Full text: Die Steinwaaren (Heft 92)

Steinwaaren. 1 3 
Man fchätzt, dafs mindeftens ein Zehntel der Luxusbauteh des alten Rom’s aus. 
gallifchem Steinmateriale beftand. 
Nach der Zerftörung Rom’s verfielen auch die Brüche der antiken Welt, 
mit ihnen auch die des damaligen Galliens. 
Einige franzöfifche Städte, wie: Niemes, Touloufe, Arles, Aix, 
Marfeille, Vienne etc. efc. bewahren aus jener Zeit noch Fragmente 
monumentaler Bauten. 
Das erftehende Chriftenthum fchmückte feine Kirchen mit dem koft- 
baren Materiale der Tempel und Paläfte des der Zerftörung und Plünderung 
überantworteten heidnifchen Rom’s. 
Die Brüche blieben verfallen bis in die Blüthezeit des Mittelalters im 
XIII. bis XV. Jahrhundert. Namentlich Italien war es, wo fie damals wieder 
theilweife in Betrieb gefetzt wurden. In Frankreich ergriffen Franz I. und Hein- 
rich. die Initiative zur Auffuchung und Wiedereröffnung der von den Römern 
einft benützten Brüche, um Material zur Ausfchmückung ihrer eigenen Refiden- 
zen zu erlangen. Heinrich IV. und Louis XIV. fetzten die erweiterte Anwen- 
dung diefer edleren Gefteinsforten in den Paläften von Verfailles, Louvre, 
Tuilletien; Trianon, Mally, Mewdon;und Fontainebleau fort. 
Während der durch die letztgenannten Monarchen eröffneten Bauperiode 
wurden getreu dem Motto: „L’&tatest moi“ die Brüche auf Koften des Staates 
betrieben und die Concurrenz durch Private unterdrückt. Alle Bedürfniffe, die 
etwa Privatbauherren an edlen Marmorarten hatten, find vom Staate befriedigt 
worden, da derfelbe Befitzer der Vorräthe war, die fchließslich Napoleon I. 
erfchöpfte. 
Diefe alten Brüche lieferten die unter den folgenden Namen bekannten 
Marmorforten: 
Sarrancolin, 
Campane, 
Blanc de St. Beat, 
Griottes, Departement Herault. 
Rouge antique, | 
Baniguedioice, 
Vert des Alpes. 
Gıand antique, Departement du Nord. 
Jaune de St. Beaume, Departement du Vär. 
Brocatelle et Jaune du Jura. 
Bräöche di Alep. (Bouche du Rhöne.) 
Diefe feit Louis dem XIV. nicht benützten Brüche wurden auch nach 
Erfchöpfung der daraus gewonnenen, unter ftaatlicher, vielmehr königlicher 
Verwahrung geftandenen Vorräthe vom Staate nicht wieder in Betrieb gefetzt. 
Die Privat-Induftrie fcheute fich, die Communicationswege in den induftrielofen 
Bergen wieder herzuftellen, und fo wurde der in Frankreich doch ziemlich 
orofse Bedarf an Luxusmarmor durch mehr. als 40 Jahre, feit unter Napo- 
Oo 
leon I. wieder eine Bau-Epoche begonnen hatte, mit fremdem, meift italieni- 
— 
Departement Pyrenäen. 
om 
Departement Aude. 
fchem Materiale befriedigt. 
Die vorzüglichften eingeführten fremden Sorten waren: 
la Bröche violette de Serravezza 
le Bleu fleuri 3 = 
le Bleu turquis 5 5 
le Jaune de Sienne 
le Portor de la Spezzia 
le Portor de le Levante. 
Der Marmorhandel wurde in diefer Periode nicht fehr rationell betrie- 
ben und die Waaren durch den Zwifchenhändler, der fich zwifchen den Stein- 
 
	        
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