs, wie folches wohl nicht anders
erwartet werden konnte, auf einzelne Hinderniffe; fie nahm auch verhältnifsmäfsig
mehr Zeit in Anfpruch als die fpäteren Fahrten, allein der Betrieb felbf war
damit eingeleitet, der nun bald eine umfaffende Erweiterung erhielt.
Die Langholzflöfserei auf der Ybbs ift jene, in Baden und Württemberg
auf der Murg, Kinzig u. f. w. üblicheMethode der „Geftörflöfserei in der verbohr-
ten Wiede“, Zum Zwecke der Flofsconftrudtion wird das Langholz nicht in ein-
zelne fleife Geftöre zufammengefügt, fondern es werden 800 bis 1000 Stämme in
ein einziges, 14 bis 22 Fufs (4°4 bis 6-9 Meter) breites und 1200 bis 1500 Fufs
(379 bis 474 Meter) langes durch Wieden gebundenes Flofs zufammengelegt und
abgeführt. Während der Fahrt wird ein derartiges Flofs durch etwa 14 Mann
geleitet und regiert.
Die Geftörflöfserei kann auf allen Gewäffern angewendet werden, welche
die gehörige Breite und eine zur Schwere des Holzes im Verhältniffe ftehende
Waffertiefe von I'5 bis 2 Fufs (0'474 bis 0'632 Meter) befitzen und fo weit
geregelt find, dafs die vorhandenen Krümmungen im Flufslaufe die Durchfahrt
des Geftörtlofses geftatten.
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