Forftwirthfchaft.
97
O4
Eine Reihe von Werkzeugen und Geräthen, wie fie zur Fällung, zum foge-
nannten Rauh- und Feinbefchlagen der Stämme, zum Abfeilen von Langhölzern
auf Bergabhängen u. f. w. in Verwendung ftehen, waren ausgelegt. Die eigent-
lichen Holzhauer-Werkzeuge und Geräthe hatte derSchmiedemeifterKaltenbach
angefertigt und zeichneten fich diefelben durch ein gutes Material und folide
Arbeit aus.
Im badifchen Schwarzwalde betrachtet man die Periode von Mitte März
bis Mitte Mai als die befte Fällungszeit. Unzweifelhaft trocknet das in diefem
Termine gefällte Material rafch aus, ein Umftand, der auch den eigentlichen
Winterfällungen zugute kommt und jedenfalls in Folge Gewichtsverminderung
des Holzes von wefentlicher Bedeutung ift, es möge der Transport nun fchon zu
Lande oder im Wege der Flöfserei ftattfinden.
Auf dafs eine möglichft vollffändige Austrocknung ftattfinden kann, bleibt
im badifchen Schwarzwalde das zugerichtete Stammholz bis Ende September im
Walde, beziehungsweife in den Schlägen liegen. Erft dann beginnt die Zulieferung
an die Leitwege und Riefen, das fogenannte Räumen.
Leitwege find fchmale, in zwei Meter Entfernung mit gefchälten tannenen
oder buchenen Halbkloben oder Spältern belegte Wege, auf denen Langhölzer
gefchleift, Brennhölzer jedoch mittelft Schlitten abgeliefert werden. Die durch
Modelle dargeftellte Conftrudtion von Holzriefen zeigt von der in den Alpen-
ländern üblichen Einrichtung diefer wichtigen Transportanftalten nur geringe
Abweichung.
Was die zum Flöfsereibetriebe gehörigen Geräthe und Bauherftellungen
anbelangt, nahmen zwei Modelle von kleinen Klaufen, im Schwarzwalde Flofs-
5"
weiher genannt, unfere Aufmerkfamkeit in Anfpruch. Das eine Modell repräfen-
tirte eine Holzconftrudtion des Klaufen- oder Weiherdammes, das zweite einen
Steinbau. Für die erftere Form dürfte fich das oben erwähnte Stöger’fche Strebe-
fyftem, wie es an der k. k. Neuberger Steinalpel-Klaufe in Anwendung gebracht
wurde, befonders eignen, und zwar umfomehr, da diefe fogenannten Flofsweiher
ihrem Umfange und der Schwierigkeit ihrer Herftellung nach den in den Alpen-
ländern vorkommenden Klausbauten wefentlich nachftehen.
Der Flöfsereibetrieb im badifchen Schwarzwalde,
Kinzig, von Rippoldsau bis Kehl, ift ganz jener Vorgang, wie wir ihn oben bei
der von der öfterreichifchen Actien-Gefellfchaft für Forftinduftrie zu Waidho-
fen, auf der Ybbs eingeführten „Geftörflöfserei
erwähnt haben.
in
der
auf der Wolfach und
verbohrten Wiede“
Die einzelnen Schwarzwald-Flöfse werden ganz in derfelben Form zufam-
oO
mengeftellt und abgebunden, wie auf der Ybbs;
felbft an beiden Orten völlig übereinftimmend.
ebenfo ift der Flöfsereibetrieb
In der Collectiv- Ausftellung von Elfafs-Lothringen, welche durch den
Brand des Elfäfser Bauernhaufes zu Grunde ging, befand fich eine Reihe von Holz-
hauer-Werkzeugen und eine Anzahl von Modellen für verfchieden conftruirte Laft-
wagen und Schlitten, das Modell eines Canalfchiffes für Brennholz-Transport,eines
Langholz-Flofses für Canal- und Rheinflöfserei, eines Canalflofses für Eichenftamm-
holz, eines Bretterflofses für Gebirgsflöfserei und endlich das Modell eines
Rhein-Nachens.
Bei der Anlage von Holz- Transportanftalten und Einrichtungen fällt unver-
kennbar dem Koftenpunkte eine hervorragende Rolle zu. Die mit dem Waffer-
transport verbundenen mäfsigen Auslagen dürften dem Trift- und Flöfsereibetriebe
noch für eine lange Zeit eine befondere Bedeutung fichern. Um den Landtrans-
port des Holzes auf eine thunlichft billige Weife zu vermitteln, wendet man der
Anlage und dem Ausbaue eines entfprechenden Wegenetzes die gröfste Aufmerk-
famkeit zu, oder man entfchliefst fich zur Herftellung vonHolzbahnen, wie eine
folche auf dem Befitze der Waidhofener Forftinduftrie-Gefellfchaft im Betriebe
fteht; und in der Forftausftellung der ungarifchen Länder durch das königliche