Full text: Bier, Malz, sowie Maschinen und Apparate für Brauereien und Mälzereien (Heft 66)

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Dr. Eduard Schmidt. 
Die Liqueurfabrication ift jetzt in Italien von Bedeutung und war auf der 
Ausftellung fehr zahlreich vertreten. 
Das Vorzüglichere wird mit den einheimifchen Fruchtfäften und aromati- 
fchen Pflanzenftoffen in Piemont und der Lombardie erzeugt. Einen grofsen 
Handels- und Exportartikel bildet in diefen Provinzen auch der Wermuth, welcher 
mit dem weifsen Wein von Afti unter Zufatz von einigen Percent Sprit und bitteren 
Kräutern bereitet und in Qualität mit dem franzöfifchen Wermuth rivalifirt. Die 
Jury hat 28 Fabrikanten von Liqueuren und Wermuthweinen die Verdientt- 
medaille zuerkannt. 
Speife-Effigewerden von vorzüglicher Qualität im Modenefifchen und 
Lombardifchen aus Wein bereitet und können wirin erfter Linie die Firma Gian- 
franceschi aus Bardolino, Belluci Tofi aus Modena, Bornia Fratelli aus 
Trevifo und Giufti aus Modena empfehlen. 
Schweden und Norwegen. In Schweden war die Branntwein- 
brennerei bis vor 20 Jahren blofs ein Nebenzweig der Landwirthfchaft und erft 
feit diefer Periode wurden gröfsere mit Dampf betriebene Brennereien, deren es 
jetzt 5- bis 000 gibt, angelegt. Das Gefetz für diefe beflimmt, dafs täglich min- 
deftens 200 Kannen —= 523 Liter und nicht mehr als 1200 Kannen Normalftärke 
(50 Percent Volumprocent Alcohol) bei der Temperatur von ı5 Grad Celfius 
erzeugt werden dürfen, und dafs der Betrieb nicht länger als 7 Monate im Jahre 
(von Jänner bis April und von Odtober-December inclufive) geftattet wird. Diefe 
Beftimmungen wurden im Intereffe des kleinen Landbaues getroffen. Die jährliche 
Branntweinproduction beträgt von 1862 bis 1871 alfo im Durchfchnitt jährlich 
14,390.000 Kannen — 376.600 Hektoliter und flieg im Jahre 1872 auf 
407.000 Hektoliter von der Normalftärke von 50 Percent, wofür an Steuer 
11,719.494 Rdr. gleich 6, 680.011 fl. öfterreichifcher Währung in Silber bezahlt 
wurden. 
Als Rohftoff wurden bis zum Jahre 1868 nur Getreide und Kartoffeln ver- 
wendet, während von da ab auch Rennthierflechte in Folge der intereffanten 
Verfuche des Profeffors Stenberg in Stockholm in ziemlich grofsem Mafsftabe 
verarbeitet werden. Die Ausbeute von Branntwein variirt je nach der Qualität der 
Flechten zwifchen 6 und 9 Kannen (15'7 bis 23'5 Litres) Normalftärke vom 
Centner Flechten. Esfollen im Durchfchnitte jährlich circa 300.000 Kannen Brannt- 
wein aus Rennthierflechten erzeugt werden, welches Quantum bei fchlechten 
Kartoffelernten viel gröfsere Proportionen annehmen wird, da das Land von diefem 
Rohftoffe unerfchöpfliche Mengen befitzen foll. 
Aufser dem im Lande erzeugten Branntwein werden noch jährlich circa 
25.000 Hektoliter an Cognac, Rum und Arrac eingeführt, welche zum Theil zur 
Fabrication des berühmten fchwedifchen Punfches verwendet werden, der aus 
Rum oder Arrac, Waffer, Zucker und etwas aromatifchen Tindturen bereitet und 
vielnach dem Auslande exportirt wird. 
Unter den 24 Ausftellern von gegohrenen Flüffigkeiten waren nicht weniger 
als 18, die ihren Punfch zu 75 kr. bis ı fl.per Flafche den Confumenten zu empfehlen 
wufsten. 
Die Proben von Branntwein und Spiritus find als ganz mittelmäfsig in der 
Qualität zu bezeichnen. 
Effige werden nur aus Branntwein erzeugt und find als Speife-Effige für 
unfere Gaumen nicht wählbar. 
Dänemark erzeugt hauptfächlich aus Kartoffeln und aus Getreide 
Branntwein und Spiritus, mitunter von guter Qualität, gröfstentheils aber fufelig. 
Die einheimifche Production genügt auch in diefem Lande nicht und werden aus 
Deutfchland Spiritus, aus Frankreich Cognac und von den Colonien Rum und 
Arrac zur Bereitung eines dem fchwedifchen ähnlichen Punfches eingeführt. 
    
   
  
  
   
    
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
    
    
   
  
    
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