2 Heinrich Wolf.
Das Vorurtheil, welches die Wiener Bildhauer gegen die Verwendung
diefes Steines als Statuenftein ftatt jenes von Carrara hegen, ift von den
Münchener Bildhauern längft überwunden. Auch in Wien dürfte eine energifche
Unternehmung diefem Steine volle Geltung zu verfchaffen wiffen. Herr Stein-
häufer erhielt die Verdienftmedaille. £ 2
Herr Torrelli Giulio in Rovereto (Südtirol) ftellte 50 Marmorforten
aus dem Jura Südtirol’s und des Etfchgebietes zwifchen Trient und Verona, in
prachtvollem Tableau, auf einem Sockel von Rosso di Trento und einem
bruno di Caftione aus. Diefe Stücke waren Quadrate von 20 Centimenter
Stärke, eine Seite gefchliffen und polirt, wobei die Wirkung der Farbentöne der
verfchiedenen Sorten, gut ftudirt, zur vollen Geltung gelangte Herr Tor-
relli erhielt die Verdienftmedaille.
Aus Südtirol wurden noch kryttallinifche Marmore, mehr oder weniger
ähnlich dem Laafer, von den Gebrüdern Schmidinger aus Göflan und von
Herrn Georg Mutfchlechner ein Marmor vonOber-Burgftein im Thale Tau-
zers, einem Seitenthale des Pufterthales, ausgeftellt.
Von letzterem Punkte waren Blöcke und Stiegenftufen, Gefimsftücke ver-
fchiedener Dimenfion und Bearbeitung vorgelegen.
Für Exploitirung diefes neuen Materiales ward Herrn Mutfchlechner
die.Verdienftimedaille zuerkannt.
i Die Dachfchiefer-Induftrie Oefterreichs, welcher in den jüngften
N Jahren eine bedeutendere‘ Aufmerkfamkeit zugewendet wurde, und welche
bisher nur mit geringem Capital, und meift nur von den Grundbefitzern (einzelnen
) Bauern) im Tagbruche betrieben wurde, erhebt fich allmälig auf jene Stufe, die
in die gleichen Induftriezweige am Rhein, in Belgien, Frankreich und England
feit langem innehaben.
Bekannt find die zahlreichen Brüche, welche zwifchen Olmütz und Trop-
pau und weiter in diefer Richtung gegen Jägerndorf in Oelterreichifch-Schlefien,
in mehreren Zügen des Culmfchiefers (der unteren und unproductiven Kohlen
formation angehörig) angelegt find. Diefe concentriren fich mehr und mehr in
fefter Hand.
Man unterfcheidet, den Lagern nach, einen unteren Klotz- oder Block-
fchiefer, deffen Schieferungs- und Spaltungsflächen mit der Schicht oder Ablage-
rungsfläche nicht parallel find, d. h. eine falfche Schieferung durch Seitendruck
hervorgebracht zeigen. Dann unterfcheidet man einen hangenderen Stock-
fchiefer, welcherzwar parallel derSchichtung fpaltet, aber in dickeren Schichten
bricht. Eine dritte Varietät bildet endlich der fogenannte Blattelfchiefer,
welcher ebenfalls parallel der Schichtung, aber vollkommen ebenflächig in fehr
dünne Platten fpaltet.
Diefe letztere Varietät ift diejenige, welche dem englifchen Schiefer
zunächft fteht und in der Qualität und Ebenflächigkeit die rheinifchen und
belgifchen Schiefer überholt.
Von den verfchiedenen Ausftellern verdienen hervorgehoben zu werden:
Die erfte öfterreichifch-fchlefifche Schieferbruchgefellfchaft
des A. Alfcher, J. Hanel & Comp. in Eckersdorf und Freihermersdorf
| bei Dorftefchen nächft Troppau.
| Diefe zeigten eine complete Sammlung lackirter Dachfchiefer und
nl Schieferfteine in allen Muftern, wie Tifch- und Billardplatten, Piffoireinfaffungen,
Pflafterplatten und kleinere Gegenftände wie Briefbefchwerer etc., zu verhältnifs-
mäfsig fehr billigem Preife wie z. B. Schieferplatte, 10 Fufs lang, 4 Fufs breit,
ı Zoll dick, um 35 fi.
An Dachfchiefern waren Schuppen, Quadratfteine und englifche Rechtecke
in den verfchiedenen Dimenfionen ausgeftellt. Die Mafchinenfchneiderei und
Schleiferei geftattet, billige Preife zu ftellen.