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Guftav Noback.
Luxus, mit welchem diefe Expofitionen ausgeführt waren, konnten nicht verfehlen,
einen angenehmen und freundlichen Eindruck auf den Befucher diefer Abtheilung
zu machen. Der um das Brauereiwefen verdienteHerr J. Götz, Brauereibelfitzer
Okocim in Galizien, brachte, um den Fortfchritt im Brauwefen d
Vorlagen verfchiedener Brauereien, einige inter
kleinerer Form und primitivfter Einrichtungsweife, fowie feines eigenen Etabliffe-
ments mit gröfserem Betriebsumfange und Mafchineneinrichtung, ferner mehrere
fehr alte Werke über Bierbrauereien.
Alle Brauereien, welche in diefer Weife fich betheiligter, fandten aufserdem
noch ihr Produdt theils in Gebinden, theils in Flafchen nach den Depotkellern,
in welchen die Beurtheilung der Bierqualität von Seiten der
genommen wurde, während nurein Theil von Brauern lediglich Sendungen nach den
Jurykellern machte, ohne auf dem Weltausftellungs-Platze felbft repräfentirt zu fein.
Diefsbezüglich wird auf die nebenftehende Tabelle der. Bieraustteller von
Oefterreich-Ungarn verwiefen.
Die Vorzüglichkeit der öfterreichifchen Biere hat nicht blofs eine erheb-
liche Steigerung des Bierconfums im Lande felbft herbeigeführt, fie bewirkte auch
eine refpecdtable Zunahme des Bierexportes nach dem Auslande.
Die Bierbrauereien Oefterreich-Ungarns find in Bezug auf Beifchaffung der
Rohmaterialien in einer günftigen Lage, denn Gerfte in beften Qualitäten wird in
genügenden Mengen producirt und Hopfen der feinften Qualität cultivirt. Diefe
zwei Factoren, verbunden mit dem in faft allen bedeutenderen und angefeheneren
Brauereien eingeführten rationellen Betrieb, haben einen erheblichen Antheil an
dem Aufblühen deröfterreichifchen Bierinduftrie. Nichtminder einflufsreich war die
Zuneigung ofterreichifcher Brauer zu der Einführung des rationellen Fortfchrittes
bei der Anlage und Einrichtung der Bierbrauereien.
Die in Oefterreich-Ungarn eingeführte Bierfteuer wird nach dem Volumen
des gebrauten Bieres (refpedive der gehopften Würze auf den Kühlfchiffen) un
nach der Stärke, das ift nach dem percentualen Extradtgehalt erhoben. Der
Steuerfatz beträgt nach dem Gefetze vom 25. April 1869 per niederöfterreichifchen
Eimer (& 4214 Mafs) einfchliefslich des früher feparat berechneten aufser-
ordentlichen Zufchlages per einen Sacharometer-Grad ıo Neukreuzer, fo dafs zum
Beifpiele für ı Eimer ıo Percent gehopfter Würze ı Gulden
15 Percent gehopfter Würze ı Gulden 50 Kreuzer Steuer
Die durch den öfterreichifchen Bier
zu
arzuftellen, aufser
effante Zeichnungen von Brauereien
Bierjury vor-
oder für ı Eimer
gezahlt werden etc. *
-Befteuerungsmodus bedungene Ein-
führung des Sacharometers hat infoferne eine Bedeutung für den Brauereibetrieb, als
durch die nothwendige Anwendung diefes höchft wichtigen Inftrumentes felbft in
der kleinften Land-Bierbrauerei der einfache Brauburfche gezwungen ift, mit diefem
Inftrumente umzugehen und auf diefe Weife deffen Handhabung kennen lernt.
Was für die Schifffahrt der Compafs ift, das ift für die Br
auerei der
Sacharometer.
Wie bei allen Ländern, in denenfeit einer langen Reihe von Jahren dieBier-
brauerei eingeführt ift, fo verhältesfich auch in Oefterreich-Ungarn. Die Anzahl der
betriebenen Brauereien nimmt mitjedem Jahre ab, während gleichzeitig die Bierpro-
duction zunimmt. Diefer Umftand ift darin begründet, dafs diekleinen Bierbrauereien
einer Concurrenz der gröfseren, fabriksmäfsig betriebenen weichen müffen, welche
letztere mehr und mehr die Bierfabrication in ihren Etabliffements concentriren.
Ein Blick auf das Verhältnifs der Bierbrauereien, deren Production, fowie
Steuererträgnifs im Jahre 1872, dürfte von Intereffe fein. (Die Jahrgänge beziehen
fich auf die Zeit vom ı. September bis letzten Auguft, in diefem Falle alfo vom
I. September 1871 bis 31. Auguft 1872.)
* Für nachftehende gefchloffene Städte wird noch ein feparater Zufchlagst
berechnet: für Wien Gulden °/o Neukreuzer von jedem erzeugten niederöfterreichifchen Ei
dagegen für Prag, Brünn, Linz, Graz, Laibach, Lemberg und Krakau von jedem Sacharometer-
Grade 4%, Neukreuzer.