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und die Manipulation, durch Aus- und Spätlefe, forgfältiges Sortiren der edelften
Traubenforten, durch geregelte Vergährung und raffenelle Kellerbewirthfchaftung
das Product immer meh und mehr zu veredeln. Das feinfte und edelfte Produdt
in haltbarfter Weife auf den Markt zu bringen, das ift der Grundfatz, welcher die
Weinwirthfchaft unferer Zeit leitet oder wenigftens leiten foll. Von diefem
Gefichtspunkte aus wollen wir die deutfchen Weine betrachten und müffen gleich
hier erwähnen, dafs man fich heute in Deutfchland nicht mehr mit den oben
ausgefprochenen Grundfätzen begnügt und mit aller Haft darauf losarbeitet, um
in der Richtung der Liebhaberei = ehemiften Preife zu erzielen und ganz füfse
Weine zu erzeugen. Die dabei angewendete Manipulation befchränkt fich auf die
Anwendung von fehr viel Schw efel, wie diefs in Frankreich längft gebräuchlich
ift, dann auf die unterdrückte Gährung, um die Weine auf Jahre hinaus füfs zu
erhalten, eine Manipulation, welche trotz aller Mühe und Sorge niemals ein ganz
. nn »s Produdt, das man mit ficherer Ueberzeugung von feinen Gehalte in den
Tandel bringen könnte, fchafft; eine Manipulation, welche das grofse Renommee,
welches die Rheinweine von jeher genoffen haben und noch geniefsen,
hädigen mufs.
Nach diefer kurzen Betrachtung wollen wir die ausgeftellten Weine
einer Prüfung unterziehen und zuerft die viel wichtigeren Sorten der weifsen
Weine durchgehen.
Baden und Württemberg pflanzt zum grofsen Theil in ziemlich bedeutenden
Quantitäten billige und gew Sunkehe Tifchweine, welche dem Lande eine bedeu-
tende Grundrente abwerfen. Die zur Ausftellung eingefandten mittleren und
geringen Weilsweine blieben jedoch nicht klar, eine Eigenfchaft, die den Wein
überhaupt auf ein enges Handelsgebiet einfchliefst. In der That gelangen diefe
Weine felten über Süd- Deutfchl and hinaus. Manipulation und Kellerwirthfchaft
find übrigens recht gut.
Die Mofelweine find wegen der Lieblichkeit ihres Bouquets, der Schön-
heit ihrer Farbe und ihrer Dünnflüffgkeit wegen fehr beliebt und allgemein
begehrt. Binssr Sorten derMofelweine gehören mit zu dem Feinften, was Deulfch
la ind producirt, und werden wie die höfeh Rheinweine bezahlt. Eigenthümlich ift
es, dafs es doch wieder Mofelweine gibt, die ohne befondere F arbe ein ganz
unbedeutendes Bouquet haben und ganz gew öhnlichen Gefchmackes find. Die Aus
ftellung brachte übrigens wenig Neues und zeigte uns nur die altbekannten Sorten
in gleichem, gleichfalls belnnen Esfehmäcke: Ein Fortfchritt dagegen war in
den mouffirenden Mofelweinen zu erkennen, wovon einige Sorten, auffallend glän-
zend und gut im Gefchmacke, allgemeinen Beifall fanden. Diefe Weine dürften in
nächfter Zukunft fchon von befonderer Wichtigkeit werden. Der Handel mit
Mofelweinen erftreckt fich über ganz Deutfchland, hat jedoch in Nord-Deutfch-
land feine een
Die Saarweine, von denen auch einige zur Ausftellung gefchickt waren,
tehen den Mofelweinen bedeutend nach und “finden auch nirgends einen folchen
Anwerth wie diefe, obgleich die Weine ganz angenehm und kräftig in Gefchmack
und Bouquet find.
Von befonderer Wichtigkeit aber werden in neuerer Zeit die E lfafs- un
Lothringer Weine, die dee ch ihren vermehrten Abfatz in re =
bedeutend im Preife geftiegen find. Es find durchwegs gute Mittelweine, welche
aber im Handel gerade fowie auf der Ausftellung manches Mal trüb Heren und
auch öfters im Gefchmacke verlieren, was offenbar ein Zeichen ift, dafs die Weine
nicht mit der genügenden Sorgfalt behandelt werden.
Was nun die Rheinweine anbelangt, fo haben fich faft alle und auch
die fehönften Sorten auf der Weltausftellung eingefunden. Die Rheingau-Weine,
aus der edlen Frucht des heimatlichen Riesling, gehören, wie fattfam bekannt
zu den werthvollften und hochfeinften Bouquetweinen der Welt. Sie wurden Auf
der Ausftellung 1873 eben fo hoch gehalten wie 1867 und zu anderen Zeiten.