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Appreturmittel und Harzprodudte. 49
Spanien und Portugal hatten nichts Erwähnenswerthes von Producten
der Harzinduftrie zur Ausftelluns gebracht; dagegen war
Frankreich auf diefem Induftriegebiete glänzend vertreten. Von den
ziemlich zahlreichen Ausftellern diefer Branche möchten wir zunächft G. Had-
fieldin Levallois-Perret bei Paris nennen, der unter den mannigfachen Muftern
von meift fehr empfehlend ausfehenden Waggon- und Kutfchenlacken einen durch
feine Klarheit und feine Helligkeit auffallenden „Surfine cryftall varnifh“ ausge-
ftellt hatte, bezüglich deffen die vorgelegten Anftrichproben die vollfte Befrie-
digung erregen konnten. Auch von feinem allerdings ziemlich dunkelfarbigen
„Varnifh univerfal“ lagen fchöne Anftrichproben vor, doch fchienen uns im Allge-
meinen die Preife etwas hoch gehalten zu fein. Einem von derfelben Firma in zwei
Qualitäten ausgeftellten Siccativ: „Ozonine päle“ und „Ozonine fonce“ wurde,
was Befchleunigung des Trocknungsproceffes anbelangt, ein befonderer Effect
nachgerühmt.
Weiters war hervorragend die Ausftellung von Firniffen und Wagenlacken
der Firma L. E. Renardin Paris, die fich namentlich durch Proben von äufserft
hellem gekochten Leinölfirnifs auszeichnete und fich hierauf jedenfalls mehr zu
gute thun könnte, als aufihren „infectentödtenden“ und wafferdichten Firnifs, den
wir wohl nur für eine auf die Kenntnifslofgkeit gewiffer Claffen des Publicums
berechnete Speculation halten möchten !
A. Julien & Comp. in Marfeille, dann J. Seurin in Paris, E. Lefebvre
in Paris und Vaquier in Paris hatten gleichfalls (Julien’s Manganfırnifs allein
ausgenommen) Firniffe und Lacke von recht gutem Ausfehen, ausgeftellt.
Befonders erwähnenswerth find ferner die von mehreren Fabrikanten zur
Ausftellung gebrachten Brillantlacke, meift Geiftlacke mit Anilinfarben gefärbt,
von welchen namentlich A. Dida in Paris und J. Shoene&e freres in Paris fehr
fchöne Mufter aufzuweifen hatten. Sowohl die erftere als auch die letztere Firma
brachte in kunftvoll ausgeführten Proben die Anwendbarkeit diefer Brillantlacke
namentlich für Zwecke der Kunftblumen-Fabrikation, der Imitation von Glas-
malereien u. f. w. zur Anfchauung und insbefondere erregte ein von J. Shoen&e
freres ausgeftelltes Glasgemälde, das mit feinen Brillantlacken ausgeführt war,
fowohl in Hinficht auf Frifche und Transparenz der Farben als auch auf Mufter-
haftigkeit der Ausführung die Aufmerkfamkeit der Befchauer. Auch die Anftrich-
proben aufMetall*, die befonders Dida in fehr gelungener Weile vorführte,waren
vollkommen befriedigend. Nebft den beiden Genannten hatte auch Gve. Chal-
mel, Chateaudun (Paris), unter dem Namen „Vernis frangais a l’alcool“ der-
gleichen Brillantlacke und Proben ihrer Anwendung ausgeftellt, die jenen der
beiden Erftgenannten nicht wefentlich nachftanden.
Den Brillantlacken folcher Art dürfte überhaupt einige Zukunft nicht abzu
fprechen fein, und wenn es gelingt, diefelben dahin zu bringen, dafs fie weniger
fpröde Anftriche liefern, wofür namentlich die fchwer flüchtigen Antheile desHarz-
ölesins Auge zu faffen wären, fo dürfte ihrer Anwendung zur Herftellung bunter
Metallfolien nichts im Wege ftehen. Wünfchenswerth wäre jedoch dabei, dafs
dem Mangel, an dem die meiften derfelben noch leiden, der geringen Licht-
beftändigkeit ihrer Farben durch Wahl möglichft lichtechter Farbftoffe fo gut als
möglich abgeholfen würde.
Die von mehreren anderen Fabrikanten ausgeftellten diverfen Mufter von
Firniffen, Lacken und angeriebenen Farben boten nichts Bemerkenswerthes; ebenfo
wie wir auch über ein von Ch. Dubois, Marfeille, ausgeftelltes, „peinture
hydraulique“ genanntes Anftrichmateriale für Schiffskeffel nichts berichten kön-
nen, da über die möglichen Vorzüge diefes Fabrikates gar nichts zu eruiren war.
* Ohne Zweifel fcheint für diefe Art der Anwendung bereits von dem bekanntlich in
neuefter Zeit empfohlenen Zufatze von Borfäure Gebrauch gemacht worden zu fein, deren Gegen
wart thatfächlich das Haften des Lackanftriches auf Metall wefentlich begünfliget.
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