4 Friedrich Kick.
die Kipfel-, Knödel- (überhaupt Mehlfpeifen-) Effer, als für die an gröbere
Koft gewöhnten Norddeutfchen und ferner dahin pafst, wo man weifs, was
man bei der geringen Menge (?!) edleren Mehles mit der grofsen Maffe ordi-
närer Mehlforten anfangen kann.“
Diefer Gallimathias dürfte aus dem Journal „die Mühle“ abgefchrieben
fein, welches fich oft in diefer Logik gefällt! Alfo die „Kipfeleffer“ wiffen
mit der grofsen (!) Maffe ordinärer Mehlforten fertig zu werden, aber die an
ordinäre Koft gewöhnten Norddeutfchen haben dafür keine Verwendung? Und
achtzehn Zeilen tiefer fteht gedruckt: „Auf dem Felde der Mehlwaaren- (Teig-
waaren-)Fabrication, insbefondere in der Maccaroni-, Faden- und Faconnudel-
Fabrication hat auch Deutfchland bereits mit Erfolg begonnen, den älteren
crfahreneren Vorgängern in Italien, Oefterreich-Ungarn etc. Concurrenz zu
machen.“ Es fcheint alfo faft, dafs auch Deutfchland Mehlfpeifen confumirt
und hält diefes Concurrenzmachen noch länger an, fo dürften Kipfel- und
Knödeleffer in Norddeutfchland auch entdeckt werden können!? — Es zeigt
fchon jetzt die Ausftellung der Mahlprodudte Deutfchlands, dafs das Bei-
fpiel der „erfahreneren Vorgänger“ in der Hochmillerei in Oefterreich und
Ungarn nicht unberückfichtigt blieb, und ift ein Vierttheil der ausgeftellten
Mehle nach diefem Syfteme erzeugt. So haben Hochmehle ausgeftellt: Beif-
fert in Dresden, Hildebrand Söhne in Weinheim, Berg in Stuttgart,
Genz in Heidelberg, Gramer in Schweinfurt, Wiss in Nürnberg, Bartfch
in Jatzdorf bei Ohlan u. A. m., alfo {chon jetzt Hochmüller in verfchiedenen
Theilen Deutfchlands, ja felbft Nord-Deutfchlands!
Die Mehle der Halb-Hochmüllerei und jene der Flachmüllerei ftehen
naturgemäfs im Allgemeinen zurück, doch waren auch folche von hervorra-
gender Weifse ausgeftellt.
Befondere Erwähnung verdienen die fchönen Graupen und die vorzüg-
lichen Roggenmehle von Beiffert in Dresden u. A., die fchönften der Aus-
ftellung; auch Erbfen- und Bohnenmehl — in Oefterreich wenig gekannt —
wurde von drei deutfchen Austftellern exponitt.
Die Ausfteller von Mehlen nach dem Syfteme der Hochmiillerei bezeich-
neten dasfelbe zum Theile als „Dauermehl“, welche Benennung darin ihre
Begründung und Berechtigung findet, dafs die Vermahlung trocken erfolgt, der
Griesputz-Procefs an fich auch trocknend auf die Griefe wirkt, und das gewon
nene Mehl feines geringen Waffergehaltes wegen einen hohen Grad der Dauer-
haftigkeit befitzt.
Der in Deutfchland zumeift vermahlene milde oder Weifsweizen geftattet
ein längeres Stehenbleiben bei der Flachmüllerei eher als die harten Weizen
forten, er liefert geputzt und genäfst vermahlen bis 72 Percent Mittelmehle.
Doch ift derfelbe nach dem Syfteme der Hochmillerei ebenfalls leicht zu
behandeln und liefert fehr fchöne Produdte, wenn auch nicht über 27 Percent
Klebergehalt. Letztere Angabe, welche aus Proben des Herrn Mühlenbefitzers
und Jurors Franz Schmid in Lanzendorf ftammt, veranlafst den Bericht-
erftatter, nachftehende Tabelle einzufügen, welche Schmid’s Verfuchsergebniffe
enthält und Intereffe für fich in Anfpruch nimmt.
Die Mehlfabrication Oefterreichs und Ungarns nahm entfchieden
den erften Rang ein. Die ungarifchen Mehle überrafchten durch die auffallende
Uebereinftimmung der Mehle Nr. oo bis ı, eine Uebereinftimmung, welche
gewöhnlich in diefem Mafse nicht ftattfindet, fich aber wohl dadurch erklären
läfst, dafs man die Ausftellungsobjedte nach einer Sorte von Normalmehlen
numerirte. Diefe Uebereinftimmung fand fich in den öfterreichifchen Mehlen
nicht vor.
Die Ausftellungen der Müller der verfchiedenen öfterreichifchen Kron-
länder, ferner Ungarns und Kroatiens laffen im Allgemeinen keinen wefent-
lichen Unterfchied in der Entwicklung der Müllerei wahrnehmen, denn es