Forftwirthfchaft.
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eingelegt wurden, und jenem Materiale, welches gegenwärtig der Verkohlung zuge-
wiefen wird! Dafsan vielen Orten dermalen noch die fogenannte Drehlingsverkoh-
lungin Uebungift, liegteinerfeits nur noch in der billigeren Aufarbeitung und Brin-
gung des zur Verkohlung beftimmten Materiales anderfeits auch inder Gewohnheit.
Seitdem in Folge der gefteigerten Holzpreife eine forgfältige Auswahl der
Bau- und Nutzholz-Sortimente ftattfindet, bleibt als Brenn- und Kohlholz nur
jenes Material zurück, welches häufig gar nicht mehr jene Drehlingslänge von
fechs bis neun Fufs befitzt, wie fie früher beim Kohlholz in Uebung war. Schon
durch diefen Umftand wird man an vielen Orten zum Abgehen von der altbeftan-
denen Drehlingsverkohlung genöthigt und zum Einlegen von Spaltholz oder
fchwächeren und kürzeren Rundhölzern in die Meiler veranlafst.
Der Umftand, dafs bei der Waldbenützung dermalen eine forgfältige Aus-
wahl und Sichtung der Holzfortimente ftattfindet, war allerdings Veranlaffung,
dafs nunmehr auch folches Material zur Verkohlung gelangt , welches früher
unbenützt und unberückfichtigt auf den Fällungsorten zurückgeblieben ift. Wir
meinen das flärkere Aftholz, — ziemlich weit in der Zerfetzung vorgefchrittenes
Moderholz, — Späne und Abfälle, welche nach der Bearbeitung und Vorrichtung
der ftärkeren Sortimente zurückgeblieben find, — Stockrodeholz u.f. w. Die Ver-
wendung eines derartigen Materiales, deffen Verkohlung nur an Ort und Stelle
gut durchführbar ift, hat eine Erweiterung der Schlag- oder Waldköhlerei
gegenüber der ftändigen Verkohlung auf den Rechen oder Ländplätzen zur Folge.
Nachdem erfahrungsgemäfs Wald- oder Schlagverkohlungen, fowohl der
Quantität als auch der Qualität nach, in der Regel geringere Refultate erzielen
laffen, da der Wechfel der Meilerftätte, die oft ungünftige Lage derfelben, der
Einflufs abträgiger klimatifcher Zuftände u. f. w. auf das Verkohlungsgefchäft
nachtheilig rückwirken, fo ergibt fich ein neues Moment, welches wir bei
Beurtheilung des dermaligen Köhlereiwefens in den Alpenländern, ja allerorts
zu erwägen haben werden.
Das Dargeftellte dürfte zu dem Schluffe berechtigen, dafs die Holz-
verkohlung ihrem Umfange und ihrer Bedeutung nach im Rückgange begriffen
ift und dafs auch das gewonnene Produdt im grofsen Durchfchnitt bezüglich
feiner Qualität eine Einbufse erlitten hat.
Für die Beurtheilung des Köhlereiwefens in den betreffenden Staats-
forften ergaben die bezüglichen Ausftellungsgruppen im Pavillon des k.k. A cker-
bau-Minifteriums beachtenswerthe Anhaltspunkte. Eine Zahl von Modellen
von verfchieden eingerichteten Köhlerei-Anlagen, von liegenden und ftehenden
Meilern, ergänzt durch die beim Köhlereigefchäfte im Gebrauche ftehenden
Werkzeuge und Geräthe, endlich Proben von, aus verfchiedenen Holzarten
gewonnenen Kohlen, zeigten die hohe Bedeutung diefes Betriebszweiges.
Von befonderem Belange im Köhlereiwefen find die Leiftungen des k.k.
Forftamteszu Neuberg in Steiermark, welches feit einer Reihe von Jahren
der Gewinnung von Kohlen aus Stockrodeholz eine grofse Aufmerkfamkeit
zuwendet, indem das letztgenannte Material, wie Scheit- und Drehlingsholz,
auf den Ländplatz getriftet wird, um dort zur Verkohlung zu gelangen.
Einen ganz eigenthümlichen Vorgang macht derWaffermangel beim Köhlerei-
betriebe inden Ternovaner Staatsforften des Küftenlandes nothwendig.
Es handelt fich dort namentlich um die Verkohlung von Buchenaftholz und
werden ohne Beihilfe von Waffer jährlich aus diefem Materiale, welches fonft
kaum eine Verwendung finden würde, erhebliche Kohlenmengen gewonnen.
Wie folches zu erwarten war, enthielt die fteiermärkifche Colledtiv-Aus-
ftellung, in Bezug auf das Köhlereiwefen fehr werthvolle Objede.
Die Frage anbelangend, ob die Verkohlung in ftehenden Meilern oder
in fogenannten liegenden Werken den Vorzug verdiene, ift man in Ueberein-
fiimmung mit den an anderen Orten gewonnenen Erfahrungen auch bei den
überaus ausgedehnten Köhlereien in Oberfteiermark durch wiederholte Verfuche