Full text: Appreturmittel und Harzproducte (Heft 79)

   
  
   
  
   
  
   
   
   
    
  
  
  
  
  
    
  
   
   
    
   
    
  
   
  
  
  
  
  
    
    
  
   
   
  
    
  
   
   
  
   
   
  
  
    
  
   
   
    
    
   
    
   
   
   
      
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Appreturmittel und Harzproducte. 57 
Auf der Ausftellung waren von chinefifchen Lacken und Firniffen mehrere 
Proben zu fehen, die jedoch, wie es den Anfchein hatte, fei es durch Alter, fei 
es durch mangelhafte Aufbewahrung, nicht unwefentlich gelitten haben dürften. 
Die Ausftellungsobjedte beftanden theils in rohen Firniffen, theils in far- 
bigen Firniffen und Lacken. So fanden wir zwei Proben von rohem Firnifs von 
Shanghae, und zwar eine lichter und eine dunkler braune Sorte, von eigenthüm- 
lich gelatinöfer, dabei aber zäher Befchaffenheit, wobei die lichtfärbige faft 
durchfcheinend war. Der Preis diefer Firniffe, die von eigenthümlich ranzigem 
Geruche waren, war für die dunkelbraune Sorte zu 38 Taels,* für die lichtere zu 
20 Taels per Pikul notirt. Ein als präparirter Firnifs bezeichnetes, ebenfalls 
gelatinöfes, braunfärbig durchfcheinendes Präparat von ähnlichem Geruche, wie 
die beiden genannten Proben, war von Ningpo ausgeftellt; ebenfo eine Probe 
eines ähnlich gelatinös-zähen, aber faft fchwarzbraunen als roher Firnifs bezeich- 
neten Produdes. Nebft diefen, wie man uns mittheilte, aus dem Safte der im 
indifchen Archipel einheimifchen Stagmaria vernicifluahergeftellten Firniffe waren 
{owohl von Honkow als auch von Swatow Proben eines lichtgraubraunen 
zähen und fich fett anfühlenden Lackes ausgeftellt, deren Preife zu 30 Dollars 
per Pikul angegeben war, fowie endlich ein unferen Afphaltlacken ähnlich fehen- 
der, halbflüffiger fchwarzer Lack von eigenthümlichem Geruche. Leider war von 
dem übrigens fehr zuvorkommenden Vertreter der chinefifchen Ausftellungs- 
objedte nichts über die Herftellungsart oder die Verwendungsweife diefer 
Fabrikate zu erfahren. 
Japan hatte fowohl Proben eines von Rhus vernicifera ftammenden, dem 
dunkelbraunen Firniffe von Shanghae fehr ähnlich fehenden Firniffes, als auch 
angeriebene Firnifsfarben von meift fahlen Nuancen ausgeftellt, doch fehlten 
leider auch hier nähere Angaben über die Art der Herftellung diefer jedenfalls 
intereffanten Erzeugniffe. 
Japan hatte übrigens neben feinen Firnifslackmuftern und Proben 
von Lackanftrichen auf Metallen diverfe zur Lackbereitung verwendete Ingre- 
dienzen und Werkzeuge ausgeftellt. Unter den erfteren fanden wir eine thon- 
ähnliche Maffe, dann Zinnober, Fichtenholzkohle, Lampenrufs, Hirfchhorn- 
rufs u. f. w., welch’ letztgenannten wefentliche Gemengtheile ihrer fchwarzen 
Lacke zu fein fcheinen. Von ähnlichen Harzen, wie fie die europäifche Lack- 
fabrikation verwendet, war nichts zu bemerken und namentlich fehlte auch 
Schellack, bezüglich deffen von mehreren Seiten behauptet wurde, dafs derfelbe 
neuerer Zeit von den Japanefen zur Herftellung ihrer Goldlacke verwendet 
werde. 
Es würde nun nur noch erübrigen, einer Induftrie zu gedenken, deren 
Produdte, welche, wiewohl fie nichts mit jenen der Harzinduftrie gemein haben 
und nur im weiteften Sinne des Wortes als Appreturmittel aufzufaffen find, in die 
Reihe der „anderweitigen Producte der chemifchen Induftrie“ eingereiht wurden 
und daher an diefer Stelle befprochen werden müffen. 
Wir meinen jene Fabrikate, die unter dem Namen der Schuh- und 
Stiefelwichfe bekannt find. 
Es läfst fich über diefe bei allen cultivirten Völkern eingebürgerten 
Induftrieprodudte kaum etwas Neues fagen, da die Fabrikation derfelben ziem- 
lich auf der gleichen Stufe geblieben ift, auf welcher fie bereits vor Decennien 
ftand. Durchwegs haben wir es in diefen Fabrikaten entweder mit Mifchungen 
zu thun, die der Wefenheit nach aus Knochenfchwarz beftehen, deffen Calcium- 
phosphat meift durch entfprechende Zufätze von Schwefelfäure, wohl auch roher 
*S. pag. 38. 
  
  
  
 
	        
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