18 Dr. Wilh. Fried. Gintl.
Dagegen hatte China auch noch Proben einer Stärke aus grünen Bohnen
aufzuweifen, die guter Weizenftärke dem Anfehen nach fehr ähnlich fchien.
Nach den uns gemachten Mittheilungen foll diefe Stärkeforte in China in erheb-
lichen Mengen producirt werden.
Albumin und Cafein.
Die umfaffenden Fortfchritte und Neuerungen, welche fich auf dem Gebiete
der Zeugdruckerei in den letzten zwanzig Jahren ergeben haben, gaben den
Impuls zur Entwicklung jener Induftrie, welche fich die Aufgabe fetzt, den für die
Zwecke der beftimmten Gewerbe erforderlichen Bedarf an Eiweifsftoffen in einer
Form darzuftellen, welche die Einführung und den Verfandt diefer fo wichtig
gewordenen Hilfsftoffe als eigentlichen Handelsartikel möglich macht und fo nicht
nur die Unabhängigkeit des Confumenten von dem Mafse der Ergiebigkeit localer
Quellen für die Deckung des jeweiligen Bedarfes herbeigeführt, fondern auch all
die Unannehmlichkeiten befeitiget hat, denen der Confument gröfserer Maflen von
folchen thierifchen Eiweifskörpern, bei der leichten Zerfetzbarkeit derfelben im
frifchen Zuftande, ftets ausgefetzt war. Die Albuminfabrikation ift demnach ein
verhältnifsmäfsig fehr junger Induftriezweig, der, wenn wir nicht irren, urfprünglich
in Frankreich aufgenommen, alsbald weitere Verbreitung gefunden hat und heute
in faft allen civilifirten Ländern in ziemlichem Umfange betrieben wird.
Das Rohmateriale für die Albuminfabrikation bilden einerfeits Eier (vor-
nehmlich Hühnereier), andererfeits der frifche Blutabfall der Schlächtereien, und
zwar wird diefsfalls das Hauptcontingent von dem Rinderblute gebildet, während
Schweineblut, Hammel- und Lammblut in, wie begreiflich, geringerem Mafse zur
Verwendung kommen.
In Bezug auf die Heranziehung des Blutabfalles der Schlächtereien zur
Albuminfabrikation bedeutet diefer Induftriezweig in einem gewiffen Sinne auch
eine Abfallverwerthung, deren Werth nicht unterfchätzt werden möchte, wenn man
bedenkt, welche Maffen von Thierblut, die andernfalls unbenützt verloren gegeben
würden, auf diefem Wege einer rationellen Verwendung zugeführt werden, abge-
fehen davon, dafs durch die Einführung einer forgfältigen Auffammlung des Blutes
ein fanitärer Vortheil erreicht wird, der darin begründet ift, dafs durch die Samm-
lung und Verarbeitung des Blutes auf Albumin die fanitären Uebelflände, welche
der Betrieb gröfserer Schlachthäufer unleugbar im Gefolge hat, entfchieden ver-
ringert erfcheinen. Die Fabrikationsmethode, die ja bekanntlich nur darauf aus-
geht, das von dem Eigelb forgfam gefonderte Weifs der Eier nach erfolgter
Klärung zur Trocknung zu bringen, oder, wo es die Erzeugung von Blutalbumin
gilt, die Gewinnung eines möglichft klaren und fchwach gefärbten Serums bezweckt,
das im Weiteren gleich dem Eieralbumin zur Trockenheit gebracht wird, ift heute
allenthalben noch diefelbe, wie fie bereits im Jahre 1865 von Hirzel befchrieben
wurde, und hat die von Kuhnheim in Anregung gebrachte Methode der Serum-
gewinnung durch Schlagen des Blutes und Centrifugiren der coagulirten Maffen
unferes Wiffens nirgends Eingang gefunden, ebenfowenig wie fein Vorfchlag, die
Trocknung durch Verdampfen im Vacuum zu befchleunigen, fich in der Praxis
eingebürgert hat.
Ueberall gewinnt man ein für beffere Sorten Blutalbumin brauchbares
Serum durch freiwilliges Abträufelnlaffen des durch ungeflörte Coagulation des
Blutes erhaltenen Blutkuchens, der behufs möglichfter Ausbeutung meift gefchnitten
wird. Es hat die Erfahrung gelehrt, dafs alle Mittel, welche bisher angewendet
wurden, die Serumsausbeuten durch Kunftgriffe, wie Preffen, Abnutfchen oder
gar Centrifugiren des Blutkuchens zu erhöhen, ein für Prima- oder felbft Secunda-
Albumin völlig unbrauchbares Serum liefern, da die Menge des fich dem Serum
beimengenden Blutfarbftoffes auf folchem Wege wefentlich gefteigert wird. Das
Trocknen des Eiweifses oder des Serums gefchieht, wie diefs wohl urfprünglich